Die Polizei für alle Fälle

WITTLICH. Was passiert hinterm Schlagbaum? Auf dem 16 Hektar-Gelände der Bereitschaftspolizei, 2. Abteilung Rheinland-Pfalz, "sitzen" mehrere Institutionen der Polizei. Speziell "die Bepo", die seit Beginn 1968 eine Art eigener Stadtteil bei Wengerohr ist, hat viele Aufgaben. Sie ist auch ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt.

Früher gab es in Wengerohr "nur" die Bepo. Jetzt teilt man sich das Gelände mit anderen Dienststellen (siehe Extra). In fast 40 Jahren hat sich einiges geändert. Egon Herres blickt zurück: "Damals wurden alle Bereitschaftspolizisten in Rheinland-Pfalz für den mittleren Dienst in Wengerohr ausgebildet." Das ist vorbei. Werner Funk, Leiter der Bepo im Wittlicher Stadtteil, sagt: "Seit 1996 ist unsere Aufgabe nicht mehr Ausbildung und Einsatz, sondern nur noch Einsatz." Die Ausbildung (nur mit Abitur) findet zentral auf dem Hahn statt. Nach dreijährigem Studium kommen die Anwärter zwei Jahre zur Bepo. Schichtdienst und auch Einsatz im Stadion

Ihr "Berufsalltag" ist vielfältig. Egon Herres sagt: "Wir sind keine reinen ,Bepoisten' mehr. Ein Drittel von uns ist immer im Einzeldienst und macht normalen Schichtdienst vor Ort." Und spezialisierte Bepo-Beamte kümmern sich in auch "Puffer-Funktion" für die Polizeiinspektionen eigenständig um Verkehrsprobleme, Tageswohnungseinbrüche, Drogenkriminalität. Werner Funk erklärt: "Unser Auftrag ist die Unterstützung anderer Dienststellen. Deshalb sind wir nicht nur bei Fußballspielen oder Demonstrationen im Einsatz. Generell sind wir überall schnell da, wo wir gebraucht werden. Und wenn es besonders schwierig ist, dann ist oft die Bepo gefragt." Zum Alltag gehört auch, dass Bepo-Beamte mit den Kollegen der Polizeiinspektionen zwei Monate zusammenarbeiten. So unterstütze immer ein Zug die Kollegen vor Ort. Ein Zug? Das ist eine der Einheitsgrößen: eine Gruppe sind zehn Polizisten, ein Zug drei Gruppen plus Führungspersonal und eine Hundertschaft 160 bis 170 Beamte. Viele Menschen, die perfekt zusammenarbeiten, das muss gelernt werden, eine Polizeikette bilden zum Beispiel. Um bei einer Demonstration zwei Interessengruppen auseinander zu halten, zu trennen, zu lenken, muss jeder Beamte vorher üben, sich im geschlossenen Verband zu bewegen - auf dem Gelände in Wengerohr ist dafür Platz. Geübt wird naturgemäß auch im Kopf: etwa mit stoischer Ruhe Provokationen zu begegnen. Die Palette von Einzeldienst vor Ort bis zum Einsatz in ganz Deutschland mache den Beruf spannend, findet Egon Herres: "Langeweile ist ausgeschlossen, und man kommt ganz schön herum." Allerdings sind die Großeinsätze meistens am Wochenende, viele davon nicht planbar. Ja und bleibt da nicht das Privatleben auf der Strecke? Egon Herres lacht: "Das sind alles junge Leute, die kriegen das schon hin." Im Beruf haben sie auch einiges zu meistern: Sie helfen bei Hochwasser, bei Vermisstensuche oder schicken ihre Taucher. Sie suchten zuletzt auch nach dem Vermissten nach dem schrecklichen Unfall bei Trittenheim. Dieses Wochenende geht es nach Gonzerath, wo sich die NPD niederlassen will und eine Demo angekündigt ist (der TV berichtete). Auch ohne Kriminalität, Krisen und Katastrophen macht sich die Bepo nützlich: Sie ist ein Wirtschaftsfaktor. Die Region profitiert vom Standort

Viele der Beamten wohnen in der Region, sie sind normale Verbraucher, die Geld ausgeben, die Bepo bietet Zivilisten Arbeitsplätze, und die schon älteren Gebäude sind eine Dauer-Baustelle, wovon auch Firmen der Region profitieren. Noch eine Frage: Wer säubert die vielen Uniformen, gibt es eine Bepo-Wäscherei? Egon Herres und Werner Funk blicken sich an: "Aber nein! Darum kümmert sich jeder selbst."

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