"Das ist eine einzige Geldverschwendung"

WITTLICH. Was ist, wenn das Zwei-Millionen-Euro-Projekt "Wildbrücke" den Tieren gar nichts nutzt? Hermann Bornmüller, pensionierter Forstamtsleiter, und Bernd Krewer, pensionierter Revierleiter, sind überzeugt, dass die Wildbrücke über die A 1 an der geplanten Stelle eine einzige Geldverschwendung ist. Im Gespräch mit dem TV begründen sie ihre Ansicht.

Die Wildbrücke über die A 1 war seit ihrer Planung umstritten. Dass das Zwei-Millionen-Euro-Projekt nun dennoch genau an dieser Stelle entsteht, hat nach unserer jüngsten Berichterstattung über die Baufortschritte auch die Kritiker der Ausgleichsmaßnahme für die B 50 neu (siehe Hintergrund) wieder auf den Plan gerufen. Hermann Bornmüller, ehemaliger Leiter des Wittlicher Forstamts sagt: "An dieser Stelle ist eine Wildbrücke reine Geldverschwendung."Das findet auch Bernd Krewer, der bis zum Jahr 2000 Revierleiter im Staatswald Kondel war. Die beiden Pensionäre sind keineswegs grundsätzlich gegen Wildbrücken. Im Gegenteil: "Die sind an richtiger Stelle wichtig und erfolgreich." Nur ist eben die Stelle der A 1, an der die Wildbrücke nun gebaut wird, die denkbar ungünstigste, die man hätte wählen können. Die beiden Pensionäre begründen ihre Ansicht:

An der geplanten Stelle gibt es keine größeren zusammenhängenden Waldflächen und deshalb auch keine großen Wildpopulationen, denen die Brücke nutzen könnte. Bornmüller und Krewer schätzen die Größe des dortigen Gemeindewalds auf rund 20 Hektar, der Rest sind Felder.

Da auf der Altricher Seite der A 1 bei der entstehenden Wildbrücke auch eine Bahnlinie die Autobahn kreuzt, nutzt es den Tieren wenig, wenn sie über die Brücke zwar auf die andere Autobahnseite kommen, dann aber durch die Bahnlinie eingekesselt werden.

Wird erst mal der Anschluss der B 50 neu gebaut, der etwas oberhalb der Wildbrücke geplant ist, werden die Tiere sogar über die Wildbrücke in ein dann von Bahnlinie und Bundesstraße völlig abgegrenztes Dreieck "gelockt". Ihre Kritik an dem Standort haben die beiden Fachleute bereits vor Jahren kundgetan, als sich die Wildbrücke noch in der Planungsphase befand. In zahlreichen Schreiben - unter anderem an den Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV), den Rechnungshof Rheinland-Pfalz und den Landesjagdverband - hat Bornmüller auf die Einwände aufmerksam gemacht (der TV berichtete). Ohne Erfolg. Mit wachsendem Baufortschritt wächst auch die Fassungslosigkeit der Kritiker. "Das ist doch keine der Natur nützende Ausgleichsmaßnahme, sondern Augenwischerei", empören sich Bornmüller und Krewer.

Was die beiden Naturfreunde besonders ärgert: Für den Bau der Wildbrücke müssen bei Salmtal alte Eichenbestände weichen. Eine gewisse Tragik bekommt die Geschichte vor dem Hintergrund, dass an der Stelle, an der nach Ansicht der beiden Fachleute wirklich eine Wildbrücke nutzen würde, keine gebaut wird.

Wichtig wäre eine solche Brücke nach Ansicht von Bornmüller und Krewer an der A 1 oberhalb von Wittlich in der Nähe des Orts Greimerath. "Die vielen Unfälle mit Rotwild in der Zeit bevor der Bereich abgegattert wurde, sind ein deutliches Zeichen für einen alten Fernwechsel", sagt Krewer. Dort sei auch mal eine Wildbrücke in den 40/50er Jahren geplant gewesen. Doch umgesetzt wurde das Vorhaben nicht mehr, nachdem die Franzosen nach Kriegsende an dieser Stelle zunächst ein Munitionslager errichtet hatten. Wichtig wäre die Brücke an dieser Stelle, da sie dort Kondelwald und Grünewald und darüber auch den Kyllwald - insgesamt eine Waldfläche von annähernd 1000 Hektar - miteinander verbinden würde. Zum Vergleich: Links und rechts der Wildbrücke kurz vor dem Autobahnkreuz Wittlich sind etwa 20 Hektar Gemeindewald, der Rest sind Felder. Und zudem: Die Brücke wäre an dieser Stelle nicht so teuer geworden, da anders als beim Autobahnkreuz die landschaftlichen Voraussetzungen günstiger sind und keine hohen Erddämme aufgeschoben werden müssten, damit das Wild wie über eine Art Rampe überhaupt auf die Brücke drauf kommt. Aber es kam anders: Greimerath ist als Ausgleichmaßnahme zu weit von der B 50 neu entfernt: "Das hat man mir damals als Erklärung genannt", sagt Bornmüller. Was die Sinnhaftigkeit der Wildbrücke angeht, verwies der LSV bislang darauf, dass alle Träger öffentlicher Belange gehört worden sind.

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