Debatte um Rechtsradikalismus

WITTLICH. (mai) Rechtsradikalismus an Schulen – nur am Rande tauchte dieses Thema in der Kreistagssitzung auf. Aufgrund einer Namensnennung sorgte es aber dann doch für Diskussionen.

Sehr empfindlich reagieren Politiker der etablierten Parteien, wenn sie mit Rechtsradikalismus in Verbindung gebracht werden. Das haben die SPD-Mitglieder im VG-Rat Thalfang gezeigt. Sie zeigten Richard Pestemer an, weil er sie mit Nazis verglichen hatte, nachdem sie einen offenen Brief der FWG an den Bürgermeister zerrissen hatten. Mindestens genauso empfindlich reagieren Lehrer, wenn ihre Schule mit Rechtsradikalismus in Verbindung gebracht wird. Dies zeigte die Kreistagssitzung. Thomas Schmitt-Schäfer hatte sich in seiner Haushaltsrede in der Sitzung kritisch zur Sozialarbeit an Hauptschulen geäußert (der TV berichtete). Er fragte, ob das Programm der Landesregierung bedarfsgerecht sei. Schließlich hätten sich die Schülerzahlen an den Hauptschulen in den vergangenen zehn Jahren halbiert. Außerdem sei manche Realschule und manches Gymnasium mehr sozialer Brennpunkt als eine Hauptschule. In diesem Zusammenhang erwähnte der Grüne, dass seine Kinder ihm von Problemen mit Rechtsradikalen an der Realschule Wittlich erzählt hätten. Dazu meldete sich Lothar Scherl (CDU) im Namen seiner Banknachbarin Rita Faßl-Lichter, Lehrerin an besagter Schule, entschieden zu Wort. Er verlangte eine Korrektur. Dass es rechtsradikale Tendenzen an der Realschule gebe, könne man so nicht stehen lassen. Schmitt-Schäfer sagte: "Es ist bedauerlich, dass ein Name gefallen ist, aber ich kann mich nur auf das beziehen, was in meinem Umfeld passiert, und das haben mir meine Kinder erzählt." Er habe jedoch generell von Problemen an Realschulen und Gymnasien gesprochen. Rita Faßl-Lichter reichte das nicht aus. Sie verwahrte sich gegen einen Generalverdacht gegen ihre Schule, der auf reinem Hörensagen beruhe. Sie sagte: "Den Vorwurf gegen meine Schule kann ich nicht stehen lassen. Wir wissen, dass es an vielen Schulen rechtsradikale Tendenzen gibt." Lothar Scherl forderte Schmitt-Schäfer nochmals auf, die Sache mit der Realschule zurückzunehmen. Der Grüne wiederholte sich jedoch lediglich, was dennoch für ein Ende der Debatte sorgte. Vermittelnd hatte Heide Weidemann (Vereinigung Bürger für Bürger) sich zuvor zu Wort gemeldet. Weidemann sagte: "Rechtsradikalismus ist sicher kein Thema für Sensationen. Dem muss mehr Behutsamkeit und Ernsthaftigkeit entgegengebracht werden. Verleugnen lohnt sich allerdings auch nicht."

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