Die Bagger vertreiben den Nikolaus
In Hupperath wird der Nikolaus in diesem Jahr nicht mit Knecht Ruprecht die älteren Bürger besuchen. Der Grund: Er kommt mit seinem Schlitten nicht durch die Hauptstraße, die eine einzige Baustelle ist.
Hupperath. In diesem Jahr wäre es das siebte Mal gewesen, dass der Hupperather Nikolaus mit seinem Assistenten Knecht Ruprecht die älteren Bürger des Orts besucht, um sie zu beschenken. Doch das siebte Jahr scheint verflixt zu sein.Die Bagger haben die Hauptstraße komplett aufgerissen (siehe Extra). Nikolaus, alias Alois Heinz, erklärt: "Da können wir mit unserem Schlitten auf Rädern nicht durchfahren, da geht alles kaputt." Der von einem Traktor gezogene Nikolaus-Schlitten ist ein besonderes Gefährt. Er trägt eine 16 Quadratmeter große Krippenlandschaft, die das alte Dorf zeigt und jedes Jahr neu gebaut wird. In diesem Jahr haben Heinz und sein Kumpel Hans-Werner Weckmann, der den Knecht Ruprecht verkörpert, erst gar nicht zum Werkzeug gegriffen. Aufgrund der umfangreichen Bauarbeiten war im Vorfeld bereits klar, dass der Schlitten nicht ausrücken wird.Alois Heinz (51) bedauert, dass die Nikolaus-Tour ausfällt. "Da wird etwas fehlen, es hat Spaß gemacht", sagt er. Aus Sorge, die Leute könnten denken, das himmlische Duo habe die Lust an der Rundfahrt verloren, kam er mit einem Gedicht zum TV, in dem er das Ausbleiben erklärt. Hier ein Auszug mit dem Ausblick auf 2008: "Wenn die Straße strahlt in neuem Schein/ wird's nächstes Jahr wieder so sein/ dass Knecht Ruprecht und St. Nikolaus/ziehen wieder von Haus zu Haus."Anlass für die Nikolaus-Tour vor sieben Jahren war der Gedanke: Kinder werden zugeschmissen mit Geschenken, die älteren Leute aber werden vergessen. So machten sich Heinz und Weckmann meist am Wochenende vor Weihnachten mit Plätzchen, die in den vergangenen Jahren von Bürgern aus dem Ort gebacken wurden, und Piccolos, die mittlerweile eine Firma spendet, auf den Weg zu den älteren Mitbürgern. Dabei kam es zu rührenden Szenen. Auch Tränen seien geflossen, sagt Heinz.Ganz außer Acht gelassen haben die beiden Väter die Kinder bei ihrer Tour aber nicht. Bei einem Stopp an der Kirche wurden die Kleinen beschenkt. Doch in diesem Jahr wird auch dieser Stopp ausfallen. Bleibt die Frage, ob Heinz und Weckmann wie sonst auch an Heiligabend Glühwein vor der Kirche ausschenken. "Das hängt vom Wetter ab", sagt Heinz. Hintergrund Die Baustelle: Für manch einen ist der Ausbau der Hupperather Ortsdurchfahrt, der im Juli begonnen hat und mindestens ein Jahr dauert, problematisch. Anwohner Willi Müller, ein halbseitig gelähmter Mann, beklagt, dass die fahrenden Läden die Straße nicht mehr passieren könnten und der Pflegedienst ihn ein gutes Stück vor seinem Haus absetzen müsse. Bürgermeister Lothar Schönhofen hingegen sind keine größeren Klagen über die Baustelle bekannt. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier lobt sogar die Bereitschaft der Anlieger, Probleme schnell zu lösen. Es werden Hauptstraße, Abwasserkanäle und Wasserleitungen erneuert. Die umfangreichen Tiefbauarbeiten in der schmalen Straße machen die Vollsperrung nötig. Es gibt vier Bau-Abschnitte: Während des ersten (Ortseingang Richtung Burg bis zur Ortsmitte K 45) ist es laut LBM aufgrund des kompakten Felsverlaufs zu Problemen gekommen. Die Verzögerungen seien kompensiert worden, indem Arbeiten des zweiten Abschnitts (K 45 bis Eifeler Hof) vorgezogen worden seien. Als nächstes werden Frostschutzschicht und Asphaltschicht eingebaut. (mai)
