Als würde aus Dreck Gold gemacht

In der Zentralkläranlage der Stadtwerke wird Wasser gereinigt. Dabei wird Energie verbraucht: 1,1 Millionen Kilowattstunden im Jahr, etwa so viel wie rund 315 Hauhalte brauchen. Zum Vergleich: Platten hat rund 340 Haushalte. Rund 40 bis 45 Prozent des Strombedarfs der Anlage werden bereits durch eigene Energiegewinnung abgedeckt. Neues Ziel sind möglichst 100 Prozent.

 Hier wird auch Energie „gemacht“: Die Zentralkläranlage aus der Vogelperspektive. Foto: Archiv Stadtverwaltung/Thomas Steinmetz

Hier wird auch Energie „gemacht“: Die Zentralkläranlage aus der Vogelperspektive. Foto: Archiv Stadtverwaltung/Thomas Steinmetz

Wittlich. 100 000 Euro für "die Energieoptimierung der Zentralkläranlage" will Stadtwerke-Chef Lothar Schaefer in diesem Jahr investieren, denn angestrebt wird, durch eigene Energieerzeugung Kosten zu sparen. Und Energie gewinnt man bereits selbst: Im Faulturm der Anlage enstehendes Gas wird gereinigt und damit ein Blockheizkraftwerk betrieben. "Dabei treibt ein Gasmotor zur Stromerzeugung einen Generator an.Siebenstellige Investition

Der vom Generator erzeugte Strom wird direkt in das Netz der Kläranlage eingespeist", erklärt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadt, "Und mit der Abwärme des Gasmotors werden sowohl der Faulturm als auch alle anderen Anlagenteile beheizt." So erzeuge man seit Errichtung der Zentralkläranlage 1997 bis zu 45 Prozent des Strombedarfs. Von den nun eingeplanten 100 000 Euro soll für etwa 30 000 Euro eine Studie erstellt werden. "Sie wird die komplette energetische Situation des Standorts und der Zentralkläranlage untersuchen und mögliche Varianten für die weitere energetische Ausrichtung kostenmäßig unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit darstellen", sagt Ulrich Jacoby. Ergebnisse erwarte man schon im Frühsommer, dann sollen Planungsleistungen vergeben werden, um mit Bau- und Montagearbeiten im Jahr 2009 beginnen zu können.Auf die Frage, welche weitere Energiegewinnung denn vorstellbar sei, sagt der Pressesprecher der Stadt: "In erster Linie soll versucht werden, die Gasausbeute des Faulturms unter anderem durch Co-Vergärung deutlich zu vergrößern. Unter Co-Vergärung versteht man die Behandlung von brauchbarem organischen Abfall aus Gewerbe und Industrie. Parallel dazu werden die Möglichkeit der Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser sowie hydromechanische Verfahren, etwa Turbinen, aber auch der Einsatz von Solarenergie untersucht." Auch Maschinentechnik wie Blockheizkraftwerk oder Brennstoffzelle werde überprüft:"Eine wichtiger Punkt in der Studie ist vor allem aber die Nutzung der bei der Herstellung des Stroms anfallenden Abwärme. Hier ist zum Beispiel an eine Klärschlamm-Trocknung mit zusätzlicher Klärschlamm-Vergasung gedacht", informiert der Pressesprecher, der auch die bisherigen Energiekosten bekannt gibt: 2004: 54 000 Euro, 2005: 59 000 Euro, 2006: 62 000 Euro. Für 2007 liegen noch keine Zahlen vor. Langfristig soll das neue Projekt den Bürgern zugute kommen, weil es die Betriebskosten der Kläranlage senkt, und das im Bereich der derzeit steigenden Energiekosten. "Eine Reduzierung der Betriebskosten wird sich natürlich auch direkt auf die Abwassergebühr auswirken. Bei der zu erwartenden Entwicklung der Energiepreise wird der Gebührenzahler von den Maßnahmen profitieren", sagt Ulrich Jacoby. Zu den Ausgaben für das Vorhaben gehe man davon aus, "dass es sich dabei um eine Investition im unteren siebenstelligen Bereich handeln wird." Auch seien Fördermittel beim Land Rheinland-Pfalz beantragt worden.Hintergrund Zahlen: Jährlich werden rund 1 500 000 Kubikmeter Schmutzwasser in der Zentralkläranlage gereinigt. Die gesamte Wassermenge, die der Kläranlage jährlich zugeführt wird - einschließich des Oberflächenwassers - beträgt rund 2 400 000 Kubikmeter. Täglich fallen auf der Kläranlage im Mittel etwa 4100 Kubikmeter Schmutzwasser zur Behandlung an, das sind 4,1 Millionen Liter. Wer sich für die Abläufe auf der Zentralkläranlage interessiert, findet einen bebilderten "Rundgang" mit allgemein verständlichen Informationen auf www.stadtwerke.wittlich.de

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