Deutschland, wie es früher war

Wittlich/Trier · Der 19-jährige Vorsitzende der Jungen Alternative tastet sich im Gespräch mit dem TV vorsichtig durch die Themen Bildung und Altersarmut. Das Thema Flüchtlinge möchte er lieber meiden, doch als AfD-Mitglied wird er davon immer wieder eingeholt.

 Marcel Philipps ist Vorsitzender des Trierer Regionalverbandes der Jungen Alternative und findet, man sollte stolz auf sein Land sein. Tv-Foto: Helena Belke

Marcel Philipps ist Vorsitzender des Trierer Regionalverbandes der Jungen Alternative und findet, man sollte stolz auf sein Land sein. Tv-Foto: Helena Belke

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Wittlich/Trier. Was unterscheidet die AfD von anderen Parteien? Marcel Philipps zückt eine Kladde, die er mit Karten der AfD beklebt hat und deutet auf die oberste. "Mut zu Deutschland" steht darauf. "Wir sind alle Patrioten. Wir wollen Deutschland verbessern und es wieder zu dem machen, was es mal war. Also jetzt nicht so wie ganz früher!" Wer mit den Medien über seine AfD-Mitgliedschaft spräche, müsse mit seinen Formulierungen auf der Hut sein, meint Philipps.
Ein Thema, das dem 19-jährigen Auszubildenden für Lagerlogistik besonders am Herzen liegt, ist die Bildungspolitik. Von der Zusammenlegung von Haupt- und Realschule hält er nichts. "Aber gerade beim Thema Bildung wirkt die Jugend in der Partei ja quasi als Stoßtrupp - oder nein, das ist vielleicht nicht das passende Wort", korrigiert er sich schnell.
Auch das Problem der Altersarmut brennt dem jungen Politiker auf den Nägeln. Dass ältere Menschen in Mülltonnen nach Pfandflaschen wühlen müssten und Frauen, die sich ganz der Erziehung ihrer Kinder gewidmet hätten, heute mit ihrer Rente nicht über die Runden kämen, findet er ungerecht.
Was bewegt einen jungen AfD-Politiker außerdem? Philipps zögert und lächelt. "Ich hatte ja gehofft, dass wir das Thema ein bisschen links liegen lassen können, aber es führt wohl kein Weg dran vorbei." Schließlich hat er dann doch etwas zu erzählen zum Thema Flüchtlinge.
Der Vorsitzende der Jungen Alternative findet, Flüchtlingen sollte geholfen werden. Nicht allen. Nur denen, denen es wirklich schlecht geht, die aus Krieggebieten kommen. "Auch in Syrien gibt es sichere Regionen. Da muss man unterscheiden", meint er. Eine Idee für eine günstige Alternative hat er auch: "Man sollte den Krieg schnellstmöglich beenden und den Menschen bis dahin vor Ort im Nahen Osten helfen. Da wären sie dann auch unter ihrem Volk."
In der Nachbarschaft in seinem Heimatort Waldweiler in der VG Kell am See habe Philipps bereits zwei Flüchtlingsfamilien kennengelernt. Die eine habe sich abgeschottet, die andere habe ihn und seine Familie schon öfter zu syrischem Essen eingeladen. Mit einem jungen Syrer sei er befreundet. Dieser hätte in der Armee kämpfen sollen, sei aber desertiert. "Vielleicht bin ich da konservativ, aber ich finde, ein Mann sollte für sein Land kämpfen. Ich hab ihm das auch gesagt, dass ich das nicht gut finde", erzählt er.
"Mut zu Deutschland", sagt Philipps, "das heißt auch, stolz auf sein Land zu sein und froh, dass man hier leben darf — auch wenn das natürlich nur Zufall ist", fügt er leise hinzu. hebe

Extra

Sie sind Schüler, Studenten, Azubis - und engagieren sich in ihrer Freizeit für politische Ziele. Der TV hat Mitglieder von sechs Parteien zu ihrer Motivation, ihren Zielen und Erfahrungen befragt. Um ein möglichst breites Bild einzufangen, hat der TV Mitglieder von sechs verschiedenen Parteien interviewt. Ausgewählt wurden die Parteien, die im Bundes- oder im rheinland-pfälzischen Landtag sitzen. Vertreten sind die Junge Union (JU) der CDU, die Jungsozialisten (Jusos) der SPD, die Grüne Jugend von Bündnis 90/ Die Grünen, die Jungen Liberalen (Julis) der FDP, die Junge Alternative (JA) der AfD und die der Partei Die Linke nahestehende Linksjugend. hebe

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