Auf neuem Rasen kickt sich's besser

Binsfeld · Ein neuer Sportplatz der Oberklasse und trotzdem die öffentlichen Kassen geschont? Dem SV Binsfeld ist dieses Kunststück gelungen - aber nicht durch Magie und Zauberei, sondern dank eines enormen Eigeneinsatzes engagierter Mitglieder. So wurden in Binsfeld Eigenleistungen im Wert von zirka 150 000 Euro erbracht.

Binsfeld. Der Binsfelder Sportplatz im hellen Spätwinterlicht, der neue Rasenplatz wirkt trotz der Jahreszeit frisch und grün, am oberen Ende, unterhalb des Vereinshauses, absolvieren einige D-Juniorinnen des SV ihre Trainingseinheiten. Ihre Sportanlage fällt nicht nur durch den Rasen auf, sondern auch durch seine aufwendige "Infrastruktur" mit Trainer-/Betreuerlogen. Vor den Zuschauerwällen umrahmt ein erhöhter, gepflasterter und von Geländern eingegrenzter Rundgang das gesamte Spielfeld. Die neue Anlage löst einen 1986 gebauten Tennenplatz ab, der zuletzt wegen seiner verstopften Drainage nach Regenfällen einer Wasserwüste glich (der TV berichtete).
Bis zum Baubeginn im Januar 2014 war es ein langer Weg: SV-Vorsitzende Kerstin Zwilling und die Mitglieder des Sportplatzbaugremiums, Jörg Kröschel und Hans-Peter Liewer, erinnern sich an die schweren Anfänge, wobei sich die Finanzierung als Haupthürde erwies. "Durch die defekte Drainage unseres alten Tennenplatzes standen Spielabsagen nach Regenfällen auf der Tagesordnung", erklären sie. Schon 2001 habe man erstmals den Anlauf zu einem Neubau versucht. Doch der Versuch scheiterte: Trotz des Überflutungsproblems mit Unbespielbarkeit bei Regen sei der Platz 2001 in einem Gutachten als voll funktionsfähig eingestuft worden.
Acht Jahre später startete der SV Binsfeld einen neuen Versuch mit dem Antrag zum Bau eines Kunstrasenplatzes zum Kostenpunkt von damals 788 000 Euro allein für die Spielfläche. Jedoch zu spät, wie sich herausstellte. Kröschel: "Durch die neuen Bezuschussungskriterien von Bund und Kreis Bernkastel-Wittlich war ein Kunstrasenplatz nicht mehr finanzierbar - daher änderten wir die Planung und wichen auf Naturrasen aus."
So wurde aus Tenne Rasen, der Platz ist heute drei Meter breiter und einen Meter länger und im Niveau zwölf Zentimeter höher. Er besitzt eine neue Drainage und eine neue Beregnungsanlage. Durch die feste Umrahmung mit dem gepflasterten Rundgang vor den Zuschauerwällen entsteht eine gewisse Stadionatmosphäre.
Stolz sind die SV-er über die Tatsache, dass der tatsächliche Wert ihres neuen Platzes erheblich über den in Heller und Pfennig gezahlten Baukosten liegt. Und dies sei nur der hohen Eigenleistung geschuldet.
Im Detail gliedert der Verein die Finanzierung wie folgt auf: 160 000 Euro für den neuen Rasenplatz mit Erdarbeiten und Drainage. Dies sei das einzige, nur von einer fremden Fachfirma ausgeführte und mit Barmitteln finanzierte Gewerk gewesen. Anteil der Ortsgemeinde: 97 000 Euro, Beihilfe des Sportbundes: 21 000 Euro, Zuschuss des Kreises Bernkastel-Wittlich: 12 000 Euro und eigene Mittel des SV Binsfeld: 30 000 Euro.
"Das betraf nur den neuen Rasenplatz, nicht aber das aufwendige Drumherum", sagt Jörg Kröschel vom Baugremium. Dafür seien nochmals von den Vereinsmitgliedern Eigenleistungen durch kostenlosen Arbeits- und Maschineneinsatz in geschätzter Höhe von rund 150 000 Euro beigesteuert worden. Kröschel: "Der Gesamtwert der neuen Anlage beträgt demnach rund 350 000 Euro." Für vergleichbare, aber weniger aufwendige Sportanlagen liege der Preis bei voller öffentlicher Finanzierung im Schnitt bei 300 000 Euro. In Binsfeld habe dies die öffentliche Hand nicht mehr als 150 000 Euro gekostet.
Und dass der SV Binsfeld auf dem neuen Grün auch erfolgreich spielen kann, hat er ebenfalls bereits unter Beweis gestellt - mit einem Sieg der Heimmannschaft.Meinung

Wenn - dann aber richtig
Eigenleistungen bei Vereinsprojekten sind nie auf Euro und Cent genau einzuschätzen. Doch die Anlage in Binsfeld spricht für sich - die Kosten für den neuen Rasenplatz sind belegt. Danach hätte es der Verein mit ein paar einfachen Zuschauerwällen ringsum bewenden lassen können. Doch die Binsfelder Fußballfreunde wollten mehr nach dem Motto "wenn wir schon mal damit anfangen, dann aber richtig". So haben sie selber rangeklotzt und Hand angelegt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. mosel@volksfreund.deExtra

Viel Lob gibt es auf TV-Anfrage für das Engagement des SV von denjenigen, die öffentliche Gelder verwalten. "Sie haben von uns mit 12 000 Euro fast den möglichen Beihilfehöchstsatz erhalten, aber die Eigenleistung war ungewöhnlich hoch", sagt Kreispressesprecher Manuel Follmann. "Sehr gute Arbeit mit enorm hohem eigenem Einsatz" bescheinigt Ortsbürgermeister Walter Faber den Fußballfreunden. Und Sprecher Herbert Billen von der Verbandsgemeinde Wittlich-Land erklärt: "Der SV Binsfeld hat den Bau seiner Anlage in Eigenregie betrieben. Das heißt, die Bauausführung und Bauüberwachung lag allein beim Verein, nicht auf kommunaler Ebene." Die Höhe der Eigenleistungen lasse sich dabei nicht exakt bemessen. Verglichen mit anderen Sportanlagen seien die vom Verein angesetzten 150 000 Euro aber realistisch. f.k.

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