Aufgemacht - reingeschaut - zugemacht

Seit 1940 reißt die Diskussion um die römische Villa in Wittlich, einem herausragenden Zeugnis längst vergangener Tage, nicht mehr ab. Sie kann zu einer herausragenden Attraktion der Säubrennerstadt werden. Dafür aber muss noch so manches getan werden.

Wittlich. (gkl) "Sie ist ein prachtvolles Anwesen mit hohen Giebeln, erbaut an grünen Hängen über den lieblichen Fluten der Lieser, die murmelnd unten dahin strömt." Diese Worte legte Dr. Karin Goethert, kommissarische Leiterin des Landesmuseums in Trier dem römischen Dichter Ausonius in den Mund und meinte: "So etwa hätte der Poet die römische Villa in Wittlich wohl beschrieben, wäre er ihrer noch ansichtig geworden", sagt sie. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies der Fall war, ist aber sehr gering, denn nach heutigem Stand des Wissens war der Komplex nach dem Jahre 353 unserer Zeitrechnung, also nach den Germaneneinfällen schon nicht mehr bewohnt. Gewaltig groß war die Anlage in Wittlich und ist nach übereinstimmender Meinung der Archäologen in einem Atemzug zu nennen mit den Anwesen von Nennig und von Echternach. Allerdings: "Keiner anderen römischen Villa haben Natur und Menschenhand durch Zerstörung so zugesetzt, wie der Wittlicher Anlage", sagt Goethert. Was wir heute noch sehen können, bezeichnet sie als "spärliche Überreste." In 1600 Jahren haben Schatzsucher das Gelände immer wieder heimgesucht und Mutter Natur hat das Areal zurück erobert. Es wurde zwar immer wieder einmal von offizieller Seite gegraben und der Wert des Objektes festgestellt und bestätigt, aber wegen fehlender Mittel auch immer wieder zugeschüttet. Fast nach der Methode ‚aufgemacht, reingeschaut und wieder zugemacht‘.Erst der Wittlicher Architekt Claus Mehs richtete den Blick der Öffentlichkeit auf diesen Schatz, der da unter der Erde ruhte. Das Interesse wurde so groß, dass 1940 sogar die Trasse der Reichsautobahn zum Schutz der Anlage verlegt wurde. 20 Jahre später nahm man nicht soviel Rücksicht und setzte trotz heftigster Proteste die Pfeiler der Bundesautobahnbrücke mitten hinein in den Südflügel der Villa. Aber nicht nur Zerstörung kennzeichnen das Wittlicher Objekt. Es wurden Sicherungsmaßnahmen ergriffen, auch wenn diese noch unzureichend sind. Es gründete sich ein Förderverein, der aktiv ist, die Villa zu schützen. Der erste Vorsitzende, Ortwin Eich, findet dabei auch Unterstützung von öffentlicher Seite. "Ein Abwasserkanal der Autobahnbrücke war so verlegt, dass das Erdreich an der Villa weggespült wurde. Ein Anruf bei der Autobahnmeisterei genügte, und am nächsten Tag wurden die Abwässer umgeleitet", weiß er zu berichten. Ebenso geht es ihm mit der Kommune, wenn wieder einmal die Wiese um das Gelände gemäht werden muss. Von einem lang gehegten Wunsch, der jetzt endlich in Erfüllung ging, konnte seine Kollegin Dr. Elisabeth von den Hoff berichten. Mit gelb gestrichenen Holzpflöcken ist jetzt endlich das Areal unter der Autobahnbrücke abgesteckt worden. "Jetzt hat man wenigstens auf einer Seite endlich eine reale Vorstellung von den gewaltigen Abmessungen, die alleine schon das Haupthaus mit seinen 77 Metern Breite gehabt hat." Trotzdem bleibt noch vieles zu tun. Vor allem müssten Sponsoren gefunden werden, die die notwendigen Arbeiten unterstützenEin Ausstellung zum Thema ist bis 18. Januar 2008 in der Synagoge in Wittlich, dienstags bis sonntags von 14 bis 17 zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort