Ins Mittelalter eintauchen beim Burgenfest in Manderscheid (Fotos)

Manderscheid · Das Burgenfest in Manderscheid ist eine große Erlebniswelt für Kinder. Ein Besuch lohnt sich aber auch für Erwachsene.

 Gut gelaunte Musikanten sorgen für Stimmung rund um die Bühne. TV-Fotos: Klaus Kimmling

Gut gelaunte Musikanten sorgen für Stimmung rund um die Bühne. TV-Fotos: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (kik) ("TV-Upload kimmling"

Es gibt Veranstaltungen, da wird mal eben eine Hüpfburg aufgeblasen, damit die Kinder irgendwie beschäftigt sind und die Eltern ihre Ruhe haben. Anders sieht es beim Burgenfest in Manderscheid aus: Hier gibt es nicht nur echte Burgen, sondern eine ganze Erlebnis- und Mitmachwelt rund ums Thema Mittelalter. Und beim Ritterturnier sitzen die kleinen Besucher buchstäblich in der ersten Reihe, denn ein eigens reservierter Bereich sichert den Kindern die besten Plätze.

Gemeinsam mit den Erwachsenen jubeln sie "Ritter Martin von Manderscheid" und seinen Streitern zu, die mit Rüstung, Bannerlanze und ihren in Wappenröcke gehüllten Pferden auf den Turnierplatz reiten. Mit Frieden und Heiterkeit ist es aber schnell vorbei, als der vor Jahren wegen eines hinterhältigen Angriffs verbannte Bruder "Norbert" wieder auftaucht. Mit eigenem Gefolge zieht auch er ein und sein neuer Name "Norbert vom Drachenfels" kommt bei einigen Jungs im Publikum gut an. Doch seine bösen Absichten werden rasch offensichtlich - der angeblich gewünschte faire Wettstreit ist nur gespielt.

Umso größer ist die Begeisterung der Menge, als letztlich die Raubritter beim Lanzengang auf der Turnierbahn aus dem Sattel gestoßen werden. "War doch klar, dass die Manderscheider siegen", zeigt ein junger Zuschauer seinen unerschütterlichen Lokalpatriotismus. Doch "Nobert" hat noch einen Trumpf im Ärmel. Der Name Drachenfels ist nämlich nicht zufällig gewählt, wie ein grüngeschupptes Ungetüm wenig später beweist. "Ooh, der kann ja Feuer speien", werden überraschte Rufe über die eingesetzte Pyrotechnik laut. Doch auch der Drache wird von Ritter Martin bezwungen - das Gute triumphiert. Wie schon bei echten Turnieren im Mittelalter werden drumherum allerlei Vergnügungen angeboten. "Feiern, spielen und genießen, solange die Kräfte reichen und der Beutel was hergibt", fordert Manderscheids Bürgermeister Günter Krämer die Besucher bei der zeremoniellen Eröffnung des 33. Burgenfests auf.

Gelegenheit dazu bieten 23 Handwerkerstände und fünf Essensbuden, die sich über das gesamte Gelände der Niederburg und den Talkessel verteilen. Musiker und Gaukler sorgen für stimmungsvolle Unterhaltung. Gerade für Kinder lohnt der Aufstieg bis zum obersten Turm. Denn dort dürfen sie beim Schmieden selbst den Hammer schwingen. Am liebsten gleich einen Drachen will der neunjährige Jonathan Hees aus dem Metall formen. Mit seiner Familie war er aus Osann-Monzel zu seinem ersten Besuch beim Manderscheider Burgenfest gefahren. Der Drache hätte allerdings ein wenig lange gedauert und so kam als Gegenvorschlag vom Schmied: ein Notenschlüssel. "Ja, das ist cool", meint Jonathan und greift zum Hammer, und schon nach wenigen Minuten hält er einen kleinen Violinschlüssel in Händen.

Die Kraft der Fantasie beschwört derweil "Escpacia von Drachenzeh" mit ihren Märchen und Geschichten im Burgkeller. Wenn sie goldene Ketten und Ringe aus einem Topf zieht, braucht es dafür keine glänzenden Requisiten. Die Mädchen und Jungen im Publikum sorgen mit ihren Zurufen bei der Mitmach-Erzählung dafür, dass der Schmuck auch in der bloßen Luft greifbar wird. Wer doch noch etwas Handfestes will, wird im Tal bei der Perlenweberei fündig. Ketten, Armbänder und Co. zum selbst Basteln finden dort bei vielen jungen Burgfräuleins großen Anklang. Der Ritternachwuchs prügelt nebenan lieber mit gepolsterten Säcken aufeinander ein: Wer den Gegner aus der Balance bringt und vom Schwebebalken stößt, gewinnt.

Nach so viel Tatendrang genehmigen sich viele eine Stärkung. Zum Beispiel eine frisch gebackene Waffel. Für die stehen die Frauen einer freiwilligen Helfergruppe trotz sommerlicher Temperaturen stundenlang an der Gluthitze mehrerer kleiner Öfen. "Es macht Spaß, es kam nie in Frage, was anderes zu machen. Und an die Hitze gewöhnt man sich", begründet Sophia Stolz, warum sie schon seit sechs Jahren bei diesem Einsatz dabei ist. Und da die Waffeln auch im Geschmackstest punkten, finden sie reichlich Anklang.
Extra: GESCHICHTSTRÄCHTIGES BURGENFEST

 Eine kleine Stärkung zwischendurch muss sein.

Eine kleine Stärkung zwischendurch muss sein.

Foto: klaus kimmling (kik) ("TV-Upload kimmling"


Das Historische Burgenfest Manderscheid ist mit seinen inzwischen 33 Jahren eine der ältesten Mittelalter-Veranstaltungen in Deutschland. Erste Impulse kamen zu Beginn über Kontakte zur Mittelalter-Szene in Düsseldorf. In Manderscheid wird alljährlich am letzten Wochenende im August auf der Niederburg und der Turnierwiese gefeiert.

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