Bürger befürchten Störung des Dorffriedens

Minderlittgen · Die Bergfried Kinder und Jugendhilfe GmbH mit Sitz in Bausendorf will in Minderlittgen ein Haus bauen, in dem acht elf- bis 15-jährige Jugendliche, die aus schwierigen Familienverhältnissen stammen, betreut werden. Eine entsprechende Bauvoranfrage hat der Gemeinderat abgelehnt. Offenbar befürchtet man eine "Störung des Dorffriedens".

Minderlittgen. Bürger aus Minderlittgen haben offenbar Angst vor "schwierigen Jugendlichen". Der Gemeinderat hat darauf reagiert und die Bauvoranfrage zum Neubau einer Kinder- und Jugendwohngruppe in der Hupperather Straße abgelehnt. Die Bauvoranfrage kommt von der Bergfried Kinder- und Jugendhilfe GmbH Bausendorf. Das Privatunternehmen hat mehrere Häuser, unter anderem in der Stadt Wittlich, in Wengerohr, Dorf, Udler und Bausendorf. Dort wohnen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr in ihren Familien leben können. Sie werden gefördert, um ein selbstverantwortliches Leben führen zu können.
Roland Konrath-Pütz, einer der drei Geschäftsführer der Einrichtung erklärt: "In unserem Haus in Bausendorf haben wir zwei Gruppen. Die 16 Jugendlichen sind aber teilweise in Zweierzimmern untergebracht. Das ist ungünstig. Deshalb soll eine Gruppe umziehen, damit jeder sein eigenes Zimmer bekommt." Die Kosten für den Neubau in Minderlittgen schätzt Konrath-Pütz auf 600 000 bis 700 000 Euro. Geplant sind acht Einzelzimmer und Aufenthaltsräume.
Garage auf Grundstücksgrenze


Nach Angaben von Günter Weins von der Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land wurde auf der Gemeinderatssitzung beim Punkt Bauvoranfrage die Sitzung unterbrochen. Anschließend durften die anwesenden Bürger Stellung beziehen. Dabei seien Bedenken geäußert worden, wie: "Das könnte im Dorf zu Unfrieden führen."
Der Gemeinderat beschloss einstimmig bei zwei Enthaltungen die Bauvoranfrage abzulehnen. Weins: "Eine Begründung wurde nicht geliefert."
Ortsbürgermeister Axel Hecking widerspricht. Er könne nicht bestätigen, dass Aussagen wie: "Da wird der Dorffrieden gestört" gefallen seien. Man habe dem Beschlussvorschlag der VG-Verwaltung nicht zugestimmt, weil der Investor eine Garage auf die Grundstücksgrenze bauen wolle.
Die VG-Verwaltung, die das Vorhaben rein nach den baurechtlichen Vorschriften zu beurteilen hat, hat keine Bedenken. Die Erschließung zur Hupperather Straße sei gesichert, das Haus füge sich der Bauweise und der Grundstücksfläche ein und das Ortsbild werde nicht beeinträchtigt. Die Grundstücksfläche ist als Mischgebiet ausgewiesen, das heißt, dort können sogar Gewerbebetriebe entstehen.
Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen. Die Kreisverwaltung muss jetzt über das Bauvorhaben entscheiden.
Bergfried-Geschäftsführer Konrath-Pütz erklärt unterdessen: "Wenn unser Projekt aus baurechtlichen Gründen abgelehnt wird, kann man darüber sprechen. Dann muss die Planung eventuell geändert werden. Überhaupt kein Verständnis habe ich aber, wenn es aus inhaltlichen Gründen abgelehnt wird. Das wäre das erste Mal, dass ich so etwas erlebe."

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