Der TV macht den Test: Was halten die Bürger von der Eingliederung der VG Manderscheid?

Wittlich-Land · Per Gesetz sind sie nun vereint: Die Landesregierung hat die früheren Verbandsgemeinden Manderscheid und Wittlich-Land in der neuen VG Wittlich-Land zusammengelegt. Doch wie kommt die Fusion bei den Bewohnern an? Der TV hat auf einer Rundreise durch die nun größere VG nachgefragt.

Wittlich-Land. Die freiwillige Fusion der Verbandsgemeinden Manderscheid und Wittlich-Land scheiterte, weil die VG Manderscheid die Zusammenlegung mit knapper Mehrheit abgelehnt hat: Trotzdem hat die Landesregierung die zwei Gemeindeverbände am 1. Juli unter dem Dach der neuen VG Wittlich-Land zusammengelegt.
Die früheren Verbandsgemeinden wehren sich nun nachträglich beide mit einer Klage beim Verfassungsgerichtshof Rheinland-Pfalz gegen die Fusion - die Verfahren laufen noch.
Der TV hat sich auf eine Rundreise durch die neu zugeschnittene Verbandsgemeinde gemacht und die Bewohner gefragt, was sie von der Zusammenlegung halten und wie es sich in der neuen und größeren VG Wittlich-Land lebt.

Osann-Monzel:
Brütende Mittagshitze - menschenleere Straßen. Erhard Schönemann können die Temperaturen nichts anhaben. Der 78-Jährige steht auf einer an die Hauswand gelehnten Leiter. Mit einem Messer stutzt er einen Busch, der an der Fassade rankt. Schönemann hat eine klare Meinung zur Zusammenlegung der Verbandsgemeinden: "Wenn dadurch Kosten gespart werden, dann ist das in Ordnung. Übel ist das nur für die Menschen, die arbeitslos werden, wenn die Verwaltungen zusammengelegt werden", sagt Schönemann.

Oberscheidweiler: Auf einer Bank im Schatten eines großen Baumes an der Hauptstraße hat Rentner Horst Golumbeck während der Mittagshitze ein lauschiges Plätzchen gefunden. Der 72-Jährige kann nicht verstehen, dass die frühere VG Manderscheid die in Aussicht gestellte "Hochzeitsprämie" des Landes für einen freiwilligen Zusammenschluss (2,5 Millionen Euro) verspielt hat.
"Das ist doch eine ärmliche Gegend hier", sagt Golumbeck. "Das Geld hätten die Dörfer hier gut gebrauchen können." Was den Oberscheidweilerer aber weit mehr aufregt: "Unsere Lokalpolitiker schwören auf den Tourismus. Dabei gibt es in Ober-, Niederscheidweiler und Hasborn nirgends ein Lokal, wo ein Tourist hingehen könnte." Der Region mangele es an gastronomischen Angeboten. "Also ich brauche keinen VG-Bürgermeister, keinen Ortsbürgermeister oder Pastor, aber einen Wirt - und den haben wir hier nicht."

Meerfeld:
An der Freibadkasse am Meerfelder Maar kassiert Renate Ney das Geld für die Benutzung der Liegewiese. Die 61-jährige Meerfelderin kann sich mit der Eingliederung ihrer Verbandsgemeinde nicht anfreunden. "Sollte eines Tages die Verwaltung in Manderscheid abgebaut werden, dann müssen sich viele Menschen hier oben jemanden suchen, der sie bis nach Wittlich zum Amt fährt." Für die kleinen Leute sei das nicht angenehm. Die wüssten ohnehin gar nicht mehr, wo sie jetzt dran seien.

Binsfeld:
Patricia Krischel führt einen kleinen Supermarkt an der Ortsdurchfahrt in Binsfeld. "Hier gibt es keinen Tourismus", sagt die 55-Jährige. Was den Ort am Leben erhalte: "Wir liegen zwischen Spangdahlem, Daun, Wittlich und Trier: Durch Binsfeld müssen alle durchfahren." Als Kind habe sie mal die Burg in Manderscheid besucht. Aber die meisten Binsfelder hätten mit den Leuten aus der Region um Manderscheid sonst wenig zu tun. "Wir haben aber Glück gehabt, weil sich für uns weniger ändert als für die Manderscheider. Wir werden weiterhin nach Wittlich zum Amt fahren."

Esch:
Nach einer Fahrradtour genießt Arnold Barzen im Escher Biergarten ein kühles Weizenbier. Für den 61-Jährigen ist die Zusammenlegung der Verbandsgemeinden eine klare Sache. "Es kann nicht sein, dass so kleine Verbandsgemeinden mit ein paar Tausend Einwohnern für sich alleine rumwurschteln." Barzen ist sicher: "Die Bezirke werden mit der Zeit zusammenwachsen." Natürlich sei die Aufregung am Anfang groß. "Aber später kräht kein Hahn mehr danach", und in zehn Jahren spreche kein Mensch mehr davon. Barzen: "Das wichtigste ist: Wir müssen jetzt nur noch einen Bürgermeister ernähren - das langt doch."

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