Bankfiliale in die Luft gesprengt: "Ich hab gemeint, der Krieg wär' ausgebrochen!"

Großlittgen · Nach der Explosion in Großlittgen sind die Anwohner geschockt. Am Dienstagmorgen riss ein lauter Knall die Menschen aus dem Schlaf. Unbekannte Täter hatten offenbar die Filiale der Volksbank in der Wittlicher Straße gesprengt.

"Ich hab gemeint, der Krieg wär‘ ausgebrochen!" Sonja Neumes aus Großlittgen kann es noch nicht fassen. Mit zitternden Händen steckt sie sich eine Zigarette an. Die 50-Jährige wohnt direkt neben der Volksbank-Filiale in der Wittlicher Straße, die in der Nacht zum Dienstag durch eine Explosion zerstört wurde. "Um drei Uhr in der Nacht gab es einen lauten Knall. Als ich vor die Tür ging, sah ich, dass Trümmerteile auf meinem Auto lagen. Das Auto ist Schrott - das war der erste Wagen, den ich mir neu gekauft hatte", sagt Neumes.

Die Anwohnerin hatte Glück im Unglück. Bei der Explosion wurden keine Menschen verletzt, wie Polizei-Pressesprecher Karl-Peter Jochem erklärt. Der Innenraum der Volksbank-Filiale ist nur noch ein Trümmerhaufen. Kabel hängen von der Decke herunter, eine Fensterfront und die ihr gegenüberliegende Mauer wurden von der Wucht der Explosion nach außen gedrückt. "Das ganze Gebäude hat sich wahrscheinlich kurz gehoben und wieder gesetzt", sagt Jochem. Dabei sei auch der Wagen der Nachbarin zur Seite gedrückt worden. Die Filiale ist ein Anbau an ein historisches Fachwerkhaus, das an der Wittlicher Straße liegt.

Ortsbürgermeister Karl-Heinz Hubo erläutert, dass das Gebäude erst 2002 für 150.000 Euro gebaut worden sei. Es ist im Besitz der Ortsgemeinde, die es mit dem alten Fachwerkhaus an die Volksbank vermietet hat. Noch in der Nacht rückten Technisches Hilfswerk und Feuerwehr aus, um das Gebäude zu sichern. Da Einsturzgefahr bestand, wurde die Decke des Innenraums mit zahlreichen Stahlstützen unterfangen.

Erst dann konnte die Spurensicherung der Kriminalpolizei ihre Arbeit aufnehmen. "Das sind bürgerkriegsähnliche Zustände," sagt Michael Hoeck, Vorstandssprecher der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank in Wittlich. Das sei eine neue Qualität: "Das ist die erste Vollsprengung im Landkreis. Es sieht hier aus wie nach einem Bombenangriff. Der Verlust an Material und Geld ist ersetzbar. Aber dass diese Täter das Risiko in Kauf nehmen, Menschenleben zu gefährden, macht uns Angst."

PCs, Geldautomaten, Kontodrucker - alle Gerätschaften der Filiale und die Inneneinrichtung seien zerstört, ein "Totalverlust", so Hoeck. Die Höhe des Bargeldbetrags könne man erst nach der Spurensicherung feststellen. Einige Scheine hätten noch in den Trümmern gelegen.
ormalerweise seien die Geldautomaten mit mehreren Zehntausend Euro gefüllt. Die Polizei geht davon aus, dass die Täter eingebrochen sind und dann den Bankautomaten gesprengt haben. Es gibt erste Hinweise, dass ein in Kasel bei Trier gestohlener Skoda bei der Tat benutzt worden ist.

An der Sicherung des Gebäudes und der Räumung der Trümmer waren eine Einheit des Technischen Hilfswerks Wittlich mit acht Mann und die Feuerwehr Großlittgen mit 16 Mann beteiligt. Ob das Gebäude abgerissen werden muss, steht bislang noch nicht fest. Wie es weiter geht, ist noch unklar. Ortsbürgermeister Hubo will sich aber dafür einsetzen, dass es auch weiterhin im Ort eine Bankfiliale geben wird.

Hinweise an die Polizei in Trier, Telefon 0651/9779-2290.

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