Die Odyssee von Kind Nr. 95

Die Stadtbücherei Wittlich lud zu einer Lesung mit Lucia Engombe ein. Die aus Namibia stammende junge Frau stellte ihr Buch mit dem Titel "Kind Nr. 95 - Meine deutsch-afrikanische Odyssee" vor.

 Nach der Lesung: Lucia Engombe, Elke Scheid, sowie Heinz Rinck, Dieter Burgard und Joachim Hennig (von links). TV-Foto: Martina Klein

Nach der Lesung: Lucia Engombe, Elke Scheid, sowie Heinz Rinck, Dieter Burgard und Joachim Hennig (von links). TV-Foto: Martina Klein

Wittlich. Die Journalistin Lucia Engombe lebt und arbeitet heute in Namibias Hauptstadt Windhoek. Sie wuchs im vom Bürgerkrieg zerrütteten Namibia unter katastrophalen Verhältnissen auf. Als der Vater verhaftet wurde und die Mutter in ein Lager kam, lernten sie und ihre Geschwister Gewalt und Hunger kennen. Sie irrte Monate im Wald umher, suchte nach Nahrung. "Aber nicht jeder Tag war ein schlechter Tag", erinnert sie sich bei ihrem Besuch in der Stadtbücherei Wittlich zurück. Man sieht Lucia Engombe den Leidensweg nicht an, den sie hinter sich hat. Nur das Taschentuch, an dem sie sich festhält, lässt die Spuren ihrer Kindheit erahnen. Im Alter von sieben Jahren wird sie in die damalige DDR geflogen, wo sie mit anderen Kindern zur "neuen Elite" des "unabhängigen sozialistischen" Namibias ausgebildet werden soll. Elf Jahre wird sie dort, getrennt von den weißen Kindern und getrennt von ihrer Familie und Kultur, verbringen.Koblenzer Ehepaar organisierte die Lesereise

Sie las nicht viel aus ihrem Buch an diesem Abend, sie erzählte ihre Geschichte, ein Stück deutscher und namibischer Zeitgeschichte. Dass Lucia Engombe in Deutschland ist, verdankt sie dem Ehepaar Rinck aus Koblenz. Ihre Geschichte hatte die Rincks sehr berührt und Erinnerungen an die frühere DDR geweckt. Deshalb beschlossen sie mit Unterstützung zahlreicher Freunde, unter anderem Joachim Hennig, Richter aus Koblenz, der zu Beginn der Lesung in die politischen Hintergründe Namibias einführte, sie nach Deutschland einzuladen und eine Lesereise zu organisieren. "Gemeinsam gegen Rassismus heißt unser Ziel. Lucia Engombe weiß, was es heißt Spielball politischer Aktionen zu werden", sagt Heiz Rinck. Auch Landtagsabgeordneter Dieter Burgard sprach sich bei der Begrüßung für dieses wichtige Ziel aus.

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