Den Frieden fördern

WITTLICH. (red) Direkte Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern forderte Clemens Ronnefeldt vom Internationalen Versöhnungsbund. Ziel könne eine Zweistaatenlösung sein. Zuvor ist jedoch von beiden Seiten aus eine Deeskalation notwendig. Das betonte Ronnefeldt bei seinem Vortrag.

Pax-Christi und die Katholische Erwachsenenbildung hatten Ronnefeldt eingeladen, der zuletzt im Herbst 2006 Israel und das Westjordanland bereiste. Als Schritte zu einer Annäherung von beiden Seiten schlug er den Austausch der drei entführten israelischen Soldaten gegen Minister der Hamasregierung vor. Siedlungs- und Mauerbau müssten beendet werden, die israelische Armee aus dem Westjordanland abziehen. Die palästinensische Seite müsste den Raketen-Beschuss einstellen und die Hamas das Existenzrecht Israels in den Grenzen von 1967 anerkennen. Zum besseren Verständnis des Konflikts ging der Referent zunächst auf die historischen Hintergründe ein, wobei er der britischen Diplomatie eine besondere Mitverantwortung zuschrieb, die vor rund 90 Jahren das gleiche Stück Land Palästina sowohl den Arabern wie auch den Juden versprochen hatte. Nach dem Holocaust sei durch den Uno-Teilungsplan zunächst das Land Palästina in zwei etwa gleich große Hälften geteilt worden. Durch die Siedlungspolitik Israels nach dem Krieg von 1967 würden allerdings im palästinensischen Westjordanland heute nur noch rund zehn Prozent des ursprünglichen Palästina von Palästinensern verwaltet. In der völkerrechtswidrigen Besatzung, die längst hätte beendet werden müssen, sowie im fortgesetzten Bau neuer jüdischer Siedlungen im Westjordanland sieht Ronnefeldt die wichtigste Ursache für die Fortdauer des Konfliktes. Die Einstellung des Beschusses israelischen Gebietes mit Raketen aus dem Gazastreifen und die Fortdauer der 20-monatigen Phase ohne palästinensische Selbstmordanschläge setze auch einen Ver-zicht der israelischen Armee auf immer neue gezielte Tötungen voraus. Besonders hinderlich für einen gerechten Frieden sei auch der Bau des rund 700 Kilometer langen Grenzzauns, der vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag als völkerrechtswidrig bezeichnet wurde. Durch diesen Trennungszaun würden Tausende von Palästinensern von ihrem Eigentum getrennt, viele palästinensische Häuser seien bereits abgerissen worden, um für den Mauerbau Platz zu schaffen.Es gibt auch Friedensinitiativen

In der Diskussion wurden aber auch Hoffnungen sichtbar. Auf beiden Seiten haben sich zahlreiche Friedensinitiativen entwickelt, die eine Unterstützung verdienen. So berichtete Ronnefeldt unter anderem auch von seinen Begegnungen mit Uri Avneri, einem Friedensaktivisten, und Rouven Moskovitz, Mitgründer von Neve Shalom/Wahat al Salam. Dort leben seit Jahrzehnten arabische und jüdische Familien gleichberechtigt zusammen und zeigen, dass Verständigung möglich ist. Die Unterstützung solcher Initiativen sei - so Ronnefeldt - genauso wichtig wie das Engagement gegen deutsche Waffenlieferungen nach Israel und gegen den Mauerbau. Angesichts des Brandherdes, den der Nahostkonflikt darstellt, meinte Ronnefeldt: "Wir können wegschauen und jammern - aber wir können auch den leeren Teelöffel in der Hand eines jeden, immer wieder in einem Wassereimer füllen und gegen die Flammen spritzen".

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