Bauarbeiten am Rivenicher Friedhof - Römische Ziegel als Bauschutt entsorgt

Rivenich · Bei Erdarbeiten am Friedhof Rivenich sind Tonziegelreste aus der Römerzeit freigelegt worden. Den "Bauschutt" ließ die Gemeinde entsorgen. Ein Experte der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz in Trier kritisiert, dass die Funde nicht gemeldet wurden.

 Für die Anlage des Rasengräberfeldes musste Erdreich abgetragen werden. Florian Bier ärgert sich, dass dabei die gefundenen Tonziegelreste nicht gesichert wurden. TV-Foto: Winfried Simon

Für die Anlage des Rasengräberfeldes musste Erdreich abgetragen werden. Florian Bier ärgert sich, dass dabei die gefundenen Tonziegelreste nicht gesichert wurden. TV-Foto: Winfried Simon

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"

Rivenich. Etwa 10 mal 15 Meter misst die Fläche am Rande des Rivenicher Friedhofs. Dort wird die Gemeinde Rasengräber anlegen. In der Mitte steht bereits eine Stele, auf der die Namen der Verstorbenen eingraviert werden. Das Wiesengrundstück musste etwa 60 Zentimeter tief ausgegraben werden.
Was bei dem Aushub vor wenigen Wochen zutage trat, ist für die einen Bauschutt, für andere sind das aber interessante Relikte aus der Römerzeit. Florian Bier aus Trier, gebürtiger Rivenicher, erfuhr von seinem Vater Edwin, dass bei den Erdarbeiten möglicherweise Steine oder Ziegel aus der Römerzeit gefunden worden seien.
Florian Bier fuhr zum Friedhof und entdeckte dort noch einige vier bis fünf Zentimeter dicke Tonziegelreste und eine mit Kalkbeton verbundene Schiefermauer. Bier: "Selbst für Laien sind die Funde eindeutig als Überreste eines Bauwerkes zu erkennen." Doch die Gemeinde hatte den Aushub bereits zu einer Recyclingfirma transportieren lassen. Eine Untersuchung der Funde ist jetzt nicht mehr möglich.
Bier schaltete die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz in Trier ein. Dr. Hans Nortmann, Leiter der archäologischen Denkmalpflege, sagt: "Der Ortsbürgermeister hat sich falsch verhalten, denn er wäre verpflichtet gewesen, die Funde zu melden."
Nortmann schränkt aber gleichzeitig ein: "Wir als archäologische Denkmalpflege hätten die Baumaßnahme nicht stillgelegt, da die Nutzung des Friedhofs - auch zur Neuanlage von Gräbern - dadurch nicht infrage gestellt wird. Der Friedhof genießt planungsrechtlich Bestandsschutz. Aber man hätte zweifellos in der frisch geöffneten Fläche noch mehr Informationen registrieren können, als dies jetzt der Fall ist."
Nortmann verweist zudem auf zwei Artikel in der "Trierer Zeitschrift" aus den 1940er Jahren. Sie befassen sich mit Funden aus der Römerzeit exakt an der Stelle, wo jetzt die Rasengräber angelegt werden. Den Hinweis gab der damalige Rivenicher Lehrer König. 1941 wurden nach Angaben Königs nördlich des Friedhofs römische Ziegel, Marmorfragmente und andere Baureste ausgepflügt. Ein Jahr später entdeckte man außerdem Mauerreste von acht zusammenhängenden Räumen mit teils noch erhaltenen Estrichböden.
Für Nortmann steht sehr sicher fest, dass diese Bauten, vermutlich ein römischer Gutshof, bis in den Bereich des Friedhofs hineinreichen.
Auch in der Chronik von Rivenich ist dieser Fund beschrieben.
Ortsbürgermeister Peter Knops kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Knops: "Wir reden über loses, aufgeschüttetes Material. Was soll man da schützen?"
Außerdem gibt er zu bedenken, dass die Friedhofserweiterung erfolgte, nachdem Lehrer König über die Funde berichtete. Knops: "Warum hat man seinerzeit mit diesem Wissen die Friedhofserweiterung überhaupt genehmigt?"
Ihm persönlich habe bislang noch keiner vorgeworfen, falsch gehandelt zu haben.Extra

 Solche Tonziegelreste kamen bei den Erdarbeiten zutage. Foto: privat

Solche Tonziegelreste kamen bei den Erdarbeiten zutage. Foto: privat

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"

Liebe Kinder, viele von euch haben sicher schon einmal die Porta Nigra in Trier gesehen. Die Römer haben es vor rund 2000 Jahren als Stadttor gebaut. So wie die Porta Nigra gibt es noch andere Baudenkmäler aus der Römerzeit in unserer Region. Vieles ist noch unter der Erde begraben. Immer wieder stoßen Bauarbeiter, wenn sie tief graben, auf Funde, die von den Römern stammen. sim

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