Anklage: Baby schwer misshandelt

Mit Knochenbrüchen, Blutergüssen und Verbrühungen kam ein Baby am 8. Juli 2008 ins Wittlicher Krankenhaus. Der Vater soll das im Mai 2008 geborene Mädchen misshandelt haben (der TV berichtete). Er steht ab Donnerstag, 8. Oktober, vor Gericht. Das Mädchen lebt mittlerweile bei Pflegeeltern.

Bernkastel-Wittlich/Trier. Sein Leidensweg endete vor über einem Jahr in einer Arztpraxis. Sechs Monate war das Mädchen damals alt. Es hatte viele, schwere, akute und zum Teil auch ältere Verletzungen. Der Kinderarzt schöpfte Verdacht, seine Kollegen in der Wittlicher Klinik ebenfalls: Kindesmisshandlung.

Das "Netzwerk Kinderschutz", eine Art Frühwarnsystem im Landkreis Bernkastel-Wittlich, griff sofort. Kreisverwaltung und Kriminalpolizei reagierten schnell. Den Eltern wurde am Tag, nachdem das Kind ins Krankenhaus kam, das Sorgerecht entzogen. Die Familie war zuvor dem Jugendamt völlig unbekannt.

Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. Der mittlerweile pensionierte Oberstaatsanwalt Horst Roos sagte bereits im August 2008: "Die Verletzungen waren so schwer, dass man ausschließen kann, dass sie ihm versehentlich beigebracht wurden." Rechtsmedizinische Gutachten hatten die Ursachen möglichst lückenlos aufzuklären. Nach mehr als einem Jahr beginnt nun am Donnerstag, 8. Oktober, beim Trierer Landgericht der Prozess. Angeklagt ist der 32-jährige Vater.

Die Vorwürfe: Durch Quetschung des Oberkörpers wurden dem Mädchen vier Rippen gebrochen. Außerdem erlitt es durch Gewalteinwirkung an Armen und Beinen Knochenbrüche. Insgesamt 15 Frakturen wurden diagnostiziert. Ebenso eine Verletzung der Hirnrinde. Zudem soll der Vater das Kind mit heißer Milch gewaltsam gefüttert und dabei verletzt und verbrüht haben. Und: In drei der Misshandlungsfälle, die zwischen dem 3. Juni und 8. Juli 2008 geschehen sein sollen, steht im Raum, der Mann habe den Tod des Babys in Kauf genommen. Kein Arzt wurde gerufen, obwohl das Kind heftig gewimmert und geschrien haben soll.

Nach der Verbrühung allerdings wurde das Baby zum Kinderarzt gebracht, der eine wichtige Entscheidung traf. Er wollte kein Risiko eingehen und ließ das Baby mit dem Rettungswagen nach Wittlich in die Kinder- und Jugendabteilung des Krankenhauses bringen. Damit war der Säugling in sicheren Händen. In der Klinik wurde das Mädchen wieder gesund.

Die Mutter durfte es im Beisein Dritter besuchen. Dass ihre Tochter keine Spätschäden davonträgt, ist reines Glück. Dass infolge der Kopfverletzung keine lebenswichtigen Funktionszentren des Gehirns verletzt worden sind, sei Zufall, heißt es vor dem Prozessauftakt. Die Anklage lautet nun auf Misshandlung Schutzbefohlener und versuchten Totschlag. Das mögliche Strafmaß reiche von einem Jahr bis 15 Jahre Freiheitsentzug, erklärte das Landgericht auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds.

Das Kind steht weiter unter Obhut des Jugendamtes und ist mittlerweile in einer Pflegefamilie untergebracht. Auch gegen seine Mutter wird noch ermittelt.

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