Den Lastwagenfahrern stinkt's: Kollegen bemängeln fehlende Toilettenanlage auf Parkplatz im Wittlicher Industriegebiet II

Wittlich · Keiner bleibt verschont: Fußgänger, Angestellte des Goodyear-Dunlop Werks und Brummifahrer selbst stören die hygienischen Zustände und der teils starke Uringeruch auf dem LKW-Parkplatz im Wittlicher Industriegebiet II. Mangels Toilettenanlage auf dem städtischen Parkplatz verrichten viele Fahrer ihre Notdurft zwischen den parkenden Fahrzeugen oder im Gebüsch.

Wittlich. Es stinkt. Beißender Uringeruch liegt in der Luft. "Im Sommer hält man es hier im Lastwagen nicht aus", sagt der ungarische Lastwagenfahrer Imre Farkas. Er hat seinen Brummi auf dem 23 Stellplätze umfassenden LKW-Parkplatz im Wittlicher Industriegebiet II in der Justus-von-Liebig-Straße vor dem Goodyear-Dunlop-Werk geparkt. Morgen soll Farkas seine geladenen Waren im Werk abliefern. Die Nacht wird er - wie mehr als 20 weitere Brummifahrer auf den Stellplätzen neben ihm - in der Schlafkabine seines Trucks auf dem Parkplatz verbringen. Wenn er mal austreten muss, geht er ins 100 Meter entfernte Goodyear-Dunlop-Werk auf die Zulieferertoilette.Sicherer parken in der Stadt


Doch nicht alle Fahrer, die auf dem städtischen Parkplatz Rast machen oder übernachten, beliefern das Goodyear-Dunlop-Werk und nutzen dessen Werkstoilette. Der Parkplatz wird auch von Fahrern aufgesucht, die nur ihre Autobahnfahrt unterbrechen, um dort zu pausieren oder zu übernachten. "Hier in der Stadt ist es sicherer", sagt Farkas. Auf den Autobahnparkplätzen sei es über Nacht gefährlich. Die Brummifahrer fürchten Spritdiebe, die ihnen den Diesel aus dem Tank abzapfen, während sie im Truck ein Nickerchen machen.
Den Gestank auf dem städtischen Parkplatz nehmen sie dafür in Kauf. "Hier wird überall rumgepinkelt und gekackt. Ich finde das unerzogen", sagt Farkas. Manche Brummifahrer seien zu faul, um den Weg ins Gebüsch zu suchen und würden sich deshalb an den Reifen ihrer Fahrzeuge erleichtern. In den schmalen Gassen zwischen den geparkten Lastwagen fühlten sie sich vor fremden Blicken geschützt.
"Wenn man in so eine Urinpfütze tritt und mit dem Pipi an der Schuhsohle in den Lastwagen steigt, hält man es in der Fahrerkabine nicht lange aus." Besonders bei hohen Temperaturen im Sommer steige dort ein derart strenger Ammoniakgeruch auf, dass es einem übel werde.
Aber Farkas legt auch ein gutes Wort für seine wildpinkelnden Kollegen ein. "Lastwagenfahrer haben nicht viel Geld. An der Autobahnraststätte kostet ein Toilettengang 70 Cent." Jedes Mal eine gebührenpflichtige Toilette aufzusuchen, sei für Brummifahrer eine zu hohe finanzielle Belastung. Farkas: "In Frankreich gibt es auf jedem öffentlichen Parkplatz auch kostenlose Toiletten. Das ist dort Standard."
Auf TV-Anfrage äußert sich die Stadtverwaltung zu den hygienischen Umständen auf dem öffentlichen Parkplatz, der in den 1970er Jahren im Zuge der Erschließung des Industriegebiets II gebaut wurde.

Reaktion der Stadt: "Die Problematik ist uns bislang nicht bekannt gewesen", sagt Jan Mußweiler, Pressesprecher der Stadt Wittlich. Die Verwaltung werde die Angelegenheit prüfen und entsprechende Gespräche führen. Mußweiler: "Zunächst ist jedoch an den Anstand und das Schamgefühl jedes einzelnen Brummifahrers zu appellieren."

Alternativen: Gabriele Velte, Pressesprecherin der Goodyear-Dunlop-Gruppe, erklärt auf TV-Nachfrage, alle Brummifahrer könnten die Zulieferertoilette des Werks nutzen. "Es wird niemand abgewiesen. Aber da das eine freiwillige Leistung ist und wir dazu nicht verpflichtet sind, machen wir auch keine Werbung dafür."

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