Die Parole: „Wittlicher! Maacht eisch ahl bei!“

Wittlich. · Drei mal Elf und zwei mal Elf: Das ergibt für Fastnachtsrechner so etwas wie doppelte Goldene Hochzeit und damit eine große Galasitzung. Sie ist am 15. Oktober im Eventum. 25.000 Euro kostet das Ereignis. Doch der Vorsitzende der Narrenzunft Rot-Weiß- Günnes Eller will schwarze Zahlen sehen, deshalb wirbt er für das Ereignis: „Maacht eisch ahl bei!“

Kult ist deutschlandweit im Fernsehen der "Tatort". Fans kennen den Tatort "Mauerblümchen".
Kult ist in Wittlich die Kappensitzung. Fans kennen deshalb auch "dat "Mauerblemschi".

Das ist die Rolle von Günter, alias Günnes, Eller, Vorsitzender der Narrenzunft, auf der Bühne bei den legendären Abenden im Jugenheim St. Bernhard, auch "Wohnzimmaschi" der Wittlicher Spaßvögel genannt.

Der Mann, der dort dann gemeinsam mit dem Elferrat, allesamt in fescher rot-weiß-gestreifter Weste und chicem Strohhut, aufpasst, dass auf der Bühne alles klappt, hat momentan richtig viel zu verkraften, obwohl die Kappensitzungen für diese Session vorbei, auch Weiberdonnerstag und Umzug längst vorüber sind.

Denn jetzt kommt es für den Mann mit Strohhut richtig dicke: Fußball-Europameisterschaft, anstehende Teilnahme beim Traditionsprogramm der 50-Jährigen bei der Säubrennerkirmes und große Galasitzung 33 Jahre Narrenzunft Rot-Weiß am 15. Oktober, dem "mittelste Samsdaach än dä Herbstferien", wie er in lupenreinem Platt sagt.

Wie hält der Säubrenner die dreifache Belastung aus? "Indem ich schon 51 bin und beim Fußballspielgucken schon mal Eintrittskarten sortiere. 650 sind schon an unsere Mitglieder weg. Jetzt beginnt der freie Verkauf", sagt er. Wer dabei sein will: 858 Sitzplätze gibt es unten im Eventum, 177 bestuhlt auf der Galerie. Alle müssen besetzt werden, denn die anstehende Galasitzung ist auch ein finanzielles Abenteuer: "Wir haben Kosten von 25.000 Euro", sagt Eller. Deshalb werde man auch die Bewirtung selbst machen, um was zu verdienen.

In diesen Größenordnungen haben die Männer und der damals 18-Jährige nicht gedacht, als sie vor 33 Jahren die Narrenzunft unter dem Motto "Kreiau! Mia fängken wieda oon!" gründeten. Günnes Eller war der jüngste und "karnevalsbekloppt von daheim. Ich wollte immer auftreten."

1996 gab er dann sein Debüt als "Mauerblemschi". "Damals hieß es in der Zeitung über mich: ,Ein neuer Stern am Fastnachtshimmel.' Und jetzt, bei der letzten Sitzung, haben sie ,Urgestein' geschrieben. Urgestein! Das sollen sie schreiben, wenn ich mal 70 bin!"

Bis dahin kann noch viel Stadtpolitik durch den Kakao gezogen werden. Denn der "Tatort Wittlich" bietet den Rednern immer neue Fälle für die Bühne, ob der jeweilige Bürgermeister und Stadtrat, lokale Persönlichkeiten oder Bauwerke, wie neuerdings das Eventum. Dazu kündigt Günnes Eller an: "Wenn wir schon mal drin sind, wird es mit Sicherheit Thema sein. Ich meine, wozu brauchen wir ein neues Hallenbad? Mir könnten doch einfach das Eventum fluten!"

Seit 16 Jahren ist Günnes Eller nun Vorsitzender der Narrenzunft, deren Mission stets ist "einfach Fastnacht machen, wie auf dem Dorf. Ich würde mir nie 'ne Riesenfeder auf den Kopf setzen. Was mit vielen Garden und Gewehr, das ist nicht unser Ding." Die Wittlicher sind begeistert. Und es gibt keine Extrawürste: Bei den Karten haben erst die aktuell 780 Mitglieder den Vorzug, dann beginnt der freie Verkauf, und es gilt: "Bei uns gibt es keine Promis. Die sollen selbst die Karten kaufen, wie alle anderen auch. Fertig."
Die Sitzungen, früher fünf, heute drei mit je 250 Gästen, sind stets ausverkauft. Vor und während derselben brauche man vor allem eines: "Ruhe. Meine Arbeit besteht zu 90 Prozent aus Kaffeetrinken, telefonieren, trösten, die Befindlichkeiten kennen. Es stehen bei uns im Schnitt 140 Leute auf der Bühne, und jeder hat mindestens einmal was."

Das ist zur Galasitzung nicht anders. Viele haben sich jetzt extra in den Herbstferien Urlaub genommen, denn alles wird selbst organisiert, und das sei beim Eventum nicht wenig. Eller: "Das ist eine Turnhalle, nicht mehr, nicht weniger. Da müssen wir alles hinschaffen. Und alles mieten, jeden Stuhl, jeden Tisch." Vielleicht wird ja noch ein Schwimmbad draus. Kreiau.Extra

Zur Galasitzung am Samstag, 15. Oktober, 19 Uhr, Eventum werden "Legenden der Wittlicher Fastnacht wie Adi Kaspari oder Willi Oberholz" erwartet. Angekündigt sind auch: Stützen der Gegenwart wie Tratschweiber, Männerballett, Altstadtsänger, neue Sternchen wie die Garden der Schääl-Saidt oder die Becker-Family. Verpflichtet wurden zudem zwei Gastredner aus der Landeshauptstadt, bekannt aus Mainz bleibt Mainz und geistlicher Beistand, vermutlich katholisch. Zur besseren Sicht wird alles auch auf Leinwand übertragen. Es gibt Bewirtung. "Mia gän aal saat", so Günnes Eller.

Der freie Kartenverkauf hat im Alten Rathaus begonnen: Karten kosten 17,50 Euro im Saal und 12,50 Euro auf der Galerie (dort ohne Bedienung). Eller: "Et wär schien, wenn mia dat Dingen full bekimmten." sos

www.kreiau.de

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