Der "falsche" Heilige

"Wer rettet den Ankester Jakob?" Ewald Ostermann ruft zur Rückkehr des heiligen Jakobus an den Jakobsweg im Liesertal auf. Die Unkensteinkapelle zwischen Plein und Wittlich enthält den "falschen" Heiligen.

Plein-Unkenstein. Die Initialen "AB" an der schmiedeeisernen Tür der Unkensteinkapelle im Tal der Lieser zwischen Plein und Wittlich stehen weder für Ankester Bruder, noch für Anton aus "Blein". AB steht für Antonia Balkenhohl. Die wohnte im ehemaligen Jagdschlösschen unterhalb des Pleiner Viaduktes. Vor fast 100 Jahren pilgerte Antonia nach Padua zum heiligen Antonius, weil sie krank war, so erzählt Ewald Ostermann. Die Geschichte der Kapelle hat es dem 83-Jährigen angetan, seit er 1950 als Lehrer nach Plein kam. Schlangen wurden in Unkenstein zur Plage

Unkenstein oder Ankes war im späten Mittelalter ein blühendes Dorf, von dessen Existenz das Kapellchen berichtet. Schlangen sollen sich in Unkenstein derart vermehrt haben, dass sie für die Bewohner zu einer Plage wurden. Daher verließen sie das Dorf. Weshalb der heilige Antonius in der Unkensteinkapelle verehrt werde statt wie ursprünglich der heilige Jakobus, hat Ostermann herausgefunden: Als Antonia Balkenhohl aus Padua zurückkam, war sie geheilt. Aus Dankbarkeit renovierte sie die verfallene Kapelle und stellte die Figur des heiligen Antonius hinein.Bereits in den 50er Jahren wurde Ostermann durch einen Trierer Kollegen, Georg Jakob Meyer, darauf hingewiesen, dass im Unkensteinkapellchen der "falsche" Heilige stehe. "Der damalige Verbandsbürgermeister Minninger meinte allerdings, am besten lasse wir die Finger davon, denn die Gemeinde habe kein Geld", erzählt Ostermann. Diese Einstellung hat sich gewandelt.Die Gemeinde Plein ließ 1983/84 die Kapelle renovieren. Das benachbarte Schwesternhaus St. Anton, das sich in der Zeit um 1970 ansiedelte, hat gar seinen Namen vom "neuen" Heiligen. Ewald Ostermann will den Antonius nicht aus dem Liesertal in der Nähe des mittlerweile deutschlandweit bekannten Lieserpfades vertreiben. Aber er fragt "Wer rettet den Ankester Jakob?" Sein Vorschlag: Bringt den Antonius an eine Stelle, wo er hingehört, nämlich in das nur wenige hundert Meter entfernte Haus St. Anton, dem von Schwestern geleiteten Hilfezentrum für Kinder und Jugendliche. Und weil es in und um die Pleiner Kirche gleich fünf Jakobusdarstellungen gibt, regt Ostermann an, das an der Südseite der Pleiner Kirche vorhandene Kreuz mit der Jakobusdarstellung aus dem Jahre 1749 zu renovieren und wettergeschützt im Ankester Kapellchen unterzubringen. Von heutigen Künstlern könnte auch eine neue Jakobusfigur geschnitzt oder gehauen werden. Die Pleiner seien zur Mithilfe nicht abgeneigt, berichtet Ostermann. Er hofft auf eine breite Beteiligung seitens der Pleiner und der Wittlicher. Tradition und eine der schönsten Gegenden der Region mit seinen vielen Bergformen, so meint Ostermann, könnten im engen Tal der Lieser eine gewinnbringende Synthese eingehen. Der heilige Antonius wurde vor Jahren gestohlen

Zumal hier einer der vielen Jakobspilgerwege entlangführe. "Wer rettet den Ankester Jakob" begründet Ewald Ostermann auch damit, dass der Antonius aus der Zeit der Antonia Balkenhohl, geschnitzt vom Wittlicher Bildhauer Kickartz, bereits vor vielen Jahren gestohlen wurde. Die jetzige Figur sei von den Schwestern des Hauses St. Anton hineingestellt worden.

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