50 000 Kilometer in 64 Jahren

KLAUSEN. (cls) Nach 64 Jahren geht Maria Niersbach, Küsterin der Filialkirche St. Blasius in Krames, in den Ruhestand. Leicht ist ihr diese Entscheidung wahrlich nicht gefallen. "Eigentlich wollte ich schon mit 70 Jahren aufhören, aber ich habe diese Entscheidung immer wieder hinausgezögert", erzählt die inzwischen 76-Jährige.

Seit frühester Jugend versieht sie den Küsterdienst, den sie von ihrer Mutter vor 64 Jahren übernommen hat. Wenn ihre Mutter nicht zu Hause war, schickte der Lehrer sie oder eines ihrer Geschwister während des Schulunterrichtes zum Läuten in die nah gelegene Kirche. Maria Niersbach erinnert sich, dass früher oftmals das Glockenseil gerissen ist. Dann musste einer ihrer Brüder hochklettern und es wieder reparieren. Jahrzehntelang prägte das tägliche Glockenläuten ihren Tagesablauf. Dreimal am Tag waren die Glocken zu läuten, um 7 Uhr, 11.30 Uhr und abends nach Einbruch der Dunkelheit. Erst seit Mai 2006 hat die Kirche ein elektrisches Geläut. Aber zu ihrem Tätigkeitsbereich gehört auch die Reinigung der Kirche, Arbeiten um den Altar, der Blumenschmuck und das Läuten und Beten des Rosenkranzes, wenn ein Bewohner des Ortsteiles Krames verstirbt. Jeden Dienstag findet in der Filialkirche ein Gottesdienst statt. Früher, als die Schule noch am Ort war, gab es zusätzlich den wöchentlichen Schulgottesdienst. In Zeiten der Renovierung der Klausener Pfarrkirche wurde auch schon mal der Sonntagsgottesdienst nach Krames verlegt. Gelegentlich werden auch Hochzeiten und Taufen in der Filialkirche gefeiert. Und nicht zu vergessen die Blasiuskirmes Anfang Februar, bei der im Anschluss an die Messe Schweinsköpfe versteigert werden. Unglaubliche 50 000 Kilometer hat sie in den Jahren zwischen ihrem Haus und der Kirche zurückgelegt. Das ist eine Strecke länger als einmal um den Erdball. Dies hat Pater Karl-Josef Meyer anlässlich der Goldenen Hochzeit des Ehepaares Niersbach im November mitgeteilt. Auch er ist ihr sehr dankbar für die geleistete Arbeit: "Das Ehepaar Niersbach hat auch wesentlich daran mitgewirkt, dass die Krameser Bürger in Eigenleistung ihre Kirche renoviert haben." Durch Spenden finanziert konnten vor wenigen Jahren Außenfassade und Innenbereich erneuert werden. Langweilig wird es Maria Niersbach im Ruhestand sicher nicht werden. Neben ihrem Ehemann Eduard gehören drei Kinder mit Partnern sowie acht Enkel zur Familie. Bis vor kurzem hat sie noch als Lektorin in Klausen und beim damaligen Eine-Welt-Stand mitgewirkt, außerdem ist sie aktives Mitglied im Kirchenchor und in der Turngruppe. Jetzt hofft sie, dass die Kirche eine würdige Nachfolgerin findet, die ihre Arbeit weiterführt. Es könnte auch ein "Nachfolger" sein, aber sie zweifelt, dass dieser mit Blumenschmuck und Altarwäsche zurechtkommt. Falls sich niemand findet, dann macht sie eben weiter. Zumindest die Arbeit um den Altar, solange sie kann.

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