Aus dem Land von Dracula an die Lieser

Wittlich · In der Reihe "Ich bin Wittlicherin und komme aus ...." stellte Nicoleta Candet-Drautzburg ihr Heimatland Rumänien vor.

 Nicoleta Candet-Drautzburg im Gespräch mit Besucher Helmut Keil. TV-Foto: Christina Bents

Nicoleta Candet-Drautzburg im Gespräch mit Besucher Helmut Keil. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Wittlich "Die Rumänen sind stolze Menschen", so charakterisiert Nicoleta Candet-Drautzburg ihre Landsleute. Seit dem Jahr 2000 ist sie in Deutschland und hat inzwischen beide Staatsangehörigkeiten. Als Au-Pair-Mädchen kam sie nach Farschweiler (Kreis Trier-Saarburg) und hat dort auf drei Kinder aufgepasst. Später lernte sie an der Uni Trier, wo sie als Diplom-Kauffrau abgeschlossen hat, ihren Mann kennen. In ihrem Vortrag, der im Rahmen der interkulturellen Woche von Landkreis und Beirat für Migration und Integration stattfand, beschrieb sie die Geschichte, die Landschaft und Kultur des Landes. Sie ging auf die antikommunistische Revolution sowie ihre Kindheit in Rumänien ein.
Zudem berichtete sie über die aktuelle Entwicklung dort. Das Land hat 19 Millionen Einwohner, ist von der Fläche her kleiner als Deutschland. Bukarest ist die sechstgrößte Stadt der europäischen Union. Rumänien hatte früher drei Fürstentümer, Siebenbürgen, die Walachei und Moldau. Sie selbst ist im Kommunismus aufgewachsen und als Kind ist ihr das nicht schlimm vorgekommen. "Es ist bei uns halt nichts passiert. Auf unsere Uniformen, die wir schon im Kindergarten und in der Schule tragen mussten, war ich damals stolz. Und es gab sehr viel Propaganda im Radio und im täglich zweistündigen Fernsehen."

Weiter berichtet sie: "Man musste sich für alles anstellen, beispielsweise für Brot. Aber das Brotauto kam wann es wollte, mal um 11 Uhr, mal um 14 Uhr, oder gar nicht. Ich und meine Freundinnen überbrückten die Wartezeit mit Spielen, deshalb war das für uns kein Problem und wir haben nicht verstanden, warum die Leute immer so geschimpft haben."
Als die Revolution kam, hatten die Rumänen erst einmal Angst, was kommen würde. "Wir waren zentralistisch organisiert, unsere Produktivität war egal, alle hatten Arbeit und Sicherheit. Jetzt waren wir verwirrt", beschreibt sie die damalige Situation. Sie selbst fing an, in einem Waisenhaus zu arbeiten. Sie konnte gut Englisch hat für die Engländer übersetzt, die damals kamen, um sich um die Waisenkinder zu kümmern, bevor sie als Au-Pair nach Deutschland kam.
In Rumänien leben 90 Prozent Rumänen, dazu kommen Ungarn und Roma. Bei den Roma gibt es sehr arme und sehr reiche, die sich palastähnliche Häuser bauen. Im Land selbst begegnet man oft noch einfacher Landwirtschaft, bei der mit dem Karren und Pferd gearbeitet wird.
Besonders an Rumänien sei die Klosterkultur im Gebiet der Moldau, wo auch die rumänische Volkskunst sehr lebendig ist. "Die Rumänen sind sehr fromm. Im Kommunismus durften sie das nicht sein, vielleicht ist das deshalb so", vermutet sie.
In der Tradition der Rumänen spielen Bären eine große Rolle. Am 31. Dezember wird beispielsweise in Bärenfellen getanzt - in der Annahme, dass die Energie des Bären auf die Träger des Fells übergeht.
Nicoleta Candet-Drautzburg glaubt an die Zukunft des Landes, denn touristisch entwickele sich vieles. Ein Anziehungspunkt sei natürlich Schloss Brau, wo Graf Dracula herkommt. Er ist in Rumänien ein Symbol für Gerechtigkeit.
Aber auch im Bereich des Computerwissens sei das Land sehr weit. Es gebe zum Beispiel sehr gutes, schnelles Internet. Kritisch sieht die Referentin Korruption und Armut.
An Wittlich schätzt sie, die Menschlichkeit und den Respekt, den man sich hier entgegenbringt: "Ihnen fällt das wahrscheinlich gar nicht mehr auf, aber das ist nicht selbstverständlich."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort