Die Insel des Anstoßes

WITTLICH. Rums, rumpel, ratter: Die Verkehrsinsel in der Trierer Landstraße in Wittlich stellt für manchen Fahrer eine Herausforderung dar. Eigentlich sollte die Insel den Verkehr beruhigen, doch das funktioniert nach Ansicht der Anwohner leider überhaupt nicht. Im Gegenteil: Die Insel des Anstoßes beschere zusätzlichen Lärm, weil fast jedes Fahrzeug über die Kante der Insel bretterte.

15 000 Euro wurden seit dem Bau 1994 in die Verkehrsinsel in der Trierer Landstraße in Wittlich investiert - Geld, das die Stadt ebenso gut hätte sparen können, finden die Anwohner links und rechts der Insel. Ihnen leuchtet schon seit Jahren nicht ein, welche Funktion die Verkehrsinsel haben soll. Hinzu kommt: Sobald Laster und Transporter über die Trierer Landstraße zur Großbaustelle Justizvollzugsanstalt (JVA) rollen, sind die Anwohner wegen der Insel auch noch Lärm geplagt. Denn regelmäßig rumpeln Baustellenfahrzeuge über die Bordstein ähnliche Begrenzung der Insel und verursachen damit eine enorme Geräuchkulisse für die Insel-Anlieger. Lastwagen lassen Gläser im Schrank klirren

"Kurz nach 6 Uhr morgens wache ich von den ersten Lastwagen auf. Wenn bei der JVA nicht gerade Bau-Pause ist, geht's von da an im Fünf-Minuten-Takt weiter mit dem Rumpeln", sagen Monika und Mark Hosp. Sie sind nicht die einzigen, die in der Trierer Landstraße unter der Verkehrsinsel leiden. "Bei uns klirren die Gläser im Schrank, wenn ein Lastwagen über die Insel rumpelt", sagt Lydia Schäfer. Ihre Nachbarin Monika Hosp rückt tagtäglich die Bücher im Regel wieder gerade - denn auch die geraten durch das Gerumpel schwerer Fahrzeuge über die Insel-Begrenzung außer Reih und Glied. "Das verursacht richtige Erschütterungen", sind sich die Anlieger einig. "Und es ist nicht nur der Baustellenverkehr. Auch an Lieferverkehr rollt ja einiges hier durch", ergänzt Alois Schäfer. "Sogar meine Schwiegermutter wacht morgens durch die ersten Lastwagen auf, obwohl die schon nicht mehr gut hört", klagt Lydia Schäfer. "Wir würden vielleicht auch besser nicht mehr gut hören", sagen Helga und Reiner Dielehner scherzhaft. Doch wirklich zum Lachen ist den Anwohnern beim Thema Verkehrsinsel nicht zu Mute. Denn ihren Beobachtungen nach fahren die meisten Verkehrsteilnehmer zudem auch viel zu schnell. "Die wenigsten halten sich an die Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern. Besonders nach 22 Uhr rasen hier etliche Autos mit 80 bis 100 Sachen durch", sagt Reiner Dielehner. Und der Baustellen- und Lieferverkehr sei auch nicht viel langsamer: "Die sind im Schnitt mit um die 70 Stundenkilometern hier unterwegs", sagt Dielehner. Was sich dort abspielt, hat auch der TV schon beobachtet: Zügig rollen die Fahrzeuge an, sind dann von der plötzlich am Horizont auftauchenden Insel überrascht, kommen an dem Bauwerk nicht richtig vorbei, weichen entweder auf den schmalen Streifen "Radweg" aus, der von der Straße mit gestrichelten Linien abgetrennt ist, oder rattern eben über die Insel. "Das scheppert und kracht, besonders wenn die Anhänger der Laster leer sind und dann richtig darüber fliegen", sagt Schäfer. Was ebenfalls zur Geräuschkulisse der Insel-Anrainer beiträgt: Fahrer, die die Insel rechtzeitig erspähen, bremsen abrupt ab, um gleich hinter dem Bauwerk wieder aufs Gas zu treten. "Wie wollen die denn noch rechtzeitig abbremsen, wenn ihnen ein Kind vors Auto läuft?", fragt Hosp, der selbst Vater ist. Die Polizei hat inzwischen auf Anfrage der Stadtverwaltung eine einstündige Geschwindigkeitsmessung in der Trierer Landstraße gemacht. Ergebnis: Von den 93 Fahrzeugen fuhren bis auf zwei alle im zulässigen Limit. Ein Autofahrer war mit 63, einer mit 80 Stundenkilometern unterwegs. "Die Polizei wird auf Wunsch der Stadtverwaltung demnächst weitere Messungen zu anderen Uhrzeiten vornehmen und dabei auch den morgendlichen und abendlichen Berufs-, Baustellen- und Lieferverkehr sowie den Wochenendverkehr miterfassen", teilte der Pressesprecher der Stadtverwaltung, Ulrich Jacoby, auf TV-Anfrage mit. Zu einer Insel der Glückseligen wird sich das Bauwerk für die Anwohner dennoch wohl kaum entwickeln.

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