Denn sie weiß gut, was sie tut

Unzählige Rollen spielte Bea von Malchus am Freitag bei ihrem Auftritt im Rahmen der Eifel-Kulturtage. Eben noch Stammvater Abraham, war sie potzblitz Potiphars Weib. Dabei hatte sie für ihre "Geschichten aus dem alten Testament" im Refektorium von Kloster Himmerod nichts als eine Bank und ein Tuch - und natürlich sich selbst.

 Esau, Josef, Potiphar und die ganze Bibelschar: Mit modulationsfreudiger Stimme und lebhafter Mimik erzählte Schauspielerin Bea von Malchus in Himmerod auf ihre Weise aus dem alten Testament. TV-Foto: Christian Kraus

Esau, Josef, Potiphar und die ganze Bibelschar: Mit modulationsfreudiger Stimme und lebhafter Mimik erzählte Schauspielerin Bea von Malchus in Himmerod auf ihre Weise aus dem alten Testament. TV-Foto: Christian Kraus

Großlittgen. Wie viele Darsteller braucht man, um Geschichten aus der Bibel nachzuspielen? "So viele wie möglich", wird jeder sagen, im Gedanken an biblische Monumentalfilme. Oder aber Bea von Malchus kommt. Die Freiburgerin war auch mal am Theater, fünfzehn lange Jahre sogar, bevor sie 1996 der dramaturgischen Meterware ade sagte. "Ich sah begabte Schauspieler in beeindruckenden Bühnenbildern, die zu abgefahrener Musik vor künstlerisch wertvollen Videoprojektionen redeten und dachte: ,Oma war besser'", blickt Malchus zurück. "Wenn sie mir als Kind etwas erzählte, hatte sie zwar nur ihren Küchenstuhl, aber sie konnte eine Welt erschaffen."Die Enkelin hatte im Refektorium der Himmeroder Zisterzienserabtei nichts als eine mit violettem Stoff überzogene Bank, einen gleichfarbigen Hosenanzug samt heller Stola, ihre modulationsfreudige Stimme und natürlich Gesichtsmuskeln, die zeigen wollten, was sie können. Zuerst, zuletzt und zwischendurch verleiht Malchus ihre Mimik an Tante Betty, die eigentliche Erzählerin der "Geschichten aus dem Alten Testament". Auf ihrem Flug mit "Vatican Airlines" hat die bibelfeste Plaudertasche zwei Zuhörer: ihren Neffen Josef und einen eher uninteressierten Herrn namens Ott, G. Ott, der sich verleugnen lässt, als ein gewisser Wojtyla nach ihm fragt. Den kleinen Josef weiß Betty aber zu fesseln mit der Dreiecksbeziehung zwischen Abraham, dessen Frau Sarah und der Sklavin Hagar; mit der Intrige Rebekkas und Jakobs, die den Erstgeborenen Esau seiner Privilegien berauben; schließlich mit der Geschichte von Josef und seinen Brüdern, in der die Missgunst, eine der sieben Todsünden, gleich mehrere Gesichter bekommt.Malchus begreift das Alte Testament als ein herausragendes Stück Weltliteratur. Sie geifert nicht aggressive Kirchenkritik. Mit dem gleichen Taktgefühl meistert Malchus mögliche Widrigkeiten des solistischen Erzähltheaters: Denn obwohl sie pausenlos mit verstellter Stimme spricht, bewahrt sie ihre Kunst vor der Klamotte.

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