Auferstanden aus Ruinen

WITTLICH. Die Klosterruine Stuben an der Mosel ist mehr als ein steinerner Gruß der Geschichte. Josefine Wittenbecher hat sich auf Spurensuche in Archiven gemacht, und lässt die Steine jetzt sprechen. "Die Frauen von Stubben" heißt der neue historische Roman der Wittlicherin.

Die Vergangenheit lebt in alten Dokumenten, Briefen. Aus diesem historischen Puzzle ein bildhaftes Porträt einer Epoche am Beispiel eines Menschenschicksals zu rekonstruieren, das ist eine Leidenschaft von Josefine Wittenbecher. Zuletzt hat sie auf diesem Weg der Hexenverfolgung in der Region ein Gesicht gegeben: "Feuer am Fluss. Der Fall Eva Zeihen", heißt der Roman. Authentischer Kampf einer Frau

Jetzt beschäftigte sie sich wieder mit einem Frauen-Schicksal an der Mosel, springt aber vom Ausgang des Mittelalters in das 18. Jahrhundert. "Die Hexen war ich irgendwie satt", sagt die Autorin, "Dann meinte Professor Schaaf zu mir: ,Sie müssen unbedingt weitermachen.' Er hat mich auf Maria Theresia von Sohlern aufmerksam gemacht. Ohne ihn hätte ich das Buch nicht schreiben können." Maria Theresia von Sohlern war gegen ihren Willen in das zur Abtei Springiersbach gehörende Kloster Stuben gegenüber dem Calmont gebracht worden. Ihren authentischen und damals ungewöhnlichen Kampf für ein Leben außerhalb der Klostermauern schildert der Roman. "Was ist Menschen möglich, das ist mein Thema", sagt Josefine Wittenbecher, "Maria Theresias innerer Kern blieb unzerstörbar. So ist ihr das Wesentliche gelungen, nicht mehr dort gefangen zu bleiben, wo sie zugrunde gegangen wäre. Das hat mich bewegt." Die Wittlicherin hat die Briefe ihrer Hauptfigur gelesen, ist ihrer Spur in den Akten des Landesarchivs gefolgt. Viele der historischen Fundstücke hätte sie ursprünglich gerne ausführlicher im Roman dokumentiert. "Aber ich schreibe ja nicht für mich, sondern für die Leser, und für sie muss es spannend sein. Deshalb müssen unnötige Längen vermieden werden", sagt die Wittlicherin. Über 270 Seiten sind es dennoch geworden, und viele kursiv gedruckte Stellen sind als Original-Zitate aus den Archiven geblieben. Anderes als Ordensregeln im Sinn

Doch wie erweckt man all die Akten zum Leben, wie findet man die Brücken von Quelle zu Quelle? Ein Datum lieferte die Struktur der Geschichte über die Geschichte, die letztendlich zwei Frauen gegenüberstellt: Maria Theresia und die Meisterin von Stuben, Maria Ferdinanda. "Der Dezember 1755 war so ein Bindeglied. Für mich ist es ein Glücksfall, dass das Datum für zwei Personen wichtig war. Maria Theresia wurde damals geboren, und Maria Ferdinanda wurde die Meisterin des Klosters. Daraus hat sich der Aufbau des Romans automatisch ergeben", erzählt Josefine Wittenbecher. Ihr Buch sei aber kein "Frauenroman", zumal naturgemäß auch die Herren - von Kurfürst Clemens Wenzeslaus bis zum Prälaten von Springiersbach, dem Abt von Holtrop -, entscheidend für das Schicksal der widerspenstigen Klosterfrau sind. Apropos Kloster und Ordenswelt: "Die Herren Kavaliere hatten alles andere als die Ordensregeln im Sinn", sagt die Autorin, die im Roman auch den Verfall der Moral beleuchtet. Bei so vielen historischen Persönlichkeiten blieb aber dennoch Platz für die Fantasie. Josefine Wittenbecher hat eine Person erfunden. "Es ist ein bodenständiger Mensch der Mosellandschaft. Das ist meine Magd Elsjen, die mir ans Herz gewachsen ist", sagt die Autorin, "Alle Übrigen haben gelebt." Gelebt oder nicht, das spielt für die Leserin Josefine Wittenbechers übrigens keine wichtige Rolle: "Ich lese gerne Krimis von Donna Leon." Aber besonders gerne liest sie Biografien und, wer hätte es gedacht, dann doch: historische Romane. Wer die Autorin bei einer Buchvorstellung erleben will, hat dazu Gelegenheit am Donnerstag, 26. Oktober, 19 Uhr, in der Bibliothek des Priesterseminars in Trier; am Sonntag, 29. Oktober, 15 Uhr in der Tourist-Info Ediger und am Freitag, 17. November, 20 Uhr, in der Stadtbücherei Wittlich. "Die Frauen von Stuben" ist erscheinen im Porta Alba Verlag, Trier.

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