Das ABC für kleine Katholiken

Zu Besuch im Großdekanat Wittlich ist der Weihbischof Stephan Ackermann. Ein Termin unter 188 (!) ist sein Treffen mit 25 Grundschullehrern für katholische Religion.

 Im Gespräch: Schulleiter Wolfgang Benz und Weihbischof Stephan Ackermann.TV-Foto: Sonja Sünnen

Im Gespräch: Schulleiter Wolfgang Benz und Weihbischof Stephan Ackermann.TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Hinter ihm tickt die Uhr, vor ihm hängt das Kreuz: Weihbischof Stephan Ackermann sitzt in der Mensa der Grundschule Friedrichstraße in Wittlich umringt von Religionslehrern. Alle sechs Jahre trifft er sie, die denen im "ABC-Alter" den katholischen Glauben nahe bringen. Bevor es das Großdekanat gab, kamen alle Lehrer zusammen, jetzt gibt es drei Termine nach Schultypen gegliedert. Und die Grundschulpädagogen legen das "Fundament" in Sachen Glauben. Das ist schwieriger geworden "Die Kinder kennen kein Kreuzzeichen, nichts mehr. Wenn keine Oma da wäre, hätten sie keine religiöse Erfahrung", beschreibt eine Pädagogin ihre Situation. Sie regt eine Kooperation mit Kindergärten an. Ulrich Stinner vom Bischöflichen Generalvikariat erklärt, dieser Ansatz sei bereits ein Ziel. Es würden deshalb gemeinsame Studientage mit Erziehern und Grundschulpädagogen angeboten. Der Weihbischof wird grundsätzlich: "Die ersten Katecheten für die Weitergabe des Glaubens sind nun einmal die Eltern. Und daher es ist eine Illusion zu glauben, wir könnten das schultern, was in den Familien ausfällt. Aber Glaube ist eine Sache freier Entscheidung. Es wird immer eine Grenze geben, die wir nicht überschreiten können."Religion ist keine Nebensache

Ein anderer Punkt ist die Wertigkeit, das Ansehen des Fachs. "Wenn es einen Engpass gibt, heißt es: Religion, das kann doch ausfallen", beklagt eine Lehrerin. "Aber man spürt doch an den gesellschaftlichen Entwicklungen: Religion ist keine Nebensache", entgegnet Stephan Ackermann. "Und es ist ein ordentliches Lehrfach. Warum sagen Sie nicht: Wieso soll der Unterricht ausfallen? Religion ist doch keine Verfügungsmasse!" "Wenn Sie Unterstützung brauchen, wir kommen in die Konferenz", bietet Gisela Hassemer, Genralvikariat, an. "Das ist halb Trost, halb Drohung", kommentiert der Weihbischof, die Lehrer lachen, und er stellt fest: "Mein Eindruck aber ist, im Grundschulbereich wird der Religionsunterricht doch besonders geschätzt." Das bestätigen ihm die Pädagogen. Selbst Eltern, die keinen Glauben lebten, schätzten die Werteerziehung sehr, in dem "Fach, in dem ihr Kind als Mensch vorkommt".Doch wo kommt noch der Pfarrer, die sprichwörtliche "Kirche im Dorf" vor, wenn die Strukturreform 2020 im Bistum, die den Rückzug aus der Fläche mit sich bringt, greift? Das beschäftigt eine andere Pädagogin: "Je weiter die Kirche entfernt liegt, desto schwieriger besonders für Ältere wird es doch, sie zu besuchen. Und auch die Figur des Pastors, der früher noch durchs Dorf ging, ist für die Kinder als Vorbild wichtig. Was ist, wenn er als Bezug zur Kirche nicht mehr so präsent sein kann?" Der Weihbischof relativiert: "Unsere Senioren fahren vielleicht nicht von Dreis nach Bruch in die Kirche. Aber wie sie vom Hahn nach Teneriffa kommen, das wissen sie. Ja, in der kleinteiligen kirchlichen Struktur, da sind zehn Kilometer eine Weltreise." Jedem, der fordere, man müsse die Kirche im Dorf lassen, entgegne er: "Ja! So lange sie auch da hineingehen." Doch der Rückgang der aktiven Gläubigen sei eine Tatsache. Und zur Präsenz des Pfarrers merkt er an: "Der Pastor ist doch nicht die Kirche, auch wenn ich mich freue, dass er so wichtig ist. Aber man muss ja auch mal sagen: Mancher war wohl kein Vorbild. Da müsste ja sonst noch ein dickes Glaubenspolster da sein. Man muss fragen: Ein Pastor mit zehn Pfarreien: Was verbirgt sich dahinter tatsächlich an Leben? Es ist doch nicht so, als würden alle Gemeindemitglieder an ihn herandrängen und sagen: Wir wollen Eucharistie!"

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