Der Herr der Kühe

Einst gab es 27 landwirtschaftliche Betriebe in Wittlich-Wengerohr - und sogar eine Molkerei. Nun sind Ernst und Willi Densborn einsame Streiter.

 Draußen werden bis weit in den Herbst die Kühe gemolken: Willi und Ernst Densborn betreiben den einzigen Bauernhof in Wengerohr. TV-Foto: Erich Gerten

Draußen werden bis weit in den Herbst die Kühe gemolken: Willi und Ernst Densborn betreiben den einzigen Bauernhof in Wengerohr. TV-Foto: Erich Gerten

Wittlich-Wengerohr. Es gibt sie noch, Milchkühe aus Wengerohr. Im Altdorf, unweit der vielbefahrenen Durchgangstraße nach Platten, versorgen Ernst Densborn und sein Vater Willi 20 Kühe und bewirtschaften 50 Hektar Land. Alles im Vollerwerb. Und sie sind die einzigen von ehemals 27 Landwirten aus Wengerohr. Die meisten hatten ihre Ställe im Altdorf.

Der 87-jährige Willi Densborn hebt nur einen Moment die Augen, dann beginnt er aufzuzählen, wer 1956 in Wengerohr, damals noch klein und beschaulich, Landwirtschaft betrieben hat. Da sind gleich mehrere Familien Theisen darunter, auch Monzel, Thommes, Thullen, Hayer und weitere Wengerohrer Familiennamen. Als er bei 27 angelangt ist, bestätigt er: "Ja, so viele waren es damals."

Er erinnert sich gerne an die damalige Zeit. Wengerohr war stark landwirtschaftlich geprägt, neben seiner Bedeutung als Arbeits- und Wohnort für viele Eisenbahner. Außerdem bauten etliche Familien Tabak an. Die Tabak-Trockenschuppen im Altdorf künden noch heute von diesen Aktivitäten.

Das Jahr 1956 hat für Willi Densborn eine besondere Bedeutung: "1956 haben wir die erste Melkmaschine gekauft. Das war eine große Erleichterung beim Melken der Kühe." Statt anstrengendem, zweimal täglichem Melken mit den Händen wurden nun die Zitzenbecher an die Euter der Kühe angehängt. Und schon lief die Milch durch Schläuche hindurch hinein in den Melkeimer. Beim Melken sind Ernst und Wilhelm Densborn auch im Jahr 2009 häufig zu sehen. Im Sommer und Frühherbst werden die Tiere nämlich auf der Weide gelassen, auch nachts. Auf den Wiesen zwischen Wengerohr und Platten haben die Densborns einen überdachten mobilen Melkstand platziert. An diesen kuppeln sie zweimal täglich den Traktor an, um Strom zu erzeugen.

In Reih und Glied stehen die Tiere im Melkstand. Ernst Densborns Vater nimmt die gefüllten Eimer und schüttet die Milch in den Kühlbehälter um. "Kühlen, das war 1956 nur möglich, indem wir die Milchkannen über Nacht in eine Wanne mit kaltem Wasser gestellt haben. Damals hatten die Densborns neun Kühe. Die Milch wurde in 15-Liter-Kannen gefüllt; morgens um 7 Uhr sind die Kannen an die Straße auf das Milchpodest gestellt worden.

Ein "Subunternehmer" der Molkerei Wengerohr hat die Kannen mit dem Pferdefuhrwerk, später mit dem Traktor abgeholt und zur Molkerei gefahren. Sie stand in Wengerohr in der Nähe des Bahnhofs. Butter aus Wengerohr kam frisch auf den Tisch, erzeugt auch aus der Milch von den Kühen der damals 27 Wengerohrer Bauern. Ernst Densborn betreibt den einzigen Bauernbetrieb, der übrig geblieben ist.

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