Dem Holzwurm geht's an den Kragen

Sie sind mehr als 400 Jahre alt, gehören zu dem Wertvollsten, was die Klausener Klosterbibliothek zu bieten hat und waren einst im Besitz des Wittlicher Klosters: die Schriften des Heiligen Augustinus. Mit Hilfe eines Kreiszuschusses werden sie nun restauriert.

Klausen. Auch das akribische Studieren einer "Sauklaue" kann manchmal wissenschaftliches Forschen sein. Durch selbiges fand der Klausener Historiker Marco Brösch just vor ein paar Tagen heraus, dass die Gesamtausgabe der Schriften des Heiligen Augustinus, die zu den ältesten Werken der Klausener Klosterbibliothek gehört, in ihrem mehr als 400 Jahre alten Dasein auch schon Station in Wittlich gemacht hat. Brösch, der an seiner Doktorarbeit über die ersten hundert Jahre der Bibliothek (1450 bis 1550) arbeitet, hatte die handschriftlichen Schenkungsvermerke des sechsbändigen Werks unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Freiherr Wolfgang Heinrich von Metternich, einst einer der mächtigsten Adeligen der Region, hat die Schriften 1665 nicht etwa dem Klausener Kloster, sondern dem damals existierenden Wittlicher Franziskanerkonvent geschenkt. Zwar ist immer noch unklar, wie die Bücher im 18. oder 19. Jahrhundert infolge der Säkularisation in die Klausener Bibliothek gelangten, dennoch hat der enthusiastische Forscher so der Geschichte der Augustinus-Ausgabe ein kleines Mosaiksteinchen hinzugefügt. Doch nicht nur darüber kann sich der 29-Jährige freuen. Als Gründungsmitglied des Freundeskreises der alten Klosterbibliothek freut er sich auch über die neuesten Nachrichten aus dem Kreisausschuss: Der hat auf Antrag des Freundeskreises beschlossen, dass der Kreis die Restaurierung der Augustinus-Werke (Kostenschätzung: 10 000 Euro) im Rahmen des Kulturförderprogramms mit 2000 Euro bezuschusst.Das freut auch Gerhard Schruff, den Vorsitzenden des Freundeskreises der Klosterbibliothek. In der Klosterbibliothek zieht er einen der schweren Bände der Augustinus-Werke aus dem Regal heraus und legt ihn auf das Lesepult. "Hier ist der Holzwurm drin", sagt er und zeigt auf die kleinen Löcher im auch ansonsten recht desolaten hölzernen und mit Leder überzogenen Einband. Einzelne Blätter des Buches sind lose, doch der lateinische Text mit wenigen Initialen ist gut erhalten. Einband beschädigt, aber Texte noch sehr gut lesbar

Der Freundeskreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, Geld zur Restaurierung des wertvollen Buchbestands der Klosterbibliothek zu sammeln. Zuvor hatte sich der Verein erfolgreich für die Restaurierung der Bibliothek eingesetzt: Rundum erneuert öffnete diese Einrichtung, die mit ihrer wohl durchdachten malerischen Ausgestaltung einzigartig im Rheinland ist, im vergangenen Jahr nach einem 200 Jahre langen Dornröschen-Schlaf wieder ihre Pforten für die Öffentlichkeit. Die Augustinus-Schriften sollen nach ihrer Restaurierung Kernstück der Bibliothek werden. Der Heilige Augustinus (354 bis 430) ist einer der großen westlichen Kirchenväter und der wichtigste Philosoph an der Zeitenwende zwischen Antike und Mittelalter. Brösch erklärt: " Im Mittelalter hat jedes Kloster seine Schriften besessen." Die Augustiner Chorherren der Windesheimer Kongregation, wie sich die Mönche in Klausen nannten, beriefen sich auf Augustinus' Ideal einer klösterlichen Religionsgemeinschaft. Dazu gehörten Askese und Demut. Die Klausener Gesamtausgabe der Augustinus-Werke wurde 1571 von einem der damals größten Pariser Buchhändler gefertigt. Neben den Eintragungen des Adeligen von Metternich und der Klausener Pfarrbibliothek findet sich in den Büchern auch ein Eintrag eines bislang noch nicht identifizierten P. J. Weber von 1803. Es gibt also noch viel zu forschen … Mehr Infos zur Klausener Klosterbibliothek und dem Freundeskreis im Internet unter www.klosterbibliothek-klausen.de

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