Das "Wasser des Lebens" aus Wittlich

Wittlich · Gegen den Leerstand in der Fußgängerzone: Peter Harder und Elmar Mayer hüten in ihrer Whiskyburg liquide Schätze im Wert von bis zu 2500 Euro pro Flasche. Noch ist der Traum vom eigenen Geschäft nur ein Nebenjob. Fast wie bei einer echten Burg-Einnahme hatten die Jung-Unternehmer zunächst einige Herausforderungen zu bewältigen. Die Kundschaft sei international, sagen beide.

 Ein neuer Laden trotzt dem Leerstand in der Wittlicher Innenstadt: Die Whiskyburg um Elmar Mayer und Peter Harder bietet Whiskys im Wert von bis zu 2500 Euro pro Flasche an. Foto: Privat

Ein neuer Laden trotzt dem Leerstand in der Wittlicher Innenstadt: Die Whiskyburg um Elmar Mayer und Peter Harder bietet Whiskys im Wert von bis zu 2500 Euro pro Flasche an. Foto: Privat

Foto: ARRAY(0xa24c70a8)

Wittlich. Rauchiger Torf kitzelt die Nase aus der kniehohen Whiskyflasche auf der Ladentheke. Zehn Jahre hat der Ardbeg Single Malt im Fass verbracht, bis er dieses Aroma entfaltet. Inmitten der aufgestapelten Flaschenwände verkauft Whiskyburg-Besitzer Elmar Mayer gerade ein Geschenk. Etwas Mildes soll es für den Geburtstag von Manfred Jakobs' Bruder sein. Der Kunde aus Rachtig ist glücklich mit seinem erworbenen Geheimtipp, ein in einem karibischen Rumfass gereifter Tomatin Single Malt von 2007. "Bald möchte ich hier gerne mal eine Whiskyprobe machen", sagt Jakobs.
In der Whiskyburg in der Wittlicher Fußgängerzone gibt es bislang rund 1000 Whiskysorten, "wir steigern uns aber, und es wird noch mehr", sagt Peter Harder, zweiter Burgherr und bester Freund von Mayer. Harders Ziel ist es, seltene Whiskys zu einem moderaten Preis anbieten zu können. Dabei verkauft die Whiskyburg Flaschen von 25 bis zu 2500 Euro. Bereits die Financial Times kürte 2015 "das Wasser des Lebens", so die gälische Übersetzung für Whisky, zur besten Geldanlage der vergangenen Jahre. "Zu uns kommen auch Kunden, die gar keinen Whisky trinken, sondern ihn als Investition kaufen", erklärt Harder.
Das alkoholische Getränk sei ein absolutes Status-Objekt - so wertvoll wegen und abhängig von seiner Knappheit. Die Sammlung, die Harder und Mayer zu Hause pflegen, ist weitaus größer: Bis zu 2000 Whiskyflaschen stehen in Harders Privatwohnung, wie er auf einem Handyvideo demonstriert, bei dem kein Zentimeter der vier Zimmerwände mehr frei für Familienfotos ist. Den Wert seiner Sammlung schätzt er auf ein Einfamilienhaus. Bei Mayer verhält es sich nicht anders. Seit rund 15 Jahren sind die beiden vom Whisky-Fieber gepackt: Alles wegen einer einzigen gemeinsamen Whiskyprobe, damals auch in Wittlich, beim Kaufhaus Bungert.
Wittlich haben sich die beiden als Standort ausgesucht, weil Elmar Mayer in Plein wohnt und er für den Verkauf zuständig ist. Letztlich gebe es bis Köln oder Frankfurt kein Geschäft mit diesem Angebot, versichern die beiden und weisen auf die sogar internationale Kundschaft hin. Der Shop bietet nicht nur internationale Tropfen, sondern auch regionalen Whisky an, wie etwa Threeland-Whiskys der Familie Vallendar aus Wincheringen (VG Saarburg). "Wir sind absolut heimatverbunden", sagt Mayer und zeigt stolz auf die Produkte der Avadis-Distellerie.
Mit dem besten Freund das Hobby zum Beruf machen: Ein Traum, den sich Peter Harder und Elmar Mayer gerade erfüllen mit ihrer Whiskyburg. Bis das "Wasser des Lebens" in Wittlich über die Theke gehen konnte, mussten Mayer und Harder sich mit vier Rohrbrüchen, zwei Gaslecks und einem Heizungsrohrbruch herumschlagen. Doch jetzt "läuft die Whiskyburg" auf der Wittlicher Burgstraße "richtig gut", erzählt Eigentümer Harder.
Obgleich das Geschäft für beide bisher nur eine Nebentätigkeit ist. Mayer besitzt ein Transportunternehmen und Harder arbeitet bei einem Trierer Fensterbauer. Das soll sich aber ändern: "Ich sehe mich nicht mit 70 Jahren noch Material in meiner Firma schleppen, aber sehr gerne mit 80 Jahren noch Geschichten über Schottland hier in der Whiskyburg erzählen", sagt Mayer mit einem hoffnungsvollen Lächeln. mey

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort