Amerika zu Gast in Wittlich: 19-Jähriger will nach Auslandsjahr in den USA möglichst viele Austauschschüler nach Deutschland holen

Wittlich · Robin Weber war als Austauschschüler in den USA. Die Zeit hat ihn so beeindruckt, dass er nun möglichst viele Austauschschüler nach Deutschland bringen will. Zunächst sucht er Gastfamilien auf Zeit - für einen dreiwöchigen Sprachkurs.

 Der 19-jährige Robin Weber hat ein Anliegen: möglichst viele Austauschschüler nach Deutschland zu holen. TV-Foto: Sebastian Klipp

Der 19-jährige Robin Weber hat ein Anliegen: möglichst viele Austauschschüler nach Deutschland zu holen. TV-Foto: Sebastian Klipp

Foto: (m_mo )

Das bislang spannendste Jahr seines noch jungen Lebens ist für den 19-jährigen Wittlicher Robin Weber das vergangene Schuljahr gewesen. Er ließ Familie und Freunde hinter sich und blickte aus einem kleinen Fenster noch einmal auf die Heimat zurück, während sich sein Flugzeug auf den Weg in Richtung Amerika machte. Dort lebte er für ein Jahr als Austauschschüler in Oxford.

Oxford liegt etwa eine Autostunde nördlich von Detroit im US-Bundesstaat Michigan. In der Stadt leben etwa 3500 Menschen. Zum Vergleich: Im Zelt auf dem Wittlicher Oktoberfest haben am Samstag rund 4200 Menschen Platz gefunden.

In Amerika lebte er in einer Familie mit drei Kindern. Der älteste Sohn war 18. "Das war schon krass - auf einmal hat man einen gleichaltrigen Bruder", erinnert er sich mit einem leichten Funkeln in den Augen. Das Funkeln hat er öfter - immer dann, wenn er von seiner Zeit in den Staaten erzählt.

Am meisten beeindruckt habe ihn der Zusammenhalt an den Schulen, der sogenannte "Highschool-Spirit". Robin engagierte sich dort in einem Team, das Roboter entwickelt hat, die bestimmte Aufgaben wie Kistenstapeln erledigen müssen. Mit diesem Roboter trat die Gruppe seiner Highschool dann gegen Teams von anderen Schulen an. Mit dabei: eine Delegation der Schule, die das eigene Team mit Schildern und Schlachtrufen anfeuerten. Robin kommt aus dem Erzählen nicht mehr raus. "Und dann haben wir noch ... - und dann war da noch..."Mehr Selbstbewusstsein


Er schöpft aus einer schier unermüdlichen Quelle toller Erfahrungen, die ihn aus jetziger Sicht in seiner Person gestärkt haben. "Ich bin viel selbstbewusster geworden", sagt er. Außerdem habe er keine Vorurteile mehr gegenüber Fremden. Oder um es mit Robins Worten zu sagen: "Ich habe ein besseres interkulturelles Verständnis entwickelt."

Den Wunsch, ins Ausland zu gehen, hatte Robin Weber schon vor drei Jahren. Eine Lehrerin hatte ihn darauf angesprochen, und er war gleich Feuer und Flamme. Direkt hat es allerdings nicht geklappt. Das lag an der fehlenden Vorbereitungszeit - auch für seine Eltern. 10 000 Euro kostet ein solches Austauschjahr. "Dafür muss man erst einmal sparen", sagt er.

Die hohen Kosten schrecken viele ab. Sie seien aber eine Hürde, die auch von Kindern aus bedürftigen Familien zu nehmen ist. "In dem Fall gibt es die Möglichkeit, ein Stipendium oder Teilstipendium zu bekommen", erzählt der 19-Jährige.

Das Geld benutzt die Organisation dazu, um die Flüge für die Schüler zu buchen - auch Busfahrkarten im Gastland werden davon bezahlt. Selber tragen muss ein Austauschschüler dann nur noch sein Taschengeld. Wohnung und Essen gibt es von der Gastfamilie.

Rund 1200 Schüler würden jährlich über die Organisation YFU (siehe Extra) den Schritt ins Ausland wagen, aber nur 600 Schüler besuchen Deutschland. "Das passt nicht", sagt Robin. Deswegen will er nun so viele Austauschschüler wie möglich nach Deutschland holen. Was er dazu braucht? "Gastfamilien." Zunächst einmal sucht er Familien auf Zeit.
Nächstes Jahr kommen zehn Schüler nach Deutschland. Damit die nicht ohne Sprachkenntnisse in ihre Gastfamilien gehen, möchte Robin vom 22. Januar bis 13. Februar einen dreiwöchigen Sprachkurs in Wittlich anbieten.

Für diese drei Wochen sucht Robin Familien, die einen der Schüler für die kurze Zeit bei sich aufnehmen. Das kann auch ein ganz guter Test sein, wenn man vielleicht einen Schüler für ein ganzes Jahr aufnehmen möchte, sich aber noch nicht sicher ist, ob das funktioniert.

Gastfamilie werden ist nicht schwer, verspricht Robin. Die Familie müsse vor allen Dingen eins haben: "Interesse und Neugier." Dann braucht es noch einen Platz zum Schlafen. "Das muss nicht einmal ein eigenes Zimmer sein", und ein warmes Essen am Tag.Keine Sonderbehandlung


Robin erzählt, dass Viele denken, sie müssten irgendein ausgefallenes Programm für den Neuankömmling auf die Beine stellen. "Bloß nicht", sagt er. "Die Schüler kommen nicht als Gäste, sondern als Familienmitglieder." Anfangs habe er in den USA nie die Spülmaschine ausräumen müssen. Er wollte aber keine Sonderbehandlung. "Ich hatte dadurch das Gefühl, dass ich nicht richtig dazugehöre."

Damit es zwischen Schüler und Familie keine allzugroßen Spannungen gibt, achtet die Organisation bereits im Vorfeld auf eine möglichst harmonische Auswahl. Dazu bekommen alle Beteiligten einen Fragebogen in die Hand, wo beispielsweise Details zur üblichen Freizeitaktivität abgefragt werden.

"Da schauen wir dann, dass die Sportler zu den Sportlern und die Tierliebhaber zu den Tierliebhabern kommen."
Wer Interesse hat, einen Austauschschüler für den dreiwöchigen Sprachkurs oder eventuell sogar für ein ganzes Jahr aufzunehmen, darf sich gerne bei Robin Weber, Telefon 06575/903272 oder 0157/58091180, melden.Extra

Die Organisation "Youth for Understanding" (YFU) regelt seit 1957 den Austausch von Schülern in mehr als 50 Ländern. Jährlich gehen etwa 1200 deutsche Schüler ins Ausland und 600 junge Menschen kommen nach Deutschland. Insgesamt hat die Organisation etwa 60 000 Schülern ein Jahr im Austausch ermöglicht. sek

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort