Die Osanner Lumpenglocke

Noch weit ins 20. Jahrhundert hinein wurde in den Dörfern der Eifel-Mosel-Region an Althergebrachtem festgehalten. So war in Osann die seit dem 19. Jahrhundert gewohnte Orientierung an der sogenannten "Lumpenglocke" eine Sitte, die generell beachtet worden ist.

Osann-Monzel. (ger). Wenn um 22 Uhr die kleine Kirchenglocke ertönte, dann war es auch für Erwachsene an der Zeit, den Heimweg anzutreten und sich zur Nachtruhe zu begeben. Dies hatte durchaus pragmatische Gründe. Denn fast alle Osanner waren bis in die 1960er Jahre in der Landwirtschaft tätig und mussten frühmorgens zum Füttern der Tiere in den Stall. Die "Lumpenglocke" war zudem Hinweisgeber für weitere dörfliche Anlässe, wie einem Beschluss des Gemeinderates vom Februar 1952 entnommen werden kann: "Die Gemeindevertretung Osann beschließt, zur Beschaffung von Kirchenglocken einen Zuschuss von 5000 DM zu gewähren. Der Zuschuss wird gewährt unter dem Gesichtspunkt, dass seit altersher in der Kirche von Osann eine sogenannte Gemeindeglocke vorhanden war, die schon von der Zivilgemeinde für das Läuten im täglichen Leben des Dorfes verwandt wurde, zum Beispiel Beginn der Weinlese, Mittagszeit, abendliches Zehn-Uhr-Läuten, bei Versteigerungen, Hebeterminen der Amtskasse usw." Das Läuten der Lumpenglocke war 1837 in Osann eingeführt und bis in die Zeit um 1970 betrieben worden. Denn laut Pfarrchronik schrieb Amtsbürgermeister Kirsten 1837 an den Osanner Pfarrer, dass zur "Erlangung der in Osann ausgearteten Nächtlichen Ruhe, welche durch Abendschwärmereien auf den Straßen in letzter Zeit so häufig gestört wurde", zur Einhaltung der Polizeistunde um zehn Uhr abends die große Glocke der Pfarrkirche geläutet werden sollte.

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