Der Stadtrat sendet "psychologische Signale"

Im neuen Jahr soll die Wittlicher Neustraße keine Fußgängerzone mehr sein. Eine Öffnung werktags von 6 bis 20 Uhr in Fahrtrichtung Marktplatz hat der Stadtrat mit CDU, FWG, FDP und vereinzelten SPD-Stimmen beschlossen.

Wittlich. Anlass für den Beschluss war ein Antrag aller Ratsfraktionen. Darin steht, man sei "bereit, die Neustraße allenfalls für den Zielverkehr in den Stadtkern freizugeben." Diese Bereitschaft war auch eine Reaktion auf eine Unterschriftenaktion, bei der sich 1400 Menschen für ein Ende des Fußgängerzonen-Status ausgesprochen hatten (der TV berichtete mehrfach).

In der nun entscheidenden Ratssitzung gab es keine fraktionsübergreifende Einheit mehr und nochmalige Debatten. So plädierten SPD und Grüne dafür, im Gegensatz zu der in den Ausschüssen erarbeiteten Beschlussvorlage dafür, die Fahrtrichtung vom Marktplatz Richtung Oberstadt zu wählen. Dafür fand sich keine Mehrheit.

Bürgermeister Ralf Bußmer sagte vor der Entscheidung ebenso wie Peter van der Heyde (CDU), es gehe um "eine psychologisch wirkende Maßnahme, die Zukunft und Hoffnung signalisieren soll."

Im kommenden Jahr nun soll die Neustraße zum verkehrsberuhigten Bereich werden, in dem dann montags bis samstags von 6 bis 20 Uhr Schrittgeschwindigkeit erlaubt sein wird.

Sondernutzungen: Etwa der Wochenmarkt, aber auch die Kirmes sollen nicht beeinträchtigt werden. Über die tatsächliche Zahl der möglichen 15 Parkplätze werde man mit Anliegern und Eigentümern noch sprechen, LKW über 7,5 Tonnen sollen nicht zugelassen werden. Betont wurde, dass man ausschließlich Zielverkehr ermöglichen wolle und diesen Schritt auch im Zusammenhang mit einem ebenfalls beschlossenen Stadtentwicklungskonzept für die Kernstadt gehen wolle.

Gegen "Abkürzungs- und Durchgangsverkehr"



Für die SPD hatten Joachim Gerke und für die Grünen Michael Wagner erklärt, mit der Fahrtrichtung "von oben nach unten" nicht einverstanden zu sein, weil das "Abkürzungs-" und "Durchgangsverkehr" zur Folge habe und damit dem Antrag, nur Zielverkehr zu ermöglichen, widerspräche. Außerdem bringe man die Nutzer des Maare-Mosel-Radwegs in Bedrängnis und LKW-Fahrer in Schwierigkeiten beim Abbiegen in die Feldstraße.

Für die CDU erinnerte Elfriede Meurer, dass man doch "in der Kernaussage" einig gewesen sei", man solle "nicht in alle Ewigkeit streiten". Klaus Petry (FWG) erklärte zur Fahrtrichtung, man brauche das "potenzielle Kaufumland" , das aus Richtung Friedrichstraße, Kurfürstenstraße, Schloßstraße in die Stadt wolle. Der Bürgermeister erinnerte daren, dass es in den Ausschüssen keine Gegenstimmen gegeben habe. Auch herrschten heute mit Südtangente und A 60 andere Verkehrsverhältnisse als zu den Zeiten, als die Neustraße als Bundesstraße noch befahrbar gewesen sei.

Meinung

Verflixte Richtungsfrage

Es war einmal Einigkeit: Alle Fraktionen wollen "die Neustraße allenfalls für den Zielverkehr" öffnen. Übrigens gibt's das längst "inoffiziell": In der Neustraße wird geparkt, gefahren, auch tagsüber, sogar in beide Richtungen, keineswegs im Schritt-Tempo, und naturgemäß haben die Fahrer ein "Anliegen". Alle Fahrer ohne "Anliegen" können heute schon in Richtung Oberstadt via Karrstraße ins Zentrum. Wer dagegen aus der Oberstadt gen "City" will, hat Südtangente oder Sporgraben zur Auswahl, kleine etwas umständliche Umwege, die mancher Automobilist scheut. Grüne und Teile der SPD befürchten, dass die Freigaben "von oben nach unten" nun den schlimmsten Fall herauf beschwören, der für sie heißt: Durchgangsverkehr. Den kann es auch "von unten nach oben" geben. Dagegen gibt es nur ein echtes Mittel: Sackgassen. Vielleicht hätten diese Fraktionen von Anfang an die Schaffung einer Sackgasse beantragen sollen. s.suennen@volksfreund.de

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