"Alleine sterben ist nicht schön"

Wittlich · Mit einer ungewöhnlichen Aktion haben drei Mitarbeiterinnen des Ökumenischen Hospizdienstes auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht. Sie wollen in Erinnerung rufen, dass die Themen Sterben und Sterbebegleitung alle angehen - auf eine Art, die wachrüttelt.

 Auch der Regen hält sie nicht von ihrer Aktion ab: Rosi Greweldinger, Maria Groß und Bianca Anzenhofer (von links). TV-Foto: Barbara Gollan

Auch der Regen hält sie nicht von ihrer Aktion ab: Rosi Greweldinger, Maria Groß und Bianca Anzenhofer (von links). TV-Foto: Barbara Gollan

Foto: (m_kreis )

Wittlich. Autofahrern und Fußgängern, die am gestrigen Montagmorgen in der Kurfürstenstraße in Wittlich unterwegs waren, bot sich ein nicht alltägliches Bild. Da steht eine Frau mit Regenschirm, um ihren Hals hängt ein Plakat mit der Aufschrift "Du musst sterben". Wer zu dieser frühen Stunde noch nicht richtig wach war, dürfte es in dem Moment, in dem er das liest, geworden sein. Zirka 50 Meter weiter steht noch eine Frau. Auf ihrem Plakat steht "Wann? Wo? Wie?" Und schließlich noch einmal 50 Meter weiter an der Ampel ist auf dem Plakat einer dritten Frau zu lesen: "Am Ende zählst Du" und kleiner darunter: "Ökumenischer Hospizdienst".
Eine mutige Entscheidung, auf die wichtige Arbeit des Hospizdienstes, auf diese Art und Weise aufmerksam zu machen. Maria Groß, hauptamtliche Mitarbeiterin, Bianca Anzenhofer, Pastoralreferentin des Dekanats Wittlich und die ehrenamtliche Mitarbeiterin Rosi Grewelding stellen sich ganz bewusst dieser Herausforderung. "Am 14. Oktober war der offizielle Deutsche Hospiztag. Wir tragen diesem Tag mit der heutigen Aktion Rechnung, aber wir wollen auch generell auf unsere Arbeit aufmerksam machen und allen ehrenamtlichen Helfern und allen, die uns mit Spenden unterstützen, damit danken", so Maria Groß. Die Reaktionen der Autofahrer und der wenigen Fußgänger, die an diesem kühlen und verregneten Morgen unterwegs sind, sprechen für sich. Die meisten schauen betreten zur Seite, eine Autofahrerin zeigt Maria Groß sogar den Vogel. "Es ist halt ein Tabuthema", sagt sie, "aber es geht nunmal wirklich jeden an."
Da geht es Rosi Grewelding an ihrer "Station" schon besser. Sie wird von einer Passantin angesprochen, die die Arbeit des Hospizdienstes schon selbst in Anspruch genommen hat und diese voll unterstützt. Ihrer Meinung nach hätte aber deutlicher werden müssen, von wem die Aktion ist. Genau das aber, so Bianca Anzenhofer, sei der Clou. So mache man sich mehr Gedanken. Sie hat zum Thema Gewalt gegen Frauen eine ähnliche Aktion gemacht und ist von der Nachhaltigkeit überzeugt. Als Pastoralreferentin und Seelsorgerin sorgt sie dafür, dass die ehrenamtlichen Helfer mit belastenden Situationen nicht alleine gelassen werden.
Auch sie muss an diesem Morgen mit Widerstand umgehen: Ein Herr von der Kreisverwaltung schaut vorbei um sicherzustellen, dass diese "seltsame Demonstration" nicht die öffentliche Sicherheit gefährdet. Schließlich spricht sie noch ein ausländischer Mitbürger an, der die Plakate nicht versteht.
Nachdem Bianca Anzenhofer ihn aufgeklärt hat sagt er: "Das ist gut. Alleine sterben ist nicht schön".Extra

Der Ökumenische Hospizdienst Wittlich wird gebildet aus: Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück e.V., Dekanat Wittlich, Ev. Kirchengemeinde Wittlich, Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Trier. Die mehr als 20 Hospizhelfer des Ökumenischen Hospizdienstes Wittlich begleiten seit rund 18 Jahren Schwerstkranke und Sterbende sowie deren Angehörige. Ziel des Zusammenschlusses ist ein verändertes gesellschaftliches Bewusstsein von Sterben und Tod. Die ehrenamtlichen Helfer erhalten eine fundierte Ausbildung für ihre Tätigkeit. Ein neuer Kurs mit 14 Teilnehmern hat gerade begonnen.bg Infos unter <%LINK auto="true" href="http://www.&#246" text="www.&#246" class="more"%> ;kumenischer-hospizdienst-wittlich.de und Telefon 06571/95633817.

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