Damit sich kein Schäfchen verirrt

GROSSLITTGEN. Eine der letzten großen Taten des vergangenen Jahrtausends war der Neubau des Parkplatzes auf der anderen Straßenseite der Klosteranlage Himmerod. Dort gibt es viele Schilder. Sehr viele. Bei vergleichsweise wenig Stellplätzen.

 Verhältnismäßig wenig Parkfläche, dafür aber umso mehr Schilder hat der vor wenigen Jahren neu gebaute Parkplatz bei Himmerod . TV-Foto: Uwe Hentschel

Verhältnismäßig wenig Parkfläche, dafür aber umso mehr Schilder hat der vor wenigen Jahren neu gebaute Parkplatz bei Himmerod . TV-Foto: Uwe Hentschel

Nicht dass hier der Eindruck entsteht, der Autor wolle kriminell veranlagte Menschen auf dumme Gedanken bringen: Doch wer auf dem großen, vor wenigen Jahren neu angelegten Besucherparkplatz in Himmerod eines der abgestellten Fahrzeuge unerlaubterweise aufbrechen, leer räumen oder gar wegfahren möchte, ohne dabei großartig aufzufallen, der verkleidet sich am besten als Verkehrsschild. Entweder als Einbahnstraßen-Hinweis oder - noch besser - als Parkplatzschild. Ein weißes P auf blauem Hintergrund. Absolut idiotensicher. Und wenn man sich dann noch eine Tafel mit einem gemalten Auto, Bus oder Rollstuhl um den Hals hängt, drückt einem der Parkplatzbesucher vielleicht noch die Fahrzeugschlüssel in die Hand. Der ist nämlich unter Umständen froh, wenn der Kelch des Parkens an ihm vorüber geht, sodass er den anschließenden Klosterbesuch unbeschwert genießen kann - ohne ständig das Gefühl zu haben, die auf dem Parkplatz zuvor begangenen Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung doch noch beichten zu müssen. "Die Beschilderung des Parkplatzes wurde einvernehmlich mit den zuständigen Verkehrsbehörden bei der Kreisverwaltung beziehungsweise bei der Verbandsgemeindeverwaltung abgestimmt und auch angeordnet", erklärt Klaus Wagner von der Trierer Behörde Landesbetrieb Mobilität auf die Frage, warum es auf dem im Jahr 2000 fertiggestellten Areal viele Schilder bei vergleichsweise wenig Parkplätzen gibt. Drei Parkflächen für Busse, 20 für Autos sowie zusätzlich sechs Behindertenstellplätze hat die Anlage, und alles, was sich dazwischen abspielt, wird mit Hilfe von ungefähr 40 Hinweistafeln geregelt, die für einen reibungslosen Anlauf sorgen - oder für Verwunderung. "Auffallend wenig Stellplätze, aber viel Teer", meint Egon Kappes aus Zeltingen-Rachtig, nach seiner Ansicht kann man nicht "von einer optimalen Ausnutzung des wertvollen Waldbodens" reden. "Doch das Tollste ist, dass der alte Parkplatz von Wittlich kommend auf dem Vorweganzeiger überhaupt nicht mehr erscheint", sagt er. "Ein Parkplatz - ohne blaues Parkschild - mit geringem Aufwand vor vielen Jahren erbaut, existiert behördlicherseits nicht mehr", fügt Kappes hinzu, "und das, obwohl er mehr Fahrzeuge aufnehmen kann als der neue." Der alte Parkplatz, der gegenüber und damit auf der Straßenseite des Klosters liegt, werde derzeit noch als Reserveplatz bei größeren Veranstaltungen genutzt, sagt Wagner. "Dabei ist jedoch zu beachten, dass es für diesen Parkplatz keine Linksabbiegespur für eine sichere Zufahrt gibt." Deshalb sei vorgesehen, diesen Platz in absehbarer Zeit zurückzubauen. Ungefähr 250 000 Euro hat der Bau der Schilderwaldanlage mit Parkmöglichkeit gekostet. Wie viel davon letztendlich in die Beschilderung investiert wurde, ließe sich nur mit viel Aufwand ermitteln, sagt der Sacharbeiter des Landesbetriebs Mobilität. Er gehe davon aus, dass für die Schilder rund 2500 Euro ausgegeben wurden.8534 Euro für jeden Parkplatz

2500 Euro für so viele Schilder - das wären umgerechnet auf jede Hinweistafel (ohne Pfosten - davon sind es dann doch weniger) zwischen 60 und 70 Euro. Damit ist die Sache zumindest aus finanzieller Sicht vertretbar. 2500 Euro für die Schilder und die restlichen 247 500 Euro für den Parkplatzausbau. Bei insgesamt 29 Stellflächen macht das rund 8534 Euro pro Parkmöglichkeit. Das ist edel, und angesichts der Tatsache, dass eine Original-Parkplatzschild-Tarnung schon für unter 100 Euro zu haben ist, wäre es von den Autoknackern bestimmt nicht zuviel verlangt, wenn sie vor dem Betreten der Anlage ihre Schuhe ausziehen würden.

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