Auf dem Spuren von Matthias Mehs

Wittlich · Die "Wittlicher Kulturtage" starten am kommenden Samstag in die siebte Runde. Bis zum 8. November präsentieren sechs Veranstalter unter dem Motto "Coming Home" ein vielseitiges Programm aus Musik, Kunst und Theater. Elke Scheid, Leiterin der Stadtbücherei seit 1992 und Kulturamtsleiterin seit 2011, hat mit dem TV über das Programm gesprochen.

Wittlich. In diesem Jahr ist Wittlich nicht nur Schauplatz, sondern auch Thema der Veranstaltungsreihe: In Texten, Bildern und Musik soll spürbar gemacht werden, wie das beispielhafte Engagement des Altbürgermeisters Matthias Joseph Mehs und der enorme wirtschaftliche Einfluss des Klosters Himmerod die Stadt geprägt und bereichert haben - buchstäblich und im übertragenen Sinn. Die mitwirkenden Künstler sind überwiegend Wittlicher und damit ein lebendiger Beweis für den kulturellen Reichtum der Stadt: "Wir zeigen eine Vielzahl von Talenten, die hier groß geworden sind und sich als Musiker oder Schauspieler einen Namen gemacht haben - aber auch solche, die aus unterschiedlichen Ländern nach Wittlich kommen und hier eine neue Heimat finden müssen", so Scheid.
Theaterworkshop für Toleranz



Der Kulturdialog mit Migranten ist Elke Scheid ein ganz besonderes Anliegen. Bei den diesjährigen Kulturtagen wird es dazu die Veranstaltung "Migration, Toleranz, Akzeptanz" geben. Dies sind die Themen, mit denen sich Kinder und Jugendliche unter der Anleitung der Theaterpädagogin Claudia Cartellieri auseinandersetzen und sich der Frage widmen, was "Zuhause" eigentlich für sie bedeutet. Die Ergebnisse werden anschließend im Haus der Jugend präsentiert. Der integrative Workshop richtet sich an Jugendliche ab zwölf Jahren und ausdrücklich auch an solche mit Migrationshintergrund. Allerdings ist dies unter den acht Veranstaltungen der Kulturtage die einzige in diesem Kontext.
Elke Scheid bedauert es, nicht mehr Programm zum interkulturellen Dialog anbieten zu können: "Es gibt hier unter den Migranten einfach keine Kulturgruppen, da haben wir in Wittlich eine Lücke." Zwar gebe es politische, religiöse und sportliche Initiativen, aber im Kulturbereich sehe es dünn aus. Speziell auf Migranten zugeschnittene Kulturangebote wie ein russischer Chor oder eine türkische Tanzgruppe seien in der Vergangenheit kaum angenommen worden, das Interesse dafür ist offenbar nur sehr gering. Hier sind neue Ideen gefragt, wie man die Wittlicher mit Migrationshintergrund noch besser ins Kulturleben der Stadt einbeziehen könnte.
Wandertheater im Haus Mehs



Welche Veranstaltung liegt Elke Scheid bei den diesjährigen Kulturtagen am meisten am Herzen? Keine Frage - natürlich "die Theaterkids".
Doch ganz besonders freut sie sich auch auf das Projekt mit der Musikerin Anne Kaftan und dem Schauspieler Manuel Klein, die sich dem "großen Wittlicher" Matthias Joseph musikalisch und szenisch nähern werden: "Vielleicht, weil es meine Idee war - und weil es in dieser umfassenden Form bis jetzt noch keine Veranstaltung zum Menschen Mehs gegeben hat", erklärt die Kulturamtsleiterin nicht ohne Stolz. Vermutlich sei sie auch deshalb darauf gekommen, weil sie von der Stadtbücherei aus immer den Blick auf das Haus Mehs und seinen Garten habe. Beides wird nun Veranstaltungsort, und während nebenan die Künstler schon beim Proben sind, verrät uns Scheid einige nähere Details: "Der erste Akt beginnt im Garten, der zweite Akt wird uns auf verschiedenen Stationen durch das ganze Haus führen, und zum Schluss finden wir uns wieder im Garten zusammen."
Ein "Wandertheater" nennt Scheid diese originelle Veranstaltungsform, die auch multimedial mit Filmen, Höraufnahmen, Texten und Musik experimentiert. Die Ideen hierzu haben sich erst nach und nach entwickelt. "Das wird auf jeden Fall ein ganz spannende Sache."
Weitere Informationen unter <%LINK auto="true" href="http://www.wittlicher-kulturtage.de" class="more" text="www.wittlicher-kulturtage.de"%>

Extra

Mit dem Motto "Coming Home" (engl. heimkehren) schlagen die Wittlicher Kulturtage 2015 einen anderen Weg ein als noch in ihren Anfängen 2004: Damals war es die Idee Uli Jaeckels vom Musikkreis, dass sich verschiedenste Kulturträger in Wittlich zu einem gemeinsamen, auf ein bis zwei Wochen konzentrierten "Crossing over der Künste" zusammentun und ausschließlich Künstler von außerhalb einladen. "In einer Studentenstadt mag so ein Konzept aufgehen, nicht aber für eine Kleinstadt", erklärt Elke Scheid die damals oft nur spärlich besuchten Veranstaltungen. Seither wurde immer weiter am Konzept gebastelt. Es war Hildegard Adams, die ehemalige Vorsitzende des Jazzclubs, die 2013 vorschlug, den Spieß einmal umzudrehen und gerade jene Künstler einzuladen, die aus Wittlich stammen und nach einer Weltkarriere nun in ihre Heimat zurückkehren. Elke Scheid ergänzte diesen Vorschlag dann durch die Idee, neben den "Heimkehrern" auch jenen eine Bühne zu geben, die ihre Heimat oft unter schwierigsten Bedingungen verlassen mussten und in Wittlich ein neues Zuhause suchen. Auch für sie soll es laut Scheid ein "Heimkommen" werden, eben ein "Coming home". ii

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