Blick auf Wittlich: von St. Martin bis zum Advent

Wittlich · Ein misslungener St. Martinszug, Zahlen fürs Parken an Adventssamstagen, die Miete für Weihnachtsbuden, die Zukunft der Jugendarbeit, das Gedenken an Wittlichs Bombardierung vor 70 Jahren: Die teils ungeplanten Themen in der jüngsten Sitzung des Stadtrats waren vielfältig.

Ein drei Zentimeter hoher Papierstapel liegt vor den Stadträten. Doch in der Sitzung mit der umfangreichen Tagesordnung am Dienstagabend geht es auch um ungeplante Themen, die nicht vorab dokumentiert sind, so zum Beispiel den St. Martinszug. "Der diesjährige Zug war die Krönung: Der St. Martin ritt schnell vorweg, das Blasorchester war nicht zu hören. Und weder die Stadt selbst noch die Geschäfte haben es geschafft, dass die Beleuchtung aus ist. Das Martinsfeuer ist nicht angegangen, aber warum muss man auch das Holz drei Tage vorher aufschichten, damit es nass werden kann", fragt Stephan Lequen, Grüne. "Ich stimme Ihnen hundertprozentig zu", so Bürgermeister Joachim Rodenkirch, der Besserung verspricht und eine Anekdote beisteuert. Als in der St. Markuskirche die Kinder auf den Umzug eingestimmt worden seien, sei unverhofft St. Martin hereingekommen. Pfarrer Bruno Comes habe ihn einbinden wollen. Die Reaktion von St. Martin: "Ich sag\' nix."

Auch die neuen Parkgebühren sorgen nicht für Begeisterung insbesondere bei den Wittlicher Geschäftsleuten. Deshalb will die FDP per Eilantrag erreichen, dass an den kommenden Adventssamstagen kostenlos in Wittlich geparkt werden darf. Thomas Losen, FDP, erklärt, man wolle zunächst ausschließlich für die kommenden vier Adventssamstage einen Gebührenerlass erwirken. Damit könne die Stimmung der Wittlicher Geschäftsleute etwas aufgehellt und damit auch für einen Einkauf in Wittlich geworben werden. Mit sieben zu 22 Stimmen wird der Eilantrag abgewiesen.

Der Wittlicher Weihnachtsmarkt, alias die Wittlicher Weihnachtstage, beschäftigt einen Bürger, dessen Schwiegermutter dort seit Jahren einen Stand hat: "Der kostet 500 Euro Miete und 100 Euro Strom. Es geht um einen Strickwarenstand. Das ist viel Geld für eine Frau, die dafür viel stricken muss. Sie ist wohl nächstes Jahr nicht mehr dabei wegen der Kosten. Irgendwann gibt es nur noch den Glühweinstand, eine Frittenbude, und das war\'s." Er fragt: "Will die Stadt überhaupt noch einen Weihnachtsmarkt?" Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagt: "Die Frage der Kosten müssen wir noch mal diskutieren." Er sagt zu, man werde "Kontakt aufnehmen in der Sache".

Der Bombenangriff an Heiligabend vor 70 Jahren bleibt für Wittlicher eine Erinnerung voll Grauen. Die Stadt das Gedenken auf das Datum des Folgeangriffs am 8. Januar legen. Es soll einen ökumenischen Gottesdienst in der Christuskirche geben, die damals auf den Tag zerstört wurde.

Fürs Hallenbad hat die FDP bereits vor einem Jahr einen senioren- und behindertengerechten runden Handlauf an der Treppe beantragt. Passiert ist nichts. Daran erinnert Jutta Zens-Hilsemer, FDP. "Stimmt. Das sollte gemacht werden", verspricht der Stadtchef.

Von den gesetzten Themen nimmt die Aufstellung der Jugendarbeit in der Zukunft den breitesten Rahmen in der öffentlichen Sitzung ein. Ergebnis: Die offene Jugendarbeit des Hauses der Jugend (HdJ) wird weitergeführt, obgleich dort eine Teilzeitstelle eingespart wird. Im Gegenzug wird eine neue Vollzeitstelle zu 39 Stunden geschaffen, die den Titel Koordinator/Koordinatorin für Jugendarbeit trägt. Dafür wird die Stadt Wittlich 49 850 Euro im Jahr investieren. Das ist ein Ergebnis eines langjährigen Prozesses, den ein CDU-Antrag 2010 ins Rollen gebracht hat. Es gab eine groß angelegte Befragung von Schülern und öffentliche Informationsveranstaltungen. Im Stadtrat wurde kontinuierlich darüber berichtet. Der stimmt am Dienstagabend bei einer Enthaltung der neuen Ausrichtung zu. Fraktionsübergreifend gibt es Lob für die ehrenamtlichen Leistungen für das Zustandekommen der neuen Ausrichtung. Die Arbeiterwohlfahrt als bisheriger Träger des HdJ, das genau seit 30 Jahren besteht, macht ebenfalls den Weg für die neue Lösung frei, die unterm Strich mehr Personal bedeutet. Der künftige Stelleninhaber soll die Angebote des HdJ, der Jugendräume der Stadtteile und der Vereine vernetzen.
Weitere Berichte folgen.

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