Die Burg aus dem Zeichenstift

Noch bis Ende der Woche laufen die archäologischen Untersuchungen auf dem Schloßplatz. Viele Wittlicher schauen interessiert auf die Reste der Burg Ottenstein. Auch Claus Mehs faszinierte die Burg. Deshalb hielt er sie in Zeichnungen fest.

Wittlich. (bw) "Er hatte ein sehr emotionales Verhältnis zu dem Wittlicher Schloßplatz, weil er dort gewohnt hat", sagt Maria Wein-Mehs über ihren Großonkel Claus Mehs (1866-1946) und als Begründung dafür, warum der Architekt die ehemalige Burg Ottenstein vielfach gezeichnet hat. Er habe lange Zeit in dem Haus gelebt, in dem sich heute das Emil-Frank-Institut befindet, erzählt Wein-Meys, in dem auch sie aufgewachsen ist. Neulich war die Wittlicherin, die heute in Trier lebt, wieder in ihrer Geburtsstadt und bestaunte die archäologischen Ausgrabungen, die auf dem Gelände des künftigen Einkaufszentrums "Schlossgalerie" laufen. "Ist das toll, wie deutlich der Turm der Burg zu erkennen ist", sagt Wein-Mehs. Bei ihrem Besuch in Wittlich hatte sie eine Zeichnung ihres Großonkels dabei. "Junge Leute schauten das Bild an und waren begeistert, einen Eindruck zu bekommen, wie die Burg einmal ausgesehen hat." Wein-Mehs berichtet, dass sich der Onkel viele Burgen in der Region angesehen habe. Diese Eindrücke hätten Einfluss auf die Zeichnungen der Burg gehabt. "Ob er die Türme aber in der richtigen Höhe gezeichnet hat, lässt sich nicht sagen." Der Grundriss dagegen habe dem Architekten vorgelegen. Wein-Mehs arbeitet momentan an einer Schrift über ihren Großonkel. In ihren Unterlagen finden sich Zitate Claus Mehs' zu seinen Zeichnungen. Er beschreibt sie als Ergebnisse "jahrelangen Rumprobierens" und als "heilige Pflicht gegenüber der Heimat". Seine Großnichte sagt: "Wenn er sehen könnte, wie jetzt der Turm freigelegt ist - er wäre überwältigt." Die Archäologen des Rheinischen Landesmuseums werden noch bis Ende der Woche auf dem Gelände graben und ihre Funde dokumentieren. Der Turm soll dann wieder unter der Erde verschwinden. Inwiefern eine Tafel über die Ergebnisse informieren wird, ist noch offen. Rolf Borchardt, Projektentwickler des neuen Einkaufszentrums, sagt: "Wir werden zunächst die Dokumentation der Archäologen abwarten."

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