"Blind sein ist ein beschwerlicher Zustand…"

Bernd Kebelmann und fünf weitere Autoren der Europäischen Autorenvereinigung "Die Kogge" lesen am Wochenende vom 3. Mai und 4. Mai in Himmerod und in der Wittlicher Stadtbücherei. Bernd Kebelmann unterscheidet sich von den anderen Autoren: Er ist blind.

Wittlich. (red) Bernd Kebelmann arbeitete früher als Diplomchemiker in Forschung und Umweltschutz. Bis er erkrankte. Mit der Zeit verschwand sein Augenlicht. "Es war eine Katastrophe und ein Schock für mich. Ich bin in ein tiefes Loch gestürzt", sagt er heute. Unterstützung hat er von seiner Familie bekommen. Er gab sich selber auch einen Ruck und hat die Erblindung als einen Neuanfang angesehen. "Ich wollte nicht abhängig, sondern selbstständig sein. In den ersten Jahren habe ich mir E-Mails auf Kassetten sprechen lassen, die ich mir später anhören konnte." Vor drei Jahren besorgte er sich einen "sprechenden" Computer, der ihm die Texte auf dem Bildschirm vorliest. Seinen Beruf als Diplomchemiker musste er aufgeben. Er erfüllte sich jedoch einen Jugendtraum und widmet sich nun der Literatur und der Kunst. Es ist für ihn eine Herausforderung, trotz seiner Blindheit die Gefühle, das blinde Wahrnehmen aufzuschreiben. Er möchte nicht aufgeben, sondern so normal wie möglich weiterleben. Dies zeigt er in seiner Literatur, in der er seine Gedanken und Empfindungen beschreibt.Bernd Kebelmann hat verschiedene Kunstwerke "ertastet", insbesondere Werke der Bildhauerei, und hat seine Gedanken dazu aufgeschrieben. So ist das literarische Kunstprojekt "Tastwege" entstanden. Er selbst ist ebenfalls im Großprojekt "Lyrikbrücken" Mitglied. In diesem Projekt finden europaweite mehrsprachige Lesungen blinder Lyriker statt.Trotz Krankheit das Leben in vollen Zügen genießen

Für ihn sind nicht die unnahbaren Berühmtheiten wie Ludwig van Beethoven, der trotz Hörsturzes Sinfonien komponierte, Vorbilder. Er bewundert die Menschen, die schon länger erkrankt sind und dennoch das Leben in vollen Zügen genießen. "Es sind die Menschen, die weiterkämpfen. Diejenigen, die leben, als ob nichts wäre. Die, die uns nahe sind. Das sind wahre Vorbilder für jeden.", meint Bernd Kebelmann."Die Kogge", in der Kebelmann Mitglied ist, wurde 1924 in Bremen als Freundeskreis niederdeutscher Dichter und Schriftsteller gegründet. Sie sieht ihre Aufgabe in der Pflege und Förderung des literarischen Lebens, speziell in der Zusammenarbeit europäischer Autoren und damit auch in der Verständigung verschiedener Kulturen untereinander.Weitere Informationen zu Bernd Kebelmann gibt es unter www.berndkebelmann.de. Bernd Kebelmann und vier weitere Autoren der Europäischen Autorenvereinigung "Die Kogge" kommen für zwei Lesungen in die Region. Am Samstag, 3. Mai, findet ab 20 Uhr die Veranstaltung "Literatur und Orgelkonzert" in der Abteikirche Himmerod, statt. Kirchenmusiker Reinhord Schneck wird die Orgel spielen. Am Sonntag, 4. Mai, laden die Auroren um 11 Uhr zu einer Matinée in die Wittlicher Stadtbücherei ein.Die vier weiteren Autoren sind: Hugo Ernst Käufer, pensionierter Direktor der Stadtbücherei Gelsenkirchen, Malgrzata Ploszewska, Autorin zweisprachiger Literaturprojekte und deutsch-polnische Übersetzerin, Heide Rick, Autorin von Kinder-und Jugendtheaterstücken sowie die Lehrerin Barbara Zeizinger, die Germanistik, Romanistik und Geschichte studiert hat.

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