Das Besondere im Alltäglichen

Als er 16 war, entdeckte Martin Remmy sein Interesse an der Fotografie. Allein in den letzten drei Jahren hat er gut 8000 Bilder gemacht. Ausgewählte Aufnahmen, in die er Zeit und Kreativität investiert hat, zeigt er jetzt bei den Brucher Kulturtagen.

 Wochentags fährt Martin Remmy auf Montage. Für seine Leidenschaft, die Fotografie, bleibt dem Brucher oft nur das Wochenende. Mit Hilfe seines Repro-Stativs fotografiert er dann auch schon mal historische Aufnahmen, um sie zu vergrößern. TV-Foto: Christian Kraus

Wochentags fährt Martin Remmy auf Montage. Für seine Leidenschaft, die Fotografie, bleibt dem Brucher oft nur das Wochenende. Mit Hilfe seines Repro-Stativs fotografiert er dann auch schon mal historische Aufnahmen, um sie zu vergrößern. TV-Foto: Christian Kraus

Bruch. Mit einer flinken Bewegung zieht Martin Remmy ein breit gerahmtes Bild hervor. "Irgendwann möchte ich das auch mal ausstellen", sagt der Freizeitfotograf und schraubt seinen Blick in das Motiv hinein. Vielleicht für alle Ewigkeit hat er ein Detail einer Außenwand seines Elternhauses auf Fotopapier gebannt - zwei lädierte Lichtschalter, von Spinnweben teilweise umwoben, auf weißem unebenem Putz. "Das ist natürlich eine Spielerei", sagt der 49-jährige Brucher. "Aber ich fotografiere eben auch, um das Besondere im Alltäglichen herauszustellen."Und der gelernte Elektriker gelangt anhand des Bildes noch zu einem augenzwinkernden Urteil über die Arbeitsmoral seines unbekannten Kollegen. "Der wollte sich Mühe ersparen. Deshalb hat er den kaputten Schalter nicht ausgetauscht, sondern den neuen einfach darunter gesetzt."Martin Remmys liebste Motive sind Menschen und Momente, die etwas mit seinem Leben zu tun haben: So schön sie auch blühen mag, kriecht er nicht um Blume X auf Wiese Y, sondern fotografiert lieber das Abholzen des alten Nussbaumes vor seinem Fenster. Und um den Torjubel bunt bemalter Fußballfans einzufangen, hält er nicht an einem überlaufenen Allerweltsplatz drauf, sondern in der Brucher Dorfkneipe. Indem er anonyme und austauschbare Motive meistens umgeht, wappnet Martin Remmy sich auch gegen die Verlockungen der modernen Digitalfotografie. Denn je handhabbarer die Kameras werden und je leistungsstärker die Speicherkarten, umso beliebiger kann gelegentlich ihr Einsatz sein.Von den gut 8000 Bildern, die Remmy allein in den letzten drei Jahren gemacht hat, druckt er aber ohnehin nur einen Bruchteil auf speziellem Fotopapier aus. Und das Prädikat "künstlerisch wertvoll" klagt er längst nicht für jeden seiner Schnappschüsse ein. Bei den Brucher Kulturtagen ist Remmy aber schon zum zweiten Mal dabei. Als Exponate hat der Fotograf unter anderem Bilder der Klapperkinder seines Heimatortes, eines weißbärtigen Dorforiginals und der Brucher Wasserburg ausgesucht. Eine Collage aus den Augenpaaren einiger Brucher ist auch dabei - "eine Gaudi halt", wie Martin Remmy sagt.Wozu die heutige Fototechnik gut sein kann, zeigt ein aufwendig gestaltetes Album, das den Lebenslauf von Remmys inzwischen verstorbener Mutter dokumentiert - von ihrer Einschulung im Jahr 1925 bis zum letzten runden Geburtstag. Es enthält qualitativ hochwertige Vergrößerungen kleiner gezackter Schwarzweißbilder aus der Zeit, als die Fotografie zwar nicht mehr in den Kinderschuhen steckte, jedoch über ihre Pubertät auch noch nicht hinausgekommen war. "Um ein altes Bild optimal abfotografieren zu können, gibt es ein spezielles Kamerastativ. Das Stativ ist an einer Platte befestigt, auf der man das Bild auflegen und von allen Seiten beleuchten kann", erklärt Remmy die sogenannte Reprotechnik. Und fügt hinzu: "Eine schöne Sache, nur ziemlich teuer halt."Martin Remmy ist nur einer der Hobbykünstler, die bei den Brucher Kulturtagen ausgewählte Werke zeigen. Geöffnet ist die Ausstellung im Gemeindehaus von Sonntag, 6. April, bis Freitag, 11. April, jeweils zwischen 15 und 18 Uhr.EXTRA

Kulturtage mit Platz für Kinder Elf Hobby-Künstler sind es bislang, die sich an den Brucher Kulturtagen, die am 6. April beginnen, beteiligen. Gezeigt werden unter anderem Kunststrick-Werke, Holzschnitte, Ton- und Steinfiguren, gemalte Bilder in Acryl, Aquarelle und Fotos vom Dorfleben. Zusätzlich soll ein extra Platz reserviert werden für Kinder und ihre Werke. Eröffnet werden die Kulturtage am Sonntag, 6. April, um 14.30 Uhr im Brucher Bürgerhaus. Untermalt wird die Eröffnung von der Jungmusikergruppe aus Bruch. Wie immer gibt es dazu Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Geöffnet ist die Ausstellung ab dem darauffolgenden Montag bis Freitag von 15 Uhr bis 18 Uhr mit Ausnahme des Donnerstags. Am Donnerstag sind die Brucher Kulturtage von 15 bis 20 Uhr geöffnet. (mai)

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