Außen Altes Rathaus, innen Museum

Der Kulturausschuss der Stadt hat zur Kenntnis genommen, dass es im Alten Rathaus neben dem Georg-Meistermann-Museum nicht noch eine Galerie für moderne Kunst gibt.

Wittlich. Tief in den Kellern auf der Suche nach Beschlüssen sei die Verwaltung gestiegen, sagte Bürgermeister Ralf Bußmer. Grund für die Expedition in das Reich der alten Akten war die abschließende Definition des Georg-Meistermann-Museums mit inhaltlicher Abgrenzung zum Alten Rathaus. Letztendlich fündig wurde die Verwaltung laut Bußmer nicht. Aus einzelnen Ratsbeschlüssen werde jedoch deutlich, dass es im Alten Rathaus allein das Museum gibt. Die Galerie sei darin aufgegangen.

Kleines Bonmot am Rande: In einem vom Kulturamt der Stadt herausgegeben Flyer ist von zwei getrennten Einrichtung im Alten Rathaus die Rede.

In der Mitteilungsvorlage wird jedoch ausgeführt, dass das Alte Rathaus lediglich die Hülle für die zu nutzenden Räume sei. "Hinter dem Begriff Altes Rathaus verbirgt sich keine eigene Einrichtung mit besonderer Ausrichtung."

Da nun diese Frage geklärt ist, steht auch fest, wer normalerweise Ausstellungen veranstaltet und auswählt: Kulturamtsleiter Dr. Justinus Maria Calleen. Diese Schlussfolgerung ergebe sich aus der Tatsache, das Calleen normalerweise nicht weisungsgebunden sei. Eine Ausstellung mit Werken von Hanns Scherl muss er trotzdem veranstalten. Damit hatte ihn der Bürgermeister beauftragt.

Grundsätzliche Kritik an der Arbeitsweise Calleens äußerte Franz-Josef Scherl. "Die Bevölkerung Wittlichs ist nicht ganz einverstanden, was im Meistermann-Museum angeboten wird", sagte das Ausschussmitglied.

Es könne nicht sein, dass mit den Ausstellungen allein eine elitäre Minderheit angesprochen werden.

In seiner Gegenrede verteidigte der Kulturamtschef seine Vorgehensweise. Er verwies darauf, dass Scherl mit seinem Musikkreis ebenfalls eine elitäre Zuhörerschaft anspreche. Es sei seine Aufgabe, herausragende Kunst im Museum zu präsentieren, sagte Calleen. Zudem gebe es nicht allein das Alte Rathaus als Veranstaltungsort, sondern auch die ehemalige Synagoge.

Bürgermeister Ralf Bußmer, sichtlich um das Glätten der Wogen bemüht, machte schließlich noch den Vorschlag, den bisherigen Namen des Museums so abzuändern, dass es zukünftig keine Irritationen mehr gibt. "Dazu bedarf es eines Antrags im Stadtrat", sagte er.

Meinung

Von Harald Jansen

Erfolgsmodell Verein

Das Meistermann-Museum ist und bleibt ein Reizthema. Zu sehr ist bei der sogenannten Scherl-Debatte auf emotionaler Ebene argumentiert worden. Zu tief sind die Gräben zwischen den Lagern. Daran ändert weder das wachsweiche Kultur-Konzept oder jedwedes messbare Ziel noch das Aktenstudium der Verwaltung etwas. Der im kommenden Jahr zu wählende Bürgermeister - egal, ob es Amtsinhaber Ralf Bußmer ist, oder ob es einen Nachfolger gibt - wird sich mit dem weiter unter der Oberfläche gärenden Streit auseinandersetzen müssen. Vielleicht sollte darüber nachgedacht werden, den Komplex der elitären bildenden Kunst in einen Verein auszugliedern. Ähnlich und erfolgreich ist der Stadtrat schließlich im Bereich Jazz und klassische Musik vorgegangen. Warum nicht auch bei den Werken Georg Meistermanns? h.jansen@volksfreund.de

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