Die Griechenlandkrise und ihre Folgen für Wittlich

Wittlich · Wie geht es weiter in Griechenland? Welche Auswirkungen hätte ein Grexit auf Wittlich? Warum ist das deutsche Bankensystem sicher? Diese und viele Schülerfragen mehr haben Experten der VVR-Bank bei einer KLASSE!-Pressekonferenz mit dem Cusanus-Gymnasium beantwortet.

Wittlich. "Die Probleme in Griechenland sind nicht gelöst, alle Seiten haben sich nur Zeit gekauft." Das war das Fazit der KLASSE!-Pressekonferenz der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank (VVR) mit 60 Elft- und Zwölftklässlern des Cusanus-Gymnasiums aus Grund- und Leistungskursen Sozialkunde. Die Schüler waren bestens vorbereitet, hatten sie doch bereits eine Schulstunde zur Thematik mit dem Griechenland-Experten der VVR-Bank, Uli Schlösser, gehabt, der gemeinsam auf dem Podium mit Vorstandssprecher Michael Hoeck saß. Neben dem Komplex Griechenland und Finanzkrise befasste sich die dritte Pressekonferenz dieser Art mit den Themen Ausbildung und Genossenschaftsbanken.
Aber im Fokus standen Tsipras & Co. "Welche Auswirkungen hat die Lage auf Wittlich und Ihre Bank?", lautete eine der Schülerfragen - und Hoeck beruhigte: "Direkt für uns keine, weil wir unsere Geschäfte nur in der Region tätigen, aber höchstwahrscheinlich haben einige unserer Kunden Geschäftsbeziehungen nach Griechenland." Indirekt, so Schlösser, seien alle deutschen Banken und Sparer betroffen - durch das niedrige Zinsniveau. Aber auch der Experte meinte: "Das deutsche Banksystem ist absolut stabil und sicher."
Er forderte zudem, dass die betuchten Kunden der griechischen Institute an der Bankenrettung beteiligt werden sollten: "Noch nie wurden in Griechenland so viele Luxusautos verkauft wie in den vergangenen Wochen, von Menschen, die ihr Geld in Sicherheit bringen wollten." Seiner Meinung nach kam die Bankenrettung in Griechenland viel zu spät - und auch die Steuerreformen brächten dann nichts, wenn man nicht in der Lage sei, diese Steuern auch einzutreiben.
Dennoch befürworten Hoeck und Schlösser die Versuche, die Griechen im Euro zu halten. "Ein Grexit hätte dramatische Folgen, daher sollte man den Griechen eine Chance geben. Fällt der Euro, würde eine Rückkehr zur D-Mark erhebliche negative Auswirkungen auf die deutsche Exportwirtschaft haben. Aber derzeit ist die Politik absolut gewillt, die Griechen im Euro zu halten." Der Grund: Andere Länder wie Spanien oder Portugal, die nach einschneidenden Reformen wieder Land sehen, könnten einem Austritt folgen.
Schlösser erläuterte aber auch, warum die Börsen sich trotz der Krise nicht im Sinkflug befinden: "Griechenland hat eine geringere Wirtschaftskraft als Nordrhein-Westfalen und spielt daher international keine so große Rolle. Allerdings mögen die Börsen keine Unsicherheit, deswegen rechne ich mit stark schwankenden Kursen in den nächsten Monaten."
Nach 90 Minuten und vielen Fragen endete die Runde - und die Fortsetzung ist für das nächste Jahr geplant. Mit Sicherheit wird es dann neue Schülerfragen zu Griechenland geben. BP

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