"Bammel" vor dem Lehrer

Tilman Röhrig wuchs als Sohn einer Pfarrers in Thalfang auf. Bei einer Lesung vor fast dreißig Jahren erzählte Röhrig den Schülern der damaligen Hauptschule von seiner Jugend.

 Der Autor Tilman Röhrig bei einer Lesung in Trier. TV-Foto: Archiv/Melanie Wollscheid

Der Autor Tilman Röhrig bei einer Lesung in Trier. TV-Foto: Archiv/Melanie Wollscheid

Thalfang. Vor fast dreißig Jahren fand in der Hauptschule Thalfang die erste "Autorenlesung" statt. Rektor Edwin Klee hatte den uns noch unbekannten jungen Schriftsteller Tilman Röhrig eingeladen, der in einer achten Klasse aus seinem Buch "Thoms Bericht" vorlas. Ich bin noch heute froh, dass ich … während dieser Lesung anwesend sein konnte, denn daraus entwickelte sich ein wachsendes Interesse an diesem Autor und seinen Büchern, zumal er sich später immer mehr historischen Themen widmete, die mich persönlich sehr stark interessieren. Nach den einleitenden Sätzen, in denen sich Thom den Lesern als rothaariger, sommersprossiger "Außenseiter" vorstellt, folgten die entscheidenden Sätze, die uns alle hellhörig machten: "Wir wohnten in einem Dorf im Hunsrück. Thalfang heißt es. Mein Vater war damals Dorfpfarrer. Er hat im Krieg seinen rechten Arm verloren, aber es scheint ihm nichts auszumachen. Später war noch die Rede vom "Schock", dem Felsen an der Hunsrückhöhenstraße, auf dem das Kriegerdenkmal steht. Nicht nur Thom zog sich dorthin zurück, wenn er alleine sein wollte, alle Thalfanger Jungen spielten oder rauchten dort verbotenerweise, ohne vom Dorf aus gesehen zu werden. Mehr als erstaunt waren dann die Zuhörer, als sich herausstellte, dass Tilman Röhrig in der Figur des Thom von seiner eigenen Kindheit in Thalfang erzählte. Noch größer war allerdings die Verwunderung der Schüler, als sich herausstellte, dass der eigene Deutschlehrer, Herr Klee, der im Buch genannte Lehrer von Thom (= Tilman Röhrig) im ersten Schuljahr war. In diesem Zusammenhang gestand der Autor auch, nicht ohne einen gewissen "Bammel" die Einladung nach Thalfang angenommen zu haben. In zahlreichen späteren Lesungen machte Tilman Röhrig immer wieder deutlich, wie wichtig die wenigen Jahre in Thalfang für seine Entwicklung als Mensch und als Schriftsteller waren. Mehr von der Jugend Tilman Röhrigs lesen Sie nächste Woche in einer weiteren Dorfgeschichte. Dieser Text ist ein Auszug eines Aufsatzes von Elmar Ittenbach aus der Jubiläumsausgabe des "Schellemann", der Zeitschrift des Kulturgeschichtlichen Vereins im Hochwald.

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