Ausdruckskraft und Struktur finden

Vor den Sommerferien ging es für freiwillige Teilnehmer einer Kunst-AG des Cusanus-Gymnasiums drei Vormittage lang hinter Gitter. Sie lernten gemeinsam mit Insassen der Jugendstrafvollzugsanstalt malerische Techniken. Das koedukative Projekt brachte allen neue Einsichten.

 Schüler des Cusanus-Gymnasiums nehmen in der Jugendstrafvollzugsanstalt an einem Kunstprojekt gemeinsam mit Strafgefangenen teil. TV-Foto: Angelika Koch

Schüler des Cusanus-Gymnasiums nehmen in der Jugendstrafvollzugsanstalt an einem Kunstprojekt gemeinsam mit Strafgefangenen teil. TV-Foto: Angelika Koch

Wittlich. (ako) Seit 2001 engagiert sich Oberstudienrat Manfred Schmitt für die Kunst im Knast: "Für die Strafgefangenen ist es wichtig, dass sie eine neue Ausdrucksmöglichkeit für sich finden. Die Zufriedenheit darüber stärkt ihre Motivation und gibt ihnen Struktur", erläutert er die Philosophie des Projektes, das wiederum Elftklässlern Einblicke in den modernen Strafvollzug bietet. "Wir machen im Vorfeld eine Informationsveranstaltung für die Schüler. Manche entscheiden sich dann gegen die Teilnahme, weil ihnen das Gefühl, stundenweise eingesperrt zu sein, zu viel Unwohlsein bereitet." Andere wie Sebastian, der an dem Kunstprojekt teilnimmt, machen sehr positive Erfahrungen: "Wir sprechen mit den gleichaltrigen Jugendlichen im Knast ganz offen über das, was sie getan haben, und was sie hier erleben. Es geht dann um Reue oder um ihre Zukunftsperspektiven. Uns Schülern tut es gut, ihnen auch ein Stück weit neue Orientierung mitgeben zu können." Dass nicht selten strafgefangene Jugendliche durch diesen Kunst-Workshop dauerhaft ein Talent in sich selbst entdecken, bestätigt Anstaltsleiter Otto Schmid: "Die Teilnehmer inspirieren einander. Für unsere Jugendlichen ist das Malen oft ein Weg zurück zu einem besseren Gefühl für sich selbst, es macht ihnen Appetit darauf, etwas durchzuziehen." Oberstudienrat Schmitt schildert, dass die Schüler zumeist das Lerntempo vorgeben und die Strafgefangenen sich daran anpassen: "Sie lernen das Malen und Aquarellieren gemeinsam mit den Schülern als Möglichkeit kennen, etwas aktiv zu gestalten und nicht nur passiv zu konsumieren." Jeder könne sich die Bildmotive nach seinen eigenen Fähigkeiten auswählen.Jugend-JVA hofft auf Fortsetzung des Projekts

Die Ergebnisse dieser künstlerischen Arbeit hängen im Besucherbereich der Jugend-JVA. Sie zeigen, dass etwa Visualisierung, Perspektive und Aquarelltechniken in der kurzen Zeit des Kunstprojektes erfolgreich vermittelt werden und den Teilnehmern ein nachhaltiges Können bescheren. "Wir wünschen uns, dass wir Ehrenamtliche finden, die den Kunstunterricht auch über das Sommerprojekt mit dem Cusanus-Gymnasium hinaus weiterführen", hofft Schmid auf Unterstützung.

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