"Es ist schon ein etwas anderes Dirigat, aber es funktioniert trotzdem." Dieses Urteil der jungen Saxofonistin Mareike Boor teilte das Publikum im Hotel Lindenhof. Spontan war Jürgen Lejeune für den erkrankten Stamm-Dirigenten Ralf Bernardy eingesprungen. Der schaffte es mit einem bravourös vorbereiteten und aufeinander abgestimmten Blasorchester, das ebenso anspruchsvolle wie abwechslungsreiche Konzert zum Jahresbeginn im voll besetzten Saal "abzuliefern". Nicht ganz einfach, die unterschiedlichen Hörgewohnheiten von Junioren und Senioren gleichermaßen zu berücksichtigen. Für die einen hatten die Musiker bewährte Stücke wie den Herzog von Braunschweig, die Feuerfest-Polka von Josef Strauss oder - Pflicht in jedem Neujahrskonzert - den Radetzky-Marsch im Gepäck. Die anderen wurden überrascht mit Klängen aus Musicals und Filmen wie dem "Fluch der Karibik" und Polanskis "Tanz der Vampire", zweifellos das anspruchvollste Stück des ganzen Abends. Variationen aus der religiösen Musik ließen aufhorchen: Zahlreiche Spirituals und das bekannte "Kumbayah" kamen in neuem Gewand daher. Begeisterten Anklang fand auch das schottische Werk "Highland Cathedral", das in seiner Heimat stets von Dudelsack-Orchestern interpretiert wird. In Wittlich galt es für das hohe Blech, viele dreigestrichene Cs zu meistern. "Was uns hervorragend gelungen ist", meinte später Conferencier Hermann Barth, der mit seiner unvergleichlichen, längst zum Kult erhobenen Weise Wissenswertes rund um die ausgesuchten Stücke und Komponisten durch das Programm führte. Im vergangenen Jahr waren es Klavierspielerinnen, die die Tradition um lohnenswerte Variationen bereicherten, im neuen Jahr nun spielte Schlagzeuger Paul Blum ein Solo auf dem Amboss. Später ergriff unangekündigt Uschi Becker, die Frau des Vorsitzenden, das Mikrofon. Äußerst angetan applaudierte das Publikum stehend für ihr Gesangssolo "Ich gehör nur mir".