Ausgetanzt - Der letzte Walzer verklingt

Das Landhaus Schömann in Klausen war ein über die Kreisgrenzen hinaus bekanntes Tanzcafe und beliebte Anlaufstelle für Reisebusse. Jetzt haben die Schömanns ihr Lokal geschlossen.

 Zum letzten Mal spielen sie zum Tanz auf, Ingo und Lotte Schömann schließen ihr Tanzcafe. Sie hoffen, dass sich jemand findet, der die entstehende Marktlücke entdeckt und diese Art Schlager- und Volksmusik weiterspielt. TV-Foto: Claudia Schmitt

Zum letzten Mal spielen sie zum Tanz auf, Ingo und Lotte Schömann schließen ihr Tanzcafe. Sie hoffen, dass sich jemand findet, der die entstehende Marktlücke entdeckt und diese Art Schlager- und Volksmusik weiterspielt. TV-Foto: Claudia Schmitt

Klausen. (cls) Rund fünfzig rüstige Damen und Herren bewegen sich im Dreivierteltakt auf der Tanzfläche. Sie sind gutgelaunt, aber trotzdem liegt ein Hauch von Wehmut in der Luft. Denn heute tanzen sie hier zum letzten Mal. Das Landhaus Schömann schließt seine Pforten.Das Besondere an dem Lokal war nicht nur das gute Essen, sondern vor allen Dingen seine singenden Gastwirte. 1977 brachte der passionierte Musiker Ingo Schömann seine Frau Lotte dazu, mit ihm zusammen in namhaften Tanzlokalen zu musizieren. Das funktionierte so gut, dass sich das Ehepaar fünf Jahre später entschloss, ein eigenes Gasthaus zu eröffnen und dort zum Tanz einzuladen.Das Konzept ging auf. Jeden Samstagabend, anfangs zusätzlich noch jeden Sonntag, begann Ingo Schömann um 20 Uhr mit Keyboard und Gesang, während seine Frau Lotte zunächst in der Küche arbeitete. Erst wenn der letzte Gast mit Essen versorgt war, begleitete sie ihren Mann musikalisch bis zum Kehraus. Das funktionierte vorzüglich. Die Tanzabende waren schon Tage im Voraus ausgebucht. Immer mehr Reisebusse fanden sich im Landhaus Schömann ein, um dort ihren Tagesabschluss zu machen.Die Gastwirte bauten sich mit ihrer freundlichen Art ein Stammpublikum auf, das ihnen bis zum letzten Tag treu blieb. Und das sie folgerichtig auch frühzeitig in Kenntnis setzten, dass sie nun aus Altersgründen schließen werden.Für viele war das zunächst einmal ein Schock. So auch für Ernst und Waltraud Karen aus Furschweiler bei St. Wendel. Seit 23 Jahren kamen sie jeden Samstag angereist und legten dabei eine Strecke von 165 000 Kilometern zurück.Auch Brunhilde und Franz Schenk aus Hetzerath sind traurig über die Schließung: "Für uns geht ein Lebensabschnitt zu Ende. Wir bedauern zwar, dass sie aufhören, aber wir gönnen es ihnen." Sie sind Stammgäste seit der ersten Stunde. Und auch das war üblich im Landhaus Schömann: Am letzten Abend hat Josef Glücklich Geburtstag. Er wird 69, und er feiert mit seiner Frau Erna dort, wo er seit 14 Jahren hinfährt. Ingo Schömann stimmt das Geburtstagsständchen an. Alle Stammgäste gehen zu Josef Glücklich und gratulieren ihm.Also stimmt das, was Lotte und Ingo Schömann sagen: "Wir waren wie eine große Familie. Es ist gleich aufgefallen, wenn mal jemand fehlte."Die Entscheidung zur Schließung ist ihnen nicht leicht gefallen. "Aber einmal muss Schluss sein", sagen sie. Die Räume wollen sie zu Wohnungen umbauen. Die beiden Enkel Tobias und Noah freuen sich schon, dass die Großeltern in Zukunft auch mal am Wochenende für sie Zeit haben.Auf der Tanzfläche drehen sich die letzten Paare. Der letzte Walzer verklingt. Aber die Erinnerungen an die schönen Abende bei Schömanns werden bleiben.

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