Das Kreuz mit den Kopien

Produktfälscher schrecken vor nichts zurück, auch nicht vor Gemüsehobeln. Die Niederkailer Firma Börner, die solche Hobel in 54 Länder verkauft, trifft weltweit auf Kopien ihrer Geräte. Im schwierigen Kampf gegen die Fälschungen hilft ihr nun ein Negativ-Preis.

 Original oder Fälschung? Dies ist der echte Gemüsehobel der Firma Börner.Foto: Michael John

Original oder Fälschung? Dies ist der echte Gemüsehobel der Firma Börner.Foto: Michael John

Landscheid-Niederkail. Der Börner-Gemüsehobel ist bekannt — und das nicht nur in Hausfrauen und -männerkreisen. Die mehr als 50 Jahre alte Niederkailer Firma verkauft ihre Haushaltsgeräte jährlich millionenfach weltweit. In 54 Ländern sind die Börner-Produkte, die in der Eifel mit 90 Leuten erdacht und komplett gefertigt werden, zu haben.Doch der Erfolg hat seinen Preis. Vielfach tummeln sich Kopien des Niederkailer Gemüsehobels auf dem Markt. Christina Schäfer, Kaufmännische Leiterin bei Börner, sagt: "Wenn unser Anwalt alle Kopien aufgehoben hat, dann hat er einen ganzen Keller voll davon."Die Plagiate sehen zum Teil täuschend echt aus. So wurde der Gemüsehobel V 3 Trendline der Firma sogar inklusive Firmenlogo eins zu eins nachgebaut. Erst im Schnitt-Test war die minderwertige Kopie zu unterscheiden.Auch Begleit-Broschüren kopieren die Fälscher fast unverändert, was mitunter zu grotesken Situationen führt. So sind bei der Firma Börner schon Reklamationen für die Plagiate aufgelaufen, weil die Internet-Adresse mitkopiert worden war. Woher die Fälschungen kommen, ist häufig unklar. Oft sind sie aus China oder auch Korea. Verkauft werden sie überall, in Australien genauso wie in Iran, der Türkei, Frankreich oder auf Mauritius. Den Schaden, der durch diese Plagiate entsteht, hält Schäfer für nicht bezifferbar. Der entgangene Gewinn ist nur ein Parameter. Schäfer: "Das Fälschen ist das Schlimmste, was einer Firma passieren kann." Ideen würden gestohlen, dabei sei es doch der Vorteil gegenüber China, dass die hiesigen Firmen innovativ seien. Durch die schlechte Qualität der Kopien entstehe zudem ein Imageschaden. Hinzu komme die Gefahr, dass die Fälscher unter Umständen schädliche Stoffe verwendeten. Sich gegen die Imitate zu wehren, ist schwierig. Oft sind die Hersteller nicht ausfindig zu machen und die offiziellen Mühlen malen in Ländern wie China äußerst langsam. Häufig fehlt jegliches Unrechtsbewusstsein. Schäfer: "Die chinesischen Nachahmer stehen auf dem Standpunkt, wir sollten uns geehrt fühlen, denn Schrott würden sie nicht nachbauen."In mehreren Fällen gelang es der Firma Börner, zumindest die Vertriebsfirmen von Kopien ausfindig zu machen und vor Gericht zu stellen. Eine davon ist die Firma Mesa Products B. V. aus den Niederlanden. Sie muss mit Schadensersatz rechnen. Doch nicht nur das. Aktuell erhielt sie den "Plagiarius", einen Negativ-Preis (siehe Extra). Und der Preis hat schon was gebracht: einen großen Publicity-Schub im Kampf gegen Produkt-Kopien für Börner. Extra Folgen der Fälscherei Zehn Prozent des Welthandels sind Fälschungen und Nachahmungen. Der volkswirtschaftliche Schaden, der pro Jahr daraus resultiert, beträgt weltweit bis zu 300 Milliarden Euro, in Deutschland 29 Milliarden Euro. Der Verlust von Arbeitsplätzen wird weltweit auf 200 000 geschätzt, in Deutschland auf 70 000. Diese Zahlen stammen von der Homepage zum Negativ-Preis "Plagiarius", der jährlich auf der Frankfurter Messe "Ambiente" vergeben wird ( www.plagiarius.com). Der Preis wurde ins Leben gerufen, um die Dreistigkeit und Einfallslosigkeit von Nachahmern anzuprangern. Die Objekte der Preisträger sind im "Museum Plagiarius" in Solingen ausgestellt.

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