Burgtürmchen als Bilanzposten

Über drei Jahre Arbeit stecken in der Eröffnungsbilanz der Stadt Wittlich zum Stichtag 1. Januar 2007. Der Stadtrat hat dem Zahlenwerk, das als Basis für künftige Haushalte dient, zugestimmt. Erstmals wird dort beispielsweise dokumentiert, dass kein Tier zum städtischen Vermögen zählt und was die städtischen Immobilien wert sind.

Wittlich. (sos) "Wir haben uns dazu durchgerungen, Ihnen zu empfehlen, die Eröffnungsbilanz zu beschließen", sagte Berichterstatter Hans Gaß (SPD) vor dem Stadtrat: "Uns allen ist das nicht ganz leicht gefallen, aber wir anerkennen, welche Arbeit sich die Verwaltung und der Rechnungsprüfungsausschuss gemacht hat." Das sah dann auch die Ratsmehrheit so und stimmte mit zwei Enthaltungen der Eröffnungsbilanz zu, die ein Volumen von rund 168 Millionen Euro abdeckt (der TV berichtete).

Dazu gehören etwa Immobilien. So listet die Bilanz unter bebauten Grundstücken beispielsweise rund 19,6 Millionen auf der Aktiva-Seite auf. Was verbirgt sich hinter den Zahlen? Der TV hat beim Pressesprecher der Stadtverwaltung, Ulrich Jacoby nachgefragt. Er informiert, als geringster Wert einer Immobilie fände sich der Ein-Eurobetrag, etwa für alle Grill- und Schutzhütten. Die wertvollste Immobilie sei mit rund 1,6 Millionen Euro die Synagoge. Auch das Burgtürmchen gehört der Stadt.

Sein Wert zum 1. Januar 2007 betrug in dieser Rechnung 717 Euro, der Grundstückswert 1503,36 Euro.

Ein "dicker Brocken" ist in der Bilanz das Infrastrukturvermögen mit 78,4 Millionen Euro. Was dazu gehört, erläutert Jacoby wie folgt: Brücken, Straßen, Wege, Plätze, Buswartehallen, Kreisel, Ampelanlagen und der Zentrale Omnibusparkplatz (Zob).

Auf der "Passiva-Seite" der Bilanz, die praktisch belegen soll, wo das Geld herkommt, findet sich die Bezeichnung: "Sonderposten aus Beiträgen und ähnlichen Entgelten", die mit immerhin rund 22,2 Millionen Euro gelistet sind.

Was sich dahinter verbirgt, erklärt der Pressesprecher der Verwaltung wie folgt: "Im Wesentlichen sind das Ausbau- und Erschließungsbeiträge sowie Zuschüsse vom Land und Kreis für den Straßenbau."

Auf der "Haben"-Seite finden sich auch die Kategorie "Kunstgegenstände/Denkmäler". Der Betrag hierzu beläuft sich auf rund 55 000 Euro und erscheint aus Laiensicht recht gering.

Laut Jacoby erfasst der Posten beispielsweise Ölbilder, Radierungen und Grafiken: "Das wertvollste in dieser Bilanzposition sind für 20 460 Euro 19 Kunstdrucke." Er verweist darauf, dass zum Teil Denkmäler unter anderen Bilanzpositionen enthalten sind.

So geht es auch Wittlichs Grün. Falls es nicht im Wald wächst, der insgesamt rund 8,7 Millionen Euro wert ist, gehört es als Straßenbegleitgrün zur jeweiligen Straße und wird dort bewertet. Deshalb gibt es in der Bilanz beim Anlagevermögen, die mit null Euro berechnete Einheit "Pflanzen und Tiere". Immerhin Tiere hat die Stadt außer symbolischen Schweinen keine und, was der Bürger unter Pflanzen, etwa die im Topf auf der Fensterbank, kennt, die zählen bei einer Eröffnungsbilanz nicht.

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