Die Last mit den Lastern

Der Bürgermeister hat ein Wahlversprechen eingelöst: Zwölfeinhalb Stunden lang hat er jeden PKW und LKW gezählt, der durch Hetzerath fährt. Das Ergebnis: knapp 740 Laster und etwas über 3780 Autos.

 Bürgermeister Otmar Mischo zählt einen Tag lang alle Fahrzeuge, die auf der L 141 durch Hetzerath fahren. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Bürgermeister Otmar Mischo zählt einen Tag lang alle Fahrzeuge, die auf der L 141 durch Hetzerath fahren. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Hetzerath. (sys) Bürgermeister Otmar Mischo sitzt seit 6.30 Uhr am Fenster an der stark befahrenen Hetzerather Kirchstraße (L 141) und zählt Autos und Lastwagen. Für eine gute Sicht auf die Straße haben ihm die Wortführer der "Bürgerinitiative für ein lebenswertes Hetzerath" ihr Wohnzimmer zur Verfügung gestellt. Schräg gegenüber auf dem Bürgersteig steht seit drei Monaten ein Geschwindigkeits-Messgerät. Jürgen Valentin von der Bürgerinitiative hat den Eindruck, dass nun viele Fahrer ihre Geschwindigkeit reduzieren. "Dass wir die Begrenzung auf 30 Stundenkilometer erreicht haben, ist ein Teilerfolg", sagt Mischo.

Aber die große Zahl der LKW, die täglich durch den Ort fahren, quält die Anwohner weiter. Durch die Gespräche mit den Firmen, die lieber durch Hetzerath als über die Autobahn nach Rivenich, Sehlem und Esch fahren, ist das Verkehrsaufkommen nicht geringer geworden - da sind sich die Anwohner Jürgen Valentin und Irmi Momper sowie der Bürgermeister einig.

Deshalb und weil er es vor der Wahl versprochen hat, sitzt Otmar Mischo nun einen Tag lang am Fenster und macht für jeden PKW und jeden LKW einen Strich in einer Liste. Es vergeht kaum ein Augenblick, in dem er nicht seinen Bleistift zücken muss. Mit größtem Ernst und höchster Genauigkeit hält er jedes Fahrzeug auf dem Papier fest. "Was hab ich mir hier angetan?", stöhnt er, aber er lässt sich nicht beirren. "Ich zieh' das hier bis 19 Uhr durch."

Irmi Momper verpflegt ihn derweil. Sie selber ist vor sechs Jahren aus dem Saarland in die Hetzerather Kirchstraße gezogen und bereut es. "Ich kann kein Fenster öffnen. Der Lärm und der Dreck sind nicht auszuhalten." Sie ist auf der Suche nach einer anderen Wohnung. Jürgen Valentin und Markus Lorenz haben auch schon darüber nachgedacht, ihr Haus an der L 141 zu verkaufen. Obwohl die Fenster dreifachverglast sind, werde er um 5.30 Uhr durch den LKW-Lärm wach, so Valentin. Es ist nicht nur der Lärm, der ihn ärgert. "Die LKW fahren auch die Bürgersteige kaputt", kritisiert er.

Mischo zählt an diesem Tag 3784 Personen- und 736 Lastkraftwagen. Mischo, Momper, Valentin und andere Anwohner sind sich einig: Die LKW-Fahrer haben den Bürgermeister bemerkt und sich über Funk gewarnt. Denn an anderen Tagen fahren, so die Einschätzung der drei, wesentlich mehr Laster durch den Ort. Den gleichen Verdacht haben die Anwohner auch, was die sichtbare Messung des Landesbetriebs Mobilität (LBM) im vergangenen Mai betrifft. Was bei dieser Verkehrszählung herausgekommen ist, konnte der LBM auch auf Nachfrage noch nicht mitteilen.

Otmar Mischo und die Anwohner der L 141 wünschen sich ein Durchfahrverbot für LKW wie im benachbarten Schweich. Solange das Land da nicht mitspielt, will Mischo an die Unternehmer appellieren, ihre LKW-Fahrer über die Autobahn zu schicken. Er plant bereits eine zweite Zählung, bei der ihn allerdings niemand entdecken werde. Die Ergebnisse nimmt er zur Diskussion mit in den Rat.

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