Der Kreistag will die Energiewende

Wittlich · Cattenom, RWE und Aktien nein, Öko-Strom, Pumpspeicherwerk, Energieautarkie und Windenergie ja. Gleich neun Anträge für die Kreistagssitzung am kommenden Montag haben das Thema Energie zum Thema.

Wittlich. Es sind so etwas wie späte Schockwellen nach dem Erdbeben in Japan. Zwei Monate nach den Naturkatastrophen und den katastrophalen Unfällen in Atommeilern könnte der Landkreis Bernkastel-Wittlich vor einer energiepolitischen Wende stehen.
Für die SPD im Kreistag Bernkastel-Wittlich ist es unverantwortlich, wenn der Landkreis Bernkastel-Wittlich weiter Aktien des Energiekonzerns RWE hält. Deshalb wollen die Sozialdemokraten, dass sich der Kreis von den Wertpapieren trennt. Denn RWE klage gegen die Abschaltung von Atomreaktoren. Die Haltung des Energieversorgers sei unverantwortlich und richte sich gegen die Mehrzahl der Menschen im Land.
Derzeit besitzt der Landkreis 408 500 RWE-Stammaktien. Diese haben aktuell einen Wert von rund 17,3 Millionen Euro. Doch einfach über die Papiere verfügen kann der Kreis nicht. 273 500 Stück sind aufgrund eines Finanzgeschäfts mit der Westdeutschen Landesbank gebunden. Die übrigen 135 000 Stück befinden sich im Betriebsvermögen der Kreismusikschule.
Ungeachtet dieser Voraussetzungen hat die SPD auch schon eine Idee, was mit dem Erlös aus dem Verkauf der Aktien geschehen soll: Der Kreis soll sich am Pumpspeicherkraftwerk beteiligen, das die Stadtwerke Trier in der Verbandsgemeinde Schweich planen.
Gemeinsame Resolution


Auch möchten die Sozialdemokraten keinen Strom mehr vom Essener Konzern beziehen. Sie stellen deshalb in der Kreistagssitzung am kommenden Montag, 14.30 Uhr, den Antrag, möglichst rasch die Stromlieferverträge mit RWE zu kündigen. Stattdessen soll Strom aus erneuerbaren Energien bezogen werden. Diese sollen nach dem Gütesiegel "Grüner Strom Label" oder "OK Power" zertifiziert sein.
Ebenso wie die Fraktion VBB/Linke wollen die Sozialdemokraten, dass das französische Kraftwerk Cattenom an der Obermosel abgeschaltet wird. Das hatten die Grünen bereits vor Wochen gefordert. Nun soll es einen Resolutionstext geben, der von allen Fraktionen im Kreistag mitgetragen wird.
CDU und FDP haben ebenfalls einen Antrag formuliert. Sie möchten, dass der Landkreis energieautark wird. Das bedeutet, dass so viel Strom im Landkreis produziert wie verbraucht wird. Dazu soll ein Konzept erstellt werden, das die Ergebnisse bereits vorhandener Studien beinhaltet.

Mit einem Pumpspeicherkraftwerk auf dem Berg zwischen Longuich und Ensch (Verbandsgemeinde Schweich) könnte der Stromverbrauch der gesamten Region geregelt werden. Das bedeutet, dass überschüssige Energie aus regenerativen Quellen in dem Kraftwerk zwischengespeichert und bei Bedarf wieder umgewandelt werden könnte. Nach Plänen der Stadtwerke Trier würde die Anlage zwei Becken, sechs Millionen Kubikmeter Wasser, 55 Hektar Wasserfläche umfassen und eine Leistung von 300 Megawatt haben. har

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