Auf den Spuren von Michelangelo

WITTLICH. (red) Am Anfang stand die Wasserprobe: Quellwasser, in welchem sich der Quarzsand nicht in Brei verwandeln durfte, das Wasser musste klar bleiben. Der Test fiel gut aus, so dass die Teilnehmer beim Fresco-Kurs der Volkshochschule Wittlich den Sand zur Herstellung verwenden konnten. Ein Erfahrungsbericht:

Auch Weißkalk sei geeignet, erklärt der "Meister", Professor Pio Vico aus Venetien seinen Schülern. Bevor es aber zur Praxis geht, erfahren die Kursteilnehmer, von einer Teilnehmerin perfekt vom Italienischen ins Deutsche übersetzt, Ausführliches über die alte Kunst der Frescomalerei und über die Vorbereitung des Unterputzes. "Fresco" bedeutet frisch, das heißt es kann nur auf frischer feuchter Wand gearbeitet werden. Selbst ein Meister kann nur einen Quadratmeter pro Tag malen. Professor Pio Vico zeigte die Technik, die bereits die großen alten Meister wie Giotto, Michelangelo und Raffael entwickelten und beherrschten. Die eigentliche "Arbeit" beginnt. Ausgerüstet mit Mundschutz, Gummihandschuhen und unempfindlicher Kleidung mischen die Teilnehmer den Mörtel: Quarzsand, Weißkalk und Wasser, das behutsam beigemischt werden muss, sowie eine handvoll Marmorpulver. Das Mischen erfolgt in Schweiß treibender Handarbeit mit der Maurerkelle. Die Masse muss leicht ölig aussehen

Nach etwa einer Stunde ist die richtige Konsistenz erreicht, die Masse muss leicht ölig aussehen. Dann kommt das Schwierigste. Der Mörtel wird auf die Wand, in diesem speziellen Fall, auf eine vorbereitete Holzplatte aufgebracht. Professor Pio Vico wechselt italienisch-temperamentvoll immer wieder vom einen zum anderen "non lishiare, non lishiare, dopo, dopo, pazienza…!" Nicht zu sehr glätten, nicht zu viel drücken und bei allem noch Geduld haben, wenn der Mörtel mal wieder an der Kelle hängen blieb und das Loch wieder neu gefüllt werden muss. Es treibt den Teilnehmern den Schweiß auf die Stirn. Jetzt heißt es warten, bis der Unterputz soweit angetrocknet ist, dass das eigentliche Malen beginnen kann.Viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl

Um diesen Zeitpunkt herauszufinden, bedarf es sehr viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Beides bringt Pio Vico in hervorragendem Maße mit. Fresco-Malereien und Morales sind sein Leben seit über 40 Jahren. Seine Werke findet man rund um den Erdball. Die am Vortag vom Motiv angefertigte Skizze übertragen die Teilnehmer 1:1 auf den Unterputz und dürfen endlich malen. Die Farbpigmente, alles mineralische Farben, bringt der Professor eigens aus Italien mit, ebenso das erwähnte Marmorpulver. Es wird gemischt, probiert, erneut gemischt, bis endlich der gewünschte Farbton erreicht ist. Voller Hingabe und mit Liebe zu Farben und Formen entstehen fantastische Stillleben und Porträts. Vico ist seinerseits von dem wie er sagt "sehr guten Ergebnis und dem technischen Verständnis" der Teilnehmer überrascht. Der Workshop ist für alle ein besonderes Erlebnis. Zum einen der intensive Unterricht, zum anderen die menschliche Art des Kursleiters, der stets mit Rat und vor allem mit Tat zur Seite steht. Die Inspiration und Kreativität, das Gelernte zu verfestigen, wird geweckt. Die Sprachkenntnisse in Italienisch, Englisch, Spanisch und Französisch werden aufgefrischt und erweitert. Zitat von Walter Feltes von der VHS: "Man hatte das Gefühl, irgendwo in Italien zu sein und nicht in einer Werkstatt in Wittlich."

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