TV Serie Das ewige Rätsel um den Wildstein - Ansammlung von Findlingen bei Trarbach beschäftigt Forscher

Traben-Trarbach/Bad Wildstein · Zwischen Trarbach und Kautenbach, gut versteckt im dichten Laubwald, findet der aufmerksame Wanderer eine Ansammlung von knapp 20 Steinen unterschiedlicher und teils beachtlicher Größe. Als beliebtes Fotomotiv und Rastplatz erfreuen sie die Besucher, den Forschern jedoch bereitet der Wildstein seit Jahrhunderten Kopfzerbrechen.

Zufällig angehäuft oder von Menschen gestaltet: Der Wildstein bereitet Forschern Kopfzerbrechen. TV-Foto: Stephanie Zang

Zufällig angehäuft oder von Menschen gestaltet: Der Wildstein bereitet Forschern Kopfzerbrechen. TV-Foto: Stephanie Zang

Traben-Trarbach/Bad Wildstein. Ein bedeutungsloser Haufen Steine oder eine wichtige Landmarke? War der Wildstein gar ein heidnischer Opferaltar oder das Grabmal eines wohlhabenden Fürsten aus der keltischen Zeit? Heimatforscher, Geologen und Gelehrte rätseln seit langem über die Bedeutung der Steine im Wald auf einer Anhöhe im Kautenbachtal. Bis ins 18. Jahrhundert sollen diese, teils mehrere Zentner schwer, noch übereinander gelegen haben.



So berichtete der Magister Johann Hofmann 1669 in seiner "Trorbachischen Ehren-Säul" von einem "Dreifuß", aufgerichtet aus drei Steinen an der Basis. Obenauf seien vier weitere Steine wie eine Säule aufgetürmt gewesen. Auf deren Spitze balancierte ein weiterer großer Stein, sodass das Gebilde eine Höhe von acht Metern erreichte. Hofmann lieferte damit die erste und zugleich ausführlichste Beschreibung der Kultstätte. Sein heutiges Aussehen soll der Wildstein 1730 erhalten haben, als ein Schüler einer hiesigen Schule ihn durch Hebelkraft umstieß.
Doch welchem Zweck diente die Konstruktion in der Vergangenheit? Stimmen Hofmanns Berichte, dass die Steine ursprünglich gestapelt lagen? Wenn ja, so wäre die Theorie einer zufälligen Anhäufung von Findlingen nichtig. Geheimrat Dr. Johann Christian Friedrich Harless war sich in seiner Abhandlung von 1827 sicher, dass es sich bei dem Gebilde um das Grab eines Fürsten, Heerführers oder einen Opferaltar der Druiden gehandelt haben müsse. Die Basis dieser These bildete jedoch die Annahme, dass die Felsblöcke aus Granit seien. Der kommt in der Moselregion natürlich nicht vor.
Vielmehr hätte dieser beispielsweise zu Ehren eines Herrschers mühsam und kostspielig hergebracht werden müssen. Auch der in Traben-Trarbach gebürtige Professor Dr. Adam Storck postulierte 1818 die Theorie einer Opferstätte und bezog sich dabei auf die von Hofmann beschriebenen Funde von Opfergeräten in der unmittelbaren Umgebung.
Die Berge rundherum hätten in Storcks Theorie, damals noch unbewachsen, dabei als Tribünen für tausende Gläubige dienen können. Oberbergrat Dr. Adam Koch widerlegte 1844 diese Theorie, als er das Gestein seinerseits untersuchte und es als Quarz identifizierte. Somit ging er nicht von einer durch Menschenhand herbeigeführten Anordnung der Steine, sondern vielmehr einem zufälligen Naturschauspiel aus.
Und dennoch hätte eben ein solches "natürliches Phänomen" den Ort in der Vergangenheit zu einer Kultstätte werden lassen können: In der vorchristlichen Zeit glaubten die Menschen ihre Götter in übernatürlichen Naturerscheinungen zu erkennen - etwa in solch riesigen Findlingen wie jenen im Trarbacher Wald. Auch der Name "Wildstein" als "Stein der Wilden" oder "Heiden" befeuert diese Theorie. Unweit des Wildsteins beschrieb der Heimatforscher Helmut Wendhut zudem das Vorhandensein eines keltischen Ringwalls.
Ein Gutachten für erneute Grabungen war 1985 durch den Heimatforscher Dr. Ernst Willen Spies initiiert worden. Der dazu entsandte Archäologe des Rheinischen Landesmuseums in Trier Dr. Hartwig Löhr gab nach Entnahme einer Bodenprobe jedoch an, dass im umgebenden, äußerst kalkhaltigen Erdreich möglicherweise vorhandene Knochenreste bereits zu stark zersetzt seien, sodass die Bemühungen aufgrund geringer Aussicht auf neue Erkenntnisse eingestellt wurden.
Entsprechend ist es bisher nie zu den erhofften Grabungen und auch nicht zur Klärung des Mythos um den "Wilden Stein" gekommen.Extra

Für die Siedlungsaktivität der Kelten gibt es in der Region zahlreiche Beweise: Bereits im 6. Jahrhundert vor Christus sollen sie nahe der Mosel erste Dörfer errichtet haben. Diese entstanden bevorzugt an besonders seichten Stellen, an denen man den Fluss leicht überqueren konnte. Der wichtigste in der Region ansässige Stamm war dabei der der Treverer. Auch für die Gründung der Ursprungssiedlung des heutigen Traben-Trarbach soll diese Volksgruppe verantwortlich gewesen sein. Der keltische Name "Traven" - "kleine Siedlung" - ist der Ursprung des heutigen Traben. Der Glaube der Kelten war polytheistisch (sie verehrten viele Götter) und von einer gewissen Mystik durchdrungen. Insbesondere unerklärliche Naturphänomene wurden dabei der Anwesenheit einer Gottheit zugerechnet. Bis in die heutige Zeit ist auch der Wildstein von Sagen und Legenden umwoben. Der in den vergangenen Jahren entstandene Wanderweg "Elfenpfad", der zum Wildstein führt, greift viele dieser Naturphänomene auf und weist mit Schildern auf mögliche verzauberte Bäume und Orte hin. zangExtra

Unter Landmarken versteht man außergewöhnliche Formationen im Gelände, die zum Beispiel der Orientierung dienen. In der Serie "Landmarken" werden solche Objekte vorgestellt. Dabei kann es sich um natürliche, aber auch um vom Menschen geschaffene Wahrzeichen handeln, deren Geschichte erläutert wird. red

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